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Cem Özdemir vermisst sein Fahrrad. Es ist so grün wie seine Partei.

© REUTERS/Hannibal Hanschke

Fahrraddiebstähle in Berlin: Cem Özdemir sucht sein Fahrrad

Das E-Bike des Grünen-Chefs wurde aus dem Hausflur gestohlen. Die Polizei empfiehlt, teure Räder mittels GPS-Sender zu sichern – ermittelt aber kaum noch.

Was haben Cem Özdemirs Fahrrad und eine Rüttelplatte von der Baustelle gemeinsam? Beide wurden geklaut. Und wo ist der Unterschied zwischen dem E-Bike des grünen Spitzenpolitikers und dem schweren Baugerät? Die Baumaschine hatte einen eingebauten GPS-Sender. Die Polizei ortete das Signal, nahm die Diebe fest und übergab die Rüttelplatte dem rechtmäßigen Besitzer.

In der vergangenen Woche wurde Özdemirs E-Bike in Kreuzberg aus dem Hausflur gestohlen, wie der Politiker am Montag im Bundestag erwähnte. Auf Twitter veröffentlichte er ein Foto des Rades und diesen Text: „Wanted! Mein „Dienstwagen“ wurde gestohlen. Erkennungszeichen: Giftgrün, emissionsfrei, Cabrio. Zuletzt gesehen in Berlin-Kreuzberg.“

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Die Polizei hat nach eigenen Angaben keine Hinweise auf das Rad. Als politisch motiviert wird die Tat nicht eingestuft. Die Chance, dass das Rad wieder auftaucht, ist rein statistisch gesehen gering. Von den 34 418 Fahrraddiebstählen, die im Jahr 2016 angezeigt wurden, klärte die Polizei genau 1203 auf. Das entspricht einer Aufklärungsquote von 3,5 Prozent, in keinem anderen Deliktfeld war die Quote in den vergangenen zehn Jahren geringer. Bekanntlich ermittelt die Polizei bei Fahrraddiebstählen nicht mehr, sondern verwaltet die Anzeigen lediglich. Die Zahl der Taten hat sich in wenigen Jahren fast verdoppelt, die Belastung der Polizei in anderen Bereichen ist gestiegen. Mittlerweile wird der Bestohlene nicht einmal mehr so wie früher schriftlich informiert, dass das Verfahren erfolglos eingestellt wurde.

Soko "Hercules" in Potsdam

Einen anderen Weg ging Potsdam. Dort beschäftigte sich eine Soko „Hercules“, benannt nach der Fahrradmarke, mit dem Delikt. 2016 wurden in Potsdam 1836 Räder gestohlen – 105 weniger als im Jahr zuvor. Und die Aufklärungsquote stieg sprunghaft an – von sieben auf fast 24 Prozent. Die Soko wurde Ende 2016 aufgelöst, wegen ihres Erfolges.

2005 wurden 19 497 Räder in Berlin gestohlen gemeldet. 2005 war das Jahr, in dem ein anderer prominenter Grünen-Politiker Opfer von Dieben wurde. Unbekannte knackten im April vor dem Reichstag das Schloss von Ströbeles Herrenrad. Das Rad hatte zwar nur geringen Wert, war dafür aber durch viele Zeitungsartikel sehr bekannt. Pfiffige Fahrradkuriere entdeckten es auf einem Flohmarkt und kauften es für 20 Euro zurück. Ströbele war froh.

Da waren sie noch ein Paar. Cem Özdemir nutzte sein E-Bike auch im Bundestagswahlkampf.
Da waren sie noch ein Paar. Cem Özdemir nutzte sein E-Bike auch im Bundestagswahlkampf.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Ein gutes Schloss ist am wichtigsten

Angesichts ihrer mauen Erfolgsbilanz setzt das Präsidium auf Prävention. Das Wichtigste ist natürlich ein gutes Schloss – mit dem das Rad an einen festen Gegenstand angeschlossen werden soll. Özdemir hatte das Rad zwar „zweifach“ abgeschlossen, das nützt aber nichts, weil das Rad einfach weggetragen werden kann. Dies macht keinen Lärm und fällt nicht weiter auf. Die Täter fahren mit Kastenwagen vor, zum Beispiel an Bahnhöfen, und laden ihre Beute auf. Die Schlösser können später in Ruhe geknackt werden. Da Räder immer teurer werden, steigt auch der Schaden. Nach Polizeiangaben erhöhte sich der Wert eines gestohlenen Rades gegenüber dem Jahr 2015 von 571 auf 589 Euro. E-Bikes kosten oft zwischen 2000 bis 3000 Euro. Hochwertige E-Bikes werden mittlerweile zum Teil nur wegen der teuren Teile gestohlen. Wenn das Schloss zu stabil ist, sägen die Täter einfach den Fahrradrahmen durch – wie Opfer mit Schrecken feststellen konnten. Diese Räder tauchen als Ganzes dann nie wieder auf.

Was bringt ein GPS-Sender?

Auf Twitter bekam Özdemir den Tipp, mal bei Ebay nachzusehen – wird nur der Akku angeboten, nützt das nichts mehr. Deshalb geht die Polizei mit der Zeit und empfiehlt für gute Fahrräder sogenannte „Tracker“ – also einen GPS-Sender, wie ihn auch die Rüttelplatte hatte. „ Ortungstechnik per GPS-Satellitenlokalisation kann eine sinnvolle Ergänzung sein, zumal der Markt hier sehr dynamisch ist und verschiedene Lösungen in allen Preiskategorien anbietet“, teilte die Polizei mit. Zum Teil können die winzigen Geräte Alarm schlagen bei Diebstahl. Alles Einstellungssache: Entweder schrillt es, wenn der Rahmen nur berührt wird, oder wenn das Rad einen zuvor eingestellten Bereich verlassen wird. Es gibt auch stille  Geräte, die sich im Fall des Falles orten lassen. Nachteil ist: Die im Rahmen versteckte Technik benötigt Energie – der Akku muss also regelmäßig geladen werden. Oder der Peilsender ist im Rücklicht versteckt und lädt sich so automatisch. Diesen Ort kennen natürlich auch Diebe – und zertreten als erstes das Rücklicht. Wie ein Opfer formulierte: „Diebe sind nicht blöd. Die sind nur böse.“

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