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Bundespräsident Joachim Gauck empfängt den isländischen Präsidenten Olafur Ragnar Grimsson.

© AFP

Gauck empfängt isländischen Präsident: Staatsbesuch ganz ohne Ausnahmezustand

Bevor er ins Schloss Bellevue fuhr, schaute Islands Präsident Olafur Ragnar Grimsson beim Künstler Olafur Eliasson vorbei – ganz ohne Zaun und Scharfschützen.

So locker kann es bei einem Staatsbesuch auch zugehen. Am Dienstagmorgen empfing Bundespräsident Joachim Gauck den isländischen Präsidenten Olafur Ragnar Grimsson mit militärischen Ehren – so wie in der vorigen Woche US-Präsident Barack Obama. Obwohl ein Staatsbesuch protokollarisch sogar höher angesiedelt ist als Obamas offizieller Besuch, war der Aufwand in keiner Weise vergleichbar.

Am Montagabend rollte, begleitet von ein paar Polizeifahrzeugen, der Konvoi mit sieben schwarzen Limousinen und dem Präsidentenfahrzeug über das holprige Kopfsteinpflaster eines ehemaligen Fabrikhofs in Prenzlauer Berg. Es gab keine Absperrungen, nur ein paar junge Polizisten baten die Leute, die zum Empfang ins Studio von Olafur Elisasson strebten, kurz zu warten, bis der Präsident ausgestiegen war. Dann durften sie eintreten, ganz ohne Passkontrolle, und sich ins Gewühl in Eliassons Küche stürzen, wo auch Botschafter Gunnar Snorri Gunnarsson stand. Der Gastgeber war sichtlich überrascht, dass so viele seiner Einladung gefolgt waren. Aber schließlich ist der Künstler isländischer Herkunft, der in Island und Dänemark aufwuchs, weltberühmt, zum Beispiel durch die spektakuläre Installation von Wasserfällen im New Yorker Hafen vor fünf Jahren. Ausstellungen wie in Venedig, im Gropiusbau und die Fassade des Konzerthauses in Reykjavik mehrten seinen Ruhm.

Und nun begrüßte er den Präsidenten. Es sei eine Ehre, Gastgeber der ersten Station zu sein. „Wir sehen die Zukunft als ein Zeitalter der Kreativität“, sagte der Präsident. Später erzählte er, man habe ihn für verrückt erklärt, Bier mitzubringen nach Deutschland. Aber er hatte es doch getan, es stand in Eiskübeln bereit, alle tranken es direkt aus der Flasche.

Der Präsident der Akademie der Künste, Klaus Staeck, der vorige Woche sein Mandelhörnchen aus Sicherheitsgründen an der Absperrung hatte abgeben müssen, fotografierte hier ganz entspannt. Es folgte ein Gespräch über die Rolle der Literatur in Island, dann ein Konzert des „Skark Ensembles“, dem der Präsident und seine Frau Dorrit Moussaief im Stehen lauschten, während andere Gäste gemütlich auf den hölzernen Küchenbänken saßen.

Als sich die Kolonne zwei Stunden später wieder in Bewegung setzt, wird ein Fahrzeug zurückgerufen: „Der Außenminister bleibt noch.“

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