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Verwandte des getöteten Jungen legten Blumen am Grab nieder.

© Fabrizio Bensch/Reuters

Update

Getöteter Flüchtlingsjunge: Berlin nimmt Abschied von Mohamed

Der kleine Mohamed, der vom Lageso verschwand und getötet wurde, ist in Gatow beigesetzt worden. Die Anteilnahme war groß.

Von Fatina Keilani

Am Ende kam sogar die Sonne heraus. „Gott, nimm dieses sündenfreie Kind zu Dir“, hatte der Vorsitzende der bosnischen Gemeinde zu Berlin zuvor gesagt. „In seinem kurzen Leben hat er all das Schlimme und Verdorbene dieser Welt kennengelernt.“ Der kleine Mohamed Januzi, vier Jahre alt und Kind bosnischer Eltern, ist am Donnerstagvormittag auf dem islamischen Teil des Landschaftsfriedhofs Gatow beerdigt worden. Nach einer Schätzung der Polizei waren mehr als 300 Trauergäste anwesend, darunter der Bürgermeister von Spandau, Helmut Kleebank (SPD), sowie der Spandauer SPD-Politiker und Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Raed Saleh.

Senator Mario Czaja (CDU) war nicht zu sehen, dabei hatte das Unglück vor seiner Behörde am 1. Oktober begonnen. Der kleine Mohamed war einfach von einem Fremden an der Hand weggeführt worden. Er wurde sexuell missbraucht und war schon einen Tag später tot. Die unübersichtliche Lage, die wochenlang vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) herrschte, hatte die Tat begünstigt.

"Dieses grausame Verbrechen, das ist nicht Deutschland“, sagte Bürgermeister Kleebank in seiner kurzen Ansprache. Wie viele der Trauergäste ihn verstanden, ist unklar. Es hatte zuvor Ansprachen auf Arabisch und Bosnisch gegeben; bei dem Großteil der Trauernden handelte es sich laut Polizei um Bewohner derselben Flüchtlingsunterkunft in Reinickendorf, in der die Familie des getöteten Jungen untergebracht ist. Die Familie war vor etwa einem Jahr aus Bosnien nach Berlin gekommen. Sie hat keine Aussichten auf einen Aufenthaltstitel. Ob sich daran durch den Tod des Jungen etwas ändert, vermochte die Innenverwaltung am Donnerstag nicht zu sagen. Die Duldung der Mutter läuft in vier Wochen ab.

Zum Begräbnis sind die Eltern des Jungen nicht erschienen. Um zehn Uhr morgens hatte sich die Trauergemeinde auf dem Friedhof versammelt. Bis 10.30 Uhr dauerte es, dann wurde der Sarg des Jungen, bedeckt mit einem grünen Tuch mit arabischer Schrift, aus dem Leichenwagen genommen und zunächst zu einem gen Mekka gerichteten Gebetsstein getragen. Nach dem Totengebet bewegte sich der Trauerzug in Richtung islamisches Gräberfeld, leise murmelnd, in grauem Niesel, mit raschelndem Laub unter den Füßen. An der Grube wurde der Sarg geöffnet, der kleine Körper des Jungen wie im Islam üblich ohne Sarg in das nach Mekka ausgerichtete Grab gelegt, gehüllt in ein weißes Tuch. Die Männer gaben den Ton an, sie standen um das Grab, betend, Sprüche murmelnd, die Frauen hielten sich eher im Hintergrund.

Die Polizei war so gut wie unsichtbar, man könnte auch sagen, sie hielt sich pietätvoll zurück. Ob die salafistische Szene vertreten sei, wollten die Beamten nicht kommentieren, dabei war es offensichtlich. „Heute ist ein Tag der Trauer“, blieb die Antwort. Der Tatverdächtige Silvio S. hat auch den Mord an dem sechsjährigen Elias aus Potsdam gestanden. Auch ihn erwähnte der Trauerredner: „Wir schließen den kleinen Elias in unsere Gebete mit ein. Mögen unsere Kinder in Frieden ruhen.“ Dann tat sich der Himmel auf. Die Sonne erschien.

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