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Berlin: Feiern wie die Bayern

Wie gewohnt gewinnt Berlin die Stadtwette in Thomas Gottschalks „Wetten dass …?“

Wenn Japaner verlangt werden, gehen da auch Chinesen? Egal, der Versuch, die fernöstliche Reisegruppe auf dem Alexanderplatz zum Mitmachen bei Thomas Gottschalks Stadtwette zu bewegen, war ohnehin fehlgeschlagen. Was ein braver Chinamann ist, der mogelt nicht.

Das würde knapp werden. Eine Stunde Sendezeit von „Wetten dass …?“, live aus dem Velodrom, war bereits vergangen, und noch immer tat sich nichts am Brunnen auf dem Platz. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit war zwar mittlerweile eingetroffen, verbreitete wie zuvor gegenüber Gottschalk Vertrauen in seine Berliner, nur fehlten eben die Damen und Herren in zünftiger Tracht. Ein Oktoberfest, so die Aufgabe, sei bis zum Ende der Sendung auf die Beine zu stellen, mit 100 Berlinern oder auch Zugereisten in bayerischer Tracht, mit 50 schunkelnden Japanern, mit Tischen, Bänken, einem vom Regierenden anzustechenden Bierfass sowie einer Blaskapelle, die möglichst den Bayerischen Defiliermarsch spielen sollte.

Die zahlreich angerückten Schaulustigen waren geteilter Meinung: Schaffen wir nie, so die eine Fraktion. Wir Berliner sind erfinderisch, konterte die andere. Doch endlich, etwa zur Halbzeit, traf unter dem Jubel und Johlen der Zaungäste die erste Trachtengruppe ein, 15 Mode-Bayern, angeführt von Markus Zens aus der Kreuzberger Wrangelstraße. Dort in der Nähe gebe es gerade ein Oktoberfest, verkündete er, da seien sie kurzentschlossen losgezogen.

Während sich auf dem Platz die Wende zum Guten anbahnte, kam Bernd Strasser aus Gomadingen am Potsdamer Platz langsam wieder zu Puste. Am Seil 100 Meter in fünf Minuten hochklettern, so hatte er es sich vorgenommen. Wettpartnerin Alexandra Maria Lara, im Film „Der Untergang“ Hitlers Sekretärin, hatte er überzeugt, sie traute es ihm zu, wie sicher auch die meisten der rund 400 Schaulustigen, die den anfangs zügigen Aufstieg beklatschten und bildschirmtauglich aufschrien, als Strasser, der mit einer zweiten Leine gesichert am Bahn-Tower hing, sein Aufstiegsseil zweimal abschnitt. Nur reichte es dann leider doch nicht ganz.

Viertel vor zehn dann vom Alexanderplatz Wowereits Hilferuf: „Wir brauchen noch dringend Japaner.“ Etwa 2000 Zuschauer umringten mittlerweile das zum Oktoberfestgelände erklärte Areal, in dem es schon sehr weiß-blau zuging, mit Bayern aus Schöneberg oder aus Pankow, austaffiert mit kompletten Bajuwaren-Dress oder auch bescheiden mit Fahnen und Bierseideln drapiert. Nicht jeder konnte wie Fritz Hartmann, Inhaber des „Weißen Rössl“ in Lichterfelde, gleich die Haxen aus dem Ofen holen, zum Bierfass greifen und mit fünf weiteren Berliner Bayern lossausen.

Gegen 22 Uhr 30 waren eigentlich alle Bedingungen erfüllt. Japaner wie die Studentin Magda Zen, von ihrem deutschen Freund alarmiert, blieben aber selten. Aber gewonnen hat Berlin die Wette natürlich trotzdem, die Japaner seien so klein, gab Gottschalk großmütig zu bedenken. Leider gab es am Ende der Sendung dann noch einen Störer, der irgendwas von Kirchenaustritten brüllte. Damit ist Berlin ja leider geschlagen. ac/chr

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