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So entspannt wie in dieser Flüchtlingsunterkunft in Heidelberg geht es nicht immer zu. Es kommt immer wieder zu Konflikten aufgrund der unterschiedlichen Religionszugehörigkeit der Flüchtlinge.

© dpa

Flüchtlinge und Religion: Das Kreuz wird zum Angriffsziel

In manchen Flüchtlingsheimen werden Christen von streng gläubigen Muslimen gemobbt. Auch in Berlin. Soll man sie getrennt voneinander unterbringen?

Viele Christen fliehen nach Deutschland, weil sie in ihren Heimatländern wegen ihrer Religionszugehörigkeit verfolgt werden. Doch in manchen Asylunterkünften werden sie erneut gemobbt und bedroht – von strenggläubigen muslimischen Flüchtlingen. Berliner Pfarrer sprechen von mindestens einem Dutzend Fällen. Etliche orthodoxe Christen fühlten sich deshalb von Deutschland im Stich gelassen, sagt Andreas Goetze, der in der evangelischen Landeskirche für den interreligiösen Dialog zuständig ist. Er wünscht sich „mehr Sensibilität für religiöse Fragen“ bei den Mitarbeitern der Erstaufnahmestellen und spricht sich dafür aus, Christen und Muslime, wenn nötig, getrennt unterzubringen. Das müsse man aber von Fall zu Fall entscheiden, sagt Goetze. Von einer generellen Trennung nach Religionszugehörigkeit rät er ab.

Die Religionszugehörigkeit darf bei der Aufnahme nicht erfragt werden

Doch so eine Trennung ist nicht möglich – schlicht weil die entsprechenden Informationen fehlen. „Beim Asylantrag wird nicht nach der Religionszugehörigkeit gefragt“, sagt Regina Kneiding, die Sprecherin der Gesundheitsverwaltung. Grund ist das deutsche Staats-Kirchen-Recht, das eine Trennung von Staat und Kirche vorschreibt. Kneiding ist auch keine größere Zahl von religiös bedingten Konflikten bekannt. „Man muss gar nicht direkt nach der Religion fragen“, sagt Pfarrer Goetze dazu. Viele orthodoxe Christen trügen ein Kreuz um den Hals. Oft sei die Verfolgung aufgrund der Religionszugehörigkeit ja auch der Asylgrund und die Schutzsuchenden würden das Thema von sich aus ansprechen.

Auch zwischen Sunniten und Schiiten kommt es in Flüchtlingsheimen immer wieder zu Spannungen. Hintergrund sind die Kämpfe zwischen den beiden muslimischen Konfessionen im Irak und in Syrien.

Jeder Asylsuchende darf erwarten, dass wir ihn/sie ohne Ressentiments bei uns aufnehmen. Im Gegenzug dazu dürfen wir erwarten, dass die Flüchtlinge sich über unsere Gesetze und Regeln des Zusammenlebens informieren und diese akzeptieren und sich integrieren.

schreibt NutzerIn Epikureer

„Entschiedener Gegner“ einer getrennten Unterbringung ist Peter Hermanns, Leiter des Flüchtlingsheims Allende II in Köpenick. „Wir predigen hier Toleranz. Dazu gehört auch Toleranz gegenüber anderen Religionen.“ Allerdings habe es in seinem Haus nur einen Konflikt gegeben. Zwischen einer zum Christentum konvertierten Familie aus dem Iran und einem Moslem gab es verbalen Streit.

Ganz klar für eine Trennung ist dagegen Murat Üzel, Pfarrer einer syrisch-orthodoxen christlichen Gemeinde in Tiergarten. „In Syrien führen Moslems Krieg gegen Christen, sie wollen alle Christen aus dem Land vertreiben, deshalb wäre es für beide Seiten besser, wenn sie getrennt würden“, sagte er dem Tagesspiegel.

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