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Flaniermeile mit Schönheitsfehlern. In der Berliner Friedrichstraße wird ausgerechnet in der Vorweihnachtszeit gebaut.

© dpa

Einkaufen mit Hindernissen: Friedrichstraße: Boulevard der Baustellen

Ausgerechnet im Adventsgeschäft startet die BVG U-Bahn-Arbeiten in der Friedrichstraße. Anrainer sind empört und kritisieren den Termin als "denkbar schlechteste" Möglichkeit.

Nicht nur die Tauentzienstraße präsentiert sich im Advent wegen U-Bahn-Arbeiten als Großbaustelle – jetzt ist auch die Friedrichstraße betroffen: Von Mittwoch an bis zum 28. Dezember werden die Gehwege und Fahrbahnen dort an der Ecke Unter den Linden verengt. Denn als Vorbereitung für den ab März geplanten Bau des U-Bahnhofs Unter den Linden durch die BVG, verlegen die Berliner Wasserbetriebe neue Trinkwasserleitungen.

„Für den Wirtschaftsstandort Berlin-Mitte ist der Termin der denkbar schlechteste“, kritisiert die Interessengemeinschaft Friedrichstraße als Vertretung der Händler, Hoteliers und Gastronomen. Berliner und Touristen könnten vom Flanieren über den Boulevard abgeschreckt werden und Autofahrer die Gegend wegen drohender Staus meiden, fürchtet der Verein.

Die insgesamt drei Baustellen liegen vor dem Geschäftshaus „Upper Eastside“ am Boulevard Unter den Linden und an zwei Stellen vor dem „Haus der Schweiz“. Als Folge gibt es in der Friedrichstraße im nördlichen Kreuzungsbereich nur noch eine Fahrspur pro Richtung. Gesperrt wird auch ein Teil der Busspur Unter den Linden in Fahrtrichtung Brandenburger Tor. Fußgänger würden auf den „teilweise verengten“ Gehwegen „an den Baustellen vorbeigeführt“, teilte die BVG kurzfristig in einer schriftlichen „Anwohnerinformation“ mit. Dieses Schreiben erreichte die IG Friedrichstraße am 28. November.

Soeben hat der Verein den Vorstandschef der Wasserbetriebe, Jörg Simon, um eine Verschiebung der Arbeiten gebeten. Doch dafür scheint es zu spät zu sein, obwohl Simon eine Prüfung veranlasst hat. „Den Takt gibt aber die BVG vor“, sagt Unternehmenssprecher Stephan Natz.

Deren Sprecher Klaus Wazlak betont wiederum, der Termin stamme nicht von den Verkehrsbetrieben. Man bestehe nur darauf, dass alle Vorbereitungen für den Bau des Bahnhofs Unter den Linden, der ein Teil des Neubaus der U-Bahnlinie U5 zwischen Brandenburger Tor und Rotem Rathaus wird, bis März abgeschlossen sein müssen. Diesen Termin aufzuschieben sei unmöglich, da man gerade die Baufirmen mit Spezialmaschinen beauftrage und alles „auf den Tag genau geplant“ sein müsse. Ein Großprojekt wie die U-Bahn-Verlängerung gleiche „einem Sinfoniekonzert“, bei dem es auf den punktgenauen Einsatz jedes Akteurs ankomme. Die ursprünglich für 2017 geplante Eröffnung der U-Bahnlinie verzögert sich allerdings ohnehin – nach neuestem Stand wohl bis 2019.

Eigentlich hatten die Wasserbetriebe ihre Rohre bereits im vorigen Sommer verlegen wollen. Doch dann kam es laut Sprecher Natz zu unerwarteten Entwicklungen: Die Verkehrslenkung Berlin (VLB) habe verlangt, das Ende von Bauarbeiten in der Glinkastraße abzuwarten, um ein Stauchaos in der östlichen Stadtmitte zu vermeiden. Später sei dann auch noch Vattenfall beim Verlegen einer Stromtrasse in Verzug geraten, heißt es.

In dieser verfahrenen Lage ist eine schnelle Lösung nicht in Sicht – obwohl Vertreter des Handelsverbands, des Hotel- und Gaststättenverbands sowie der IHK Berlin bereits in einer Gesprächsrunde mit den Anrainern angekündigt haben, sich dem Protest anzuschließen.

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