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Er sollte über sein Buch „Der neue Tugendterror“ sprechen - doch Sarrazin kam nicht zu Wort.

© dpa

"Foyergespräch" im Berliner Ensemble: Sarrazin kommt auf eigener Lesung nicht zu Wort

Im Berliner Ensemble sollte Thilo Sarrazin am Sonntagvormittag über sein neues Buch „Der neue Tugendterror“ sprechen - doch er kam nicht zu Wort. Sarrazin-Gegner stürmten die Veranstaltung und lieferten sich ein lautstarkes Wortgefecht mit Sarrazins Fans.

Thilo Sarrazin kam nicht zu Wort. Eine Gruppe von 25 Störern verhinderte am Sonntagvormittag eine Lesung des früheren SPD-Finanzsenators im Berliner Ensemble in Mitte. Zu dem "Foyergespräch" hatte das Magazin Cicero in das Brecht-Theater eingeladen.

Vor der Tür hatten etwa 90 Personen an einer bei der Polizei angemeldeten Demonstration teilgenommen, etwa 10 Menschen war es gelungen in den Saal zu gelangen, 15 weiteren in das Foyer des Gebäudes. Sarrazin-Fans und -Gegner brüllten sich lautstark an. Die Theaterleitung gewährte dann einer Demonstrantin Rederecht, dennoch verließen die Störer anschließend das Theater nicht. Um 11.45 Uhr wurde das "Gespräch" abgebrochen.

Das Theater verzichtete nach Polizeiangaben auf eine Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs und eine Räumung durch die Polizei. Drei Personen wurden vor dem Theater vorübergehend festgenommen, und zwar wegen Beleidigung und versuchter Gefangenenbefreiung. Sarrazin verließ um 12.10 Uhr das Ensemble, zu dieser Zeit lief die Demo vor dem Theater noch.

Kritik am Brecht-Theater, das seine Räume zur Verfügung stellte

Wie berichtet, war am 24. Februar das neue Buch erschienen: „Der neue Tugendterror. Über die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland.“ Darin kritisiert Sarrazin den Meinungskonformismus in der Bundesrepublik, der stellvertretende Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier und Cicero-Kolumnist Frank A. Meyer wollten darüber mit Sarrazin diskutieren.

Doch Sarrazin hat seit seinem ersten Buch „Deutschland schafft sich ab“ aus dem Jahr 2010 viele Feinde, die ihn als "Hassprediger" beschimpfen. Aktuell empörten sich die Gegner auch darüber, dass das Brecht-Theater seine Räume zur Verfügung stellte. "Mit der Wahl des Veranstaltungsortes setzen Sarrazin und das ausrichtende Cicero-Magazin auf volle Konfrontation", heißt es in einem Demo-Aufruf auf einer linken Internetseite. Weiter heißt es: "Sarrazins Rassismus und Sozialchauvinismus sollen endlich auch die letzten Bastionen linker Kultur schleifen." Auch der Berliner SPD-Vorsitzende Jan Stöß teilte über Twitter mit: "Wenn wir ihn schon nicht loswerden: Ausgerechnet das Berliner Ensemble sollte dem nicht auch noch seine Bühne öffnen."

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