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Geklaut oder vergessen: Überall in Berlin: Fahrradschlösser ohne Räder

Der Niederländer Koos Staal fand nach einem Cafébesuch in Mitte sein Rad nicht wieder. Stattdessen hing sein verriegeltes Bügelschloss unversehrt am Pfahl. Was ist wirklich passiert?

Koos Staal verlor sein Rad auf rätselhafte Weise. Der Niederländer schloss sein neues Fahrrad der Marke Diamant mit einem als sicher geltenden Bügelschloss an einen Pfahl in Mitte. Eineinhalb Stunden später trat er aus einem Café und fand nur noch das Schloss wieder - es ließ sich noch öffnen.

Verdutzt machte sich Staal Vorwürfe, stellte seine Zurechnungsfähigkeit in Frage: Kann ein Mensch aus Nachlässigkeit statt seines Fahrrads nur das Schloss an einen Pfahl schließen? So muss es wohl gewesen sein, sagte er sich - Pech gehabt! Oder hat vielleicht doch ein Dieb mit geschickten Fingern und einem Dietrich das Schloss geöffnet, wieder verschlossen und sich auf das Rad geschwungen?

Trotz eines nagenden Schuldgefühls ging Staal am nächsten Tag zu einer Polizweiwache und gab eine Anzeige auf. "Nee, dit is ja irjendwie ooch komisch" antwortete man ihm auf die Frage hin, ob bei Fahrraddiebstählen öfter die Schlösser unbeschädigt und verschlossen zurückbleiben.

Doch bei seinem nächsten Berlin-Besuch machte Koos eine eigentümliche Entdeckung: Überall in der Stadt hängen Fahrradschlösser an Geländern, Ampeln oder Verkehrsschildern - ohne ein dazugehöriges Fahrrad. Günstige Spiralschlösser, die einfach mit einem Bolzenschneider zu öffnen wären hängen verschlossen neben hochwertigen Kettenschlössern. Wie kann das sein?

"Vielleicht sind es einige Berliner leid, auf dem Weg zur Arbeit ihre schweren Schlösser mitzuschleppen", mutmaßt Philipp Poll, Geschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Berlin. Poll kann sich vorstellen, dass diese Radbesitzer mehrere Schlösser an verschiedenen Orten parat halten.

Eine alternative Erklärung des ADFC-Geschäftsführers: Fahrraddiebe benutzen ein Gerät aus mehreren Zangen, mit dem sie Zylinder von Mittelklasse-Schlössern zügig öffnen können, ohne sie zu beschädigen. Nach der Tat haben sie keine Verwendung mehr für die geknackten Schlösser und schließen diese einfach irgendwo an. Peter Herold, Ansprechpartner der Berliner Polizei für den Radverkehr, kann sich auf Nachfrage keinen Reim auf diesen Sachverhalt machen.

Liebe Leserinnen und Leser: Welche Erklärung haben Sie für die vielen verriegelten Fahrradschlösser ohne Räder in Berlin?

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