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In den Gebäuden werden zunächst rund 170 Mitarbeiter einziehen.

© dpa

Erster Teil der neuen BND-Zentrale eröffnet: Warten auf 007

Der Bundesnachrichtendienst eröffnet einen ersten Teil seiner neue Zentrale in Berlin-Mitte. Die Behörde will transparenter werden und dafür sollen die Mitarbeiter jetzt auch „mit ganz normalen Berlinern reden“.

Selbst die Palmen halten nicht mehr das, was sie versprechen. 22 Meter hoch strecken sich auf der Rückseite des neuen Hauptsitzes des Bundesnachrichtendienstes (BND) in Mitte zwei Stangen in die Höhe, an deren Spitzen Palmenblätter befestigt sind. Diese schlanke Konstruktionen sehen aus wie zwei extrem schlecht getarnte Funkmasten. Und genau das ist ihr Zweck: Sie sollen nur den Eindruck erwecken, als handele es sich um Abhörmasten. Kunst am Bau nennt man das und verantwortlich dafür ist der Nürnberger Künstler Ulrich Brüschke. „O Grad Breit“, hat er das Kunstwerk getauft, und es passt zum Versuch des BND, sich mit dem Neubau an der Chausseestraße auch ein wenig zu entmystifizieren und zu öffnen.

Am Montag wurde der Nordflügel des Gebäudekomplexes mit einem Festakt eröffnet, und BND-Präsident Gerhard Schindler sprach über seinen Nachrichtendienst als Dienstleister, für den mit dem Neubau eine neue Ära anbreche. „Wir sind in der Mitte der Hauptstadt angekommen, und für einen Dienstleister der politischen Entscheidungsträger in Regierung und Parlament muss das auch so sein“, sagte Schindler.

Drei Ziele verbindet er mit dem Neubau: Der BND solle näher an seinen Auftraggeber, die Politik, heranrücken, die Arbeitsabläufe sollen effizienter werden – und der BND will transparenter werden. Zwar spricht der BND über sich lieber von einem Nachrichtendienst und nicht von einem Geheimdienst, trotzdem ist Transparenz eine große Herausforderung für eine Behörde, die im Ausland Informationen mit Hilfe von V-Personen, Tarnfirmen und engen Kontakten zu anderen Diensten beschaffen muss und dabei sicher nicht immer alle Gesetze des jeweiligen Landes genau beachtet. Aber Schindler ist optimistisch: „Wir wollen einen BND zum Anfassen – und damit meine ich nicht die Mauern an der Chausseesstraße.“ So soll es beispielsweise ein Besucherzentrum geben.

BND-Neubau: Furchteinflößender aber Funktionaler Koloss in der Chausseestraße

Bis das soweit ist, wird aber noch einige Zeit vergehen. Ende 2016 soll das gesamte Areal fertig und der Umzug abgeschlossen sein. Jetzt sind erstmal nur 174 BND-Mitarbeiter von rund 4000 umgezogen. Die meisten kommen aus der bisherigen Dienststelle in Lichterfelde, die im Geschäftsbereich des Bundesinnenministeriums bleiben soll. Das Bundeskriminalamt soll ein Auge auf die Liegenschaft geworfen haben. Wer es böse mit dem BND meint, könnte behaupten: Jetzt haben sie das Parkhaus, die Lagerhalle und das Heizkraftwerk eröffnet – das würde vielleicht sogar am BER schon möglich sein. Aber beim BND-Neubau macht das einen wichtigen Teil aus: Es ist sozusagen das Eingangsportal.

Ein wenig furchteinflößend wirkt der Koloss von außen schon. Fassade und Fenster sind so abgeschirmt, dass man nichts belauschen kann, weshalb die Fenster so dunkel sind. Im Kern aber ist das Gebäude funktional, schlicht und ein bisschen gesichtslos. So ist es auch im Inneren. Lange Flure, weiße Wände und kleine Büros, an deren Schildern noch Strichcodes zu sehen sind, die aber demnächst durch die Namen der Mitarbeiter ersetzt werden. Jeder Schreibtisch kann elektrisch nach oben und unten gefahren werden, und jeder Mitarbeiter wird zwei Computer haben: einen für die interne und einen für die externe Kommunikation. Eine Klimaanlage gibt es nur für einige Sitzungssäle. Nur die Computer werden gekühlt, wofür im Keller riesige schwarze Rohre verlaufen. Außerdem gibt es ein Blockheizkraftwerk für den BND.

Der BND soll näher an die Berliner heranrücken

Unumstritten ist der Neubau nicht. In Pullach ist man nur mäßig begeistert, Bayern verlassen zu müssen. Der ursprüngliche Plan eines Komplettumzugs wurde aufgegeben, jetzt bleiben etwa 1000 Spezialisten, gewissermaßen der NSA-Teil des BND, dort. Die 4000 Mitarbeiter in Mitte werden vor allem mit der Auswertung von Informationen zu tun haben, die überwiegend im Ausland gesammelt wurden. Die Kosten sind gestiegen: von rund 700 Millionen Euro auf 1,3 Milliarden. Und der Zeitplan geriet auch schon mal durcheinander.

Mit dem Neubau ist aber nicht nur die Hoffnung verbunden, dass der BND näher an die Politik rückt, sondern auch näher an die Berliner. Zwar wird es auch eine Großküche geben, aber Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) verband die Eröffnung des Nordflügels mit der Hoffnung, dass die BND-Mitarbeiter in den Cafés der Umgebung mit „ganz normalen Berlinern über das Wetter reden“ werden.

Der BND eine graue Verwaltungsmaus? Nicht ganz

Der BND als ganz normale Behörde? Keine Schlapphüte, kein Richtmikrofone? Nix? So dramatisch wird es nicht kommen. Die Technik nimmt den größten Teil des neuen Gebäudes ein: 300 000 Kilometer Kabel sind verlegt, davon 20000 Kilometer Glasfaserkabel für den Datenverkehr. Ein gut gesicherter Zaun wird vor ungebeten Gästen schützen. Kameras filmen nahezu jeden Fleck des 260 000 Quadratmeter großen Geländes, was etwa 35 Fußballfeldern entspricht. Der BND mutiert auf jeden Fall nicht zur grauen Maus. Aber vom James-Bond-Image wollen sie weg.

So könnte das Gebäude von den Berlinern noch ein Spitzname verpasst bekommen, einen echten Tarnnamen bekommt es nicht. Der bisherige Sitz in Pullach nennt sich „Nikolaus-Camp“, weil er an einem Nikolaustag eingeweiht wurde. Insofern ist es gut, dass die Einweihung nicht an diesem Dienstag, dem 1. April, stattfindet. Und auch der Parkplatz mit der Nummer 007 ist nicht für einen Aston Martin reserviert.

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