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Auch im "Camp der Diskriminierten" in Kreuzberg wird protestiert. Turgay, Journalist und Flüchtling aus der Türkei, hat Sehnsucht nach seiner Familie – und will doch aushalten in seinem kleinen Zelt am Oranienplatz.

© Georg Moritz

Flüchtlinge am Oranienplatz: Camp in Kreuzberg bleibt vorerst

Die Flüchtlinge am Oranienplatz rüsten ihr Camp für den Winter auf. Der Bezirk ist damit einverstanden - auch wenn noch gar nicht klar ist, wie lange die Flüchtlinge bleiben wollen.

Trotz frostiger Temperaturen wollen die Flüchtlinge weiter auf dem Oranienplatz campieren und haben ihr Lager jetzt winterfest gemacht. Mit Isomatten und Styropor haben sie die Wände der Zelte gegen die Kälte isoliert, die Fußböden wurden unter den Holzpaletten mit Stroh ausgelegt. Fast alle Zelte werden mit Gas- und Holzöfen beheizt. Bislang hat das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg das Camp auf dem Oranienplatz bis zu einer endgültigen Entscheidung geduldet. Die Flüchtlinge hatten zunächst einen Antrag auf Sondernutzung des öffentlichen Straßenraumes bis zum 30. November für rund 150 Menschen, zehn Zelte und einen Sanitärcontainer gestellt.

Am Dienstag stand der Verlängerungsantrag der Flüchtlinge auf der Tagesordnung der Bezirksamtssitzung. „Wir haben einheitlich beschlossen, die Duldung zu verlängern“, sagte Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne). Die Nutzer müssten nun nur noch den entsprechenden Antrag auf Verlängerung stellen. „Die Flüchtlinge haben sich bewusst für Kreuzberg entschieden, weil sie sich hier sicher fühlen“, sagte Schulz. Zur Dauer der Verlängerung konnte er noch nichts sagen: Man müsse erst mit den Flüchtlingen sprechen, wie lange sie bleiben wollten.

Die Kosten für die sanitären Anlagen (Toilettenwagen), Strom, Gas und die wöchentliche Müllabfuhr des Camps zahlen die Flüchtlinge nach Angaben von Schulz selbst. Das Bezirksamt stelle lediglich den Platz zur Verfügung. „Wir finanzieren die Gebühren aus Spendengeldern“, sagt ein Sprecher des Camps.

Das Ziel der Flüchtlinge, die seit 6. Oktober am Oranienplatz und am Brandenburger Tor campen, sind bessere Bedingungen für Asylbewerber, unter anderem eine Abschaffung der Residenzpflicht und der Sammelunterkünfte. Bisher haben schon einige Politiker das Camp besucht, grundlegende Veränderungen gab es noch nicht. „Wir wollen so lange hier ausharren, bis die Politiker endlich auf unsere Forderungen eingehen“, sagt Patras (33). Er kam vor zwei Jahren aus Uganda nach Passau und ist vor zwei Monaten 600 Kilometer in einem Protestmarsch von Würzburg nach Berlin gelaufen. Inzwischen leben etwa 70 Flüchtlinge im Camp.

Demnächst wollen die Flüchtlinge eine Aktion gegen Polizeigewalt und die Verletzung der Menschenrechte starten. In der Kritik steht auch der Einsatz der Polizei vor wenigen Tagen im Camp am Oranienplatz.

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