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Mit Fähnchen und Plakaten. Mehrere hundert Menschen demonstrierten am Kurfürstendamm – der Protest soll nun jeden Sonntag stattfinden.

© dpa

Gaza-Konflikt: Berliner demonstrieren für und gegen Israel

In Charlottenburg haben am Sonntag etwa 500 Personen ihre Solidarität mit Israel bekundet. Am Hermannplatz fanden sich 750 Personen zu einer pro-palästinesischen Kundgebung ein. Und die Proteste fangen gerade erst an.

Mehrere hundert Menschen protestierten am Sonntagmittag in Charlottenburg gegen die Raketenangriffe der Hamas auf Israel. Bei der Kundgebung auf dem Joachimstaler Platz am Kurfürstendamm sprachen unter anderem der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer und der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe. „Israel braucht und verdient diese Solidarität“, sagte Kramer. Er kritisierte, dass der „Raketenterror  seit Jahren verniedlicht“ wird. „Das sind keine Feuerwerksraketen, sondern tödliche Geschosse.“ Seit 2005 habe die Hamas 12 000 Raketen abgefeuert, „eine ganze Generation von Kindern wächst im Bunker auf“, berichtete Stephan Kramer. „Israel hat die Pflicht seine Bürger zu schützen.“

Gideon Joffe prophezeite, dass „der Islamismus untergehen wird wie Faschismus und Kommunismus“, aber wohl erst in Jahrzehnten. Scharf ging Joffe mit der SPD ins Gericht. Äußerungen von Generalsekretärin Andrea Nahles und dem Vorsitzenden Sigmar Gabriel aus den letzten Monaten seien eine „Schande für die SPD“. Gabriel hatte im März die israelische Palästina-Politik als „Apartheid“ diffamiert. Vor wenigen Tagen hatte Nahles von „gemeinsamen Werten“ zwischen der SPD und der Palästinenser-Organisation Fatah gesprochen.

Der in Jerusalem lebende Publizist und Journalist Ulrich Sahm setzte sich mit seiner Ansicht nach verbreiteten Vorurteilen gegenüber den militärischen Reaktionen Israels auseinander. Beispielsweise sei es „reine Gehässigkeit“, dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu damit „Wahlkampf“ zu unterstellen. In Wahrheit würden dem Politiker tote Soldaten nur schaden. Vielmehr sei das Handeln der Hamas Absicht gewesen. Ihre Angriffe auf israelische Soldaten und gegen die Zivilbevölkerung hätten die Offensive gezielt provoziert.

Gleichfalls unsinnig sei jene in der deutschen Presse immer wieder formulierte „Sorge“ um die Stabilität im Nahen Osten, sagte Sahm. „Wo bitte herrscht in der Region und in Nordafrika Stabilität?“ fragte er und ging namentlich alle Krisenherde durch, allen voran Syrien. Danach stellte er rhetorisch in den Raum: „Aber Stabilität ist wohl nur gegeben, wenn sich Juden ohne Gegenwehr terrorisieren und vielleicht abschlachten lassen.“ Zugleich monierte er, dass der Waffengang der Israelis sofort kritisiert worden sei, nicht aber, „wenn Raketen aus den Palästinensergebieten fliegen“.

Jochen Feilcke von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Berlin und Brandenburg sagte in seiner Rede: „Während deutsche Politiker am warmen Kamin nach Formulierungen suchen, ob die Gegenangriffe Israels verhältnismäßig sind, sterben Menschen im Raketenhagel der Hamas.“ Niemand wolle Raketen, Krieg und Gewalt. Allerdings könne es echten Frieden nur mit friedfertigen Menschen geben, wozu militante Palästinenser eben nicht zählten. „Seit nunmehr 64 Jahren führen die Palästinenser Krieg gegen Israel.“

Aufgerufen zu der Kundgebung hatten verschiedene pro-israelische Organisationen, nicht jedoch die Jüdische Gemeinde. Ab sofort soll jeden Sonntag eine Kundgebung dieser Art stattfinden, so lange Israel weiter vom Gazastreifen aus beschossen wird, hieß es. Unter den Demonstranten am Kudamm war am Sonntag auch der frühere Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU). Störungen gab es nicht.

Am späten Nachmittag demonstrierten dann 750 Menschen, darunter viele Palästinenser, gegen Israel. Sie zogen vom Hermannplatz zum Kottbusser Tor. Nach Polizeiangaben erlitt ein Demonstrant ein Knalltrauma, weil auf der Demo mehrere starke Böller gezündet worden waren. Weitere Zwischenfälle gab es nicht. Da nur 50 Teilnehmer angemeldet waren, musste die Polizei in aller Eile Verstärkung zum Hermannplatz schicken. In der linken Szene war zu dieser Demonstration, wie berichtet, nicht mobilisiert worden, sondern vor allem in der arabischen Gemeinschaft. (mit dapd)

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