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Vom Baden in der Havel wird zwar derzeit abgeraten, doch Berlin hat noch viele weitere Badestellen - wie hier den Wannsee.

© dpa

Fäkalienteppich: Polizei sucht den Havel-Verschmutzer

Der Badespaß entlang der Havel ist getrübt. Trotz des schönen Sommerwetters an diesem Wochenende wird bis Montag vom Baden im Berliner Südwesten abgeraten. Der Grund für die Verschmutzung ist noch unbekannt, doch nun ermittelt auch die Polizei.

Jetzt fahndet die Kriminalpolizei nach den Verursachern des Fäkalienteppichs, der seit Tagen auf der Unterhavel schwimmt. Ein Umweltkommissariat der Polizei hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet und Strafanzeige gegen unbekannt erstattet. Wie zuvor bereits die Wasserschutzpolizei und das Landesgesundheitsamt vermuten auch die Wasserbetriebe, dass die Verunreinigung nur aus dem illegal entleerten Fäkalientank eines größeren Schiffes stammen könne. „Die Fäkalien kommen definitiv nicht aus der Kanalisation“, hieß es, „das haben wir geprüft.“

Der Badespaß entlang der Havel, zwischen Grunewaldturm und Kladow, ist getrübt. Trotz des sonnigen Wetters und der Wassertemperaturen von 22 Grad wird am Wochenende vom Sprung in die Havel abgeraten. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) warnt wegen überhöhter Kolibakterienwerte weiterhin vor dem Baden an den sechs größeren Badestellen. „Das gilt mindestens noch bis Montag“, sagte Lageso-Sprecherin Silvia Kostner. Für die weiteren Strände Richtung Potsdam gilt keine Warnung, weil man davon ausgeht, dass die Verunreinigungen nach und nach absacken und sich in der Strömung verdünnen.

Befürchtungen, der Sturzregen und die Hagelschauer des Unwetters vom Donnerstagabend würden die Wasserqualität in der Havel noch zusätzlich verschlechtern, bestätigten sich nicht. Die plötzlichen Wassermassen verursachten zwar beträchtliche Überläufe aus den Mischwasserkanälen vor allem in die Spree und die Kanäle, für die Badestellen war dies aber laut Lageso „nicht relevant“.

Bilder: Berliner Sommerbäder

Jürgen Loch, Chef der Stern und Kreisschifffahrt, kann sich nur vorstellen, dass ein Frachtschiff die Fäkalien samt Toilettenartikeln ins Wasser entleert hat. Bei der regionalen Personenschifffahrt sei die Entsorgung der Tanks lückenlos organisiert. Loch: „Es gibt zwei Fäkalienentsorgungsschiffe, die für alle Reedereien zuständig sind.“ Sie pumpen regelmäßig die Tanks der Dampfer leer und leiten ihre Fracht dann in die Kanalisation.

Als sich am Donnerstagabend gegen 19.30 Uhr der Himmel über Berlin plötzlich verdüsterte und ein Unwetter quer über die Stadt zog – die Feuerwehr musste zu rund 50 Einsätzen ausrücken – , drohte sich die Wasserqualität an den ohnehin schon belasteten sechs Badestellen an der Havel noch weiter zu verschlechtern. Denn bei solchen Güssen laufen häufig die in Spandau und der Innenstadt vorhandenen Mischwasserkanäle über, die Regen und Haushaltsabwässer gemeinsam aufnehmen und in die Kläranlagen leiten. Der Überlauf gelangt durch sogenannte Notausläufe direkt in die Spree, die Havel und den Landwehrkanal. „Allerdings sind die Haushaltsabwässer in diesen von uns nach draußen geleiteten Wassermengen dann schon sehr stark verdünnt“, sagt der Sprecher der Berliner Wasserbetriebe, Stephan Natz.

Problematisch für die Havel wäre am Donnerstagabend vor allem der Notauslass an der Spandauer Altstadt gewesen. Denn dieser ist der einzige, der auf Berliner Gebiet direkt in den Fluss mündet. „Dort lief aber nichts über“, versichert Natz. An allen anderen Notauslässen an Landwehrkanal und Spree gelangten durch das Unwetter große Mengen verschmutzten Wassers nach draußen – insgesamt rund 44 Millionen Liter.

Ein Teil davon fließt zwar über die Spreemündung letztlich in die Havel, hat sich bis dahin laut Natz aber weiter verdünnt. Und positiv wirke sich auch das vergangene regnerische Wetter aus. „Die Straßen wurden permanent gewaschen, Dreck gelangte regulär in die Kanalisation.“ Dadurch habe das Unwetter zumindest viel weniger Oberflächenschmutz ad hoc in die Überläufe geschwemmt. Allein durch den Notstutzen an der Oberbaumbrücke liefen am Donnerstag acht Millionen Liter aus dem Mischkanal in die Spree. Dies wird aber bald der Vergangenheit angehören. Denn dort bauen die Wasserbetriebe nun für solche Fälle im Untergrund ein riesiges Rückhaltebecken. Die Brücke wird deshalb ab der kommenden Woche für zwölf Monate Richtung Kreuzberg gesperrt.

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