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Hier spielt die Musik. So sehen die neuen Abfallbehälter im Mauerpark aus. Ein Sensor reagiert auf den Mülleinwurf, sofort ertönt ein Lied.

© Eva Kalwa

Müllentsorgung: Görlitzer Park und Mauerpark bekommen musikalische Mülleimer

Die müllschluckenden Jukeboxen sollen Parkbesucher zur richtigen Entsorgung ihres Abfalls anregen. Landet der Unrat in der Tonne, ertönt ein Lied. Der BSR-Eimer fängt manchmal aber auch einfach an zu singen, wenn jemand vorbeiläuft.

Der Senat hat eine neue Idee im Kampf gegen die Müllberge in Grünanlagen: Am Mittwoch wurden spezielle Abfallbehälter im Mauerpark und im Görlitzer Park aufgestellt, aus denen etwa zehn Sekunden lang Musik ertönt, wenn der Abfall hineingeworfen wird. Die Lieder heißen „Müll ist lästig“ oder auch „Müll in die Tonne, das rockt“. Eine gute Idee? Die Reaktionen im Mauerpark sind unterschiedlich. Die einen finden’s „witzig“, andere nennen es „Schwachsinn“, schließlich würden nur die belohnt, die eh ihren Müll wegbringen. „Ein Besoffener wird da nachts die Flasche nicht reinwerfen.“ Es gibt zudem ein merkwürdiges Problem: Die Musik ertönt schon mal, wenn Besucher einfach nur am Müllbehälter vorbeilaufen. Bis 11. Juli sollen die Behälter hängen bleiben.

Die Initiative „Kein Müll im Park“ des Senats hat einen ernsten Hintergrund. Die Menschen sollen ihre Hinterlassenschaften wieder mit nach Hause nehmen oder wenigstens in eine Tonne werfen. Das Projekt wurde vorgestellt von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD). Mit einem Online-Spiel „Trash it“ sollen zudem Kinder ihr Umweltbewusstsein schärfen, sie können dabei Preise wie kostenlose Musik-Downloads gewinnen (www.trashit.berlin.de). Im Hinblick auf die Erwachsenen lehnt die Senatorin Maßnahmen wie die Einführung von Bußgeldern als unrealistisch ab: „Weil es kaum möglich ist, jemanden auf frischer Tat zu ertappen. Und weil in den Bezirken das Geld und die Kapazität für zusätzliche Einsätze fehlt.“ Freigeschaltet wurde auch das Portal www.keinmuellimpark.berlin.de. Die Gesamtkosten: 60 000 Euro.

An schönen Wochenenden fällt in den 2500 Grünanlagen und Plätzen tonnenweise Müll an, der von den Grünflächenämtern kostenintensiv entsorgt wird. Allein im Tiergarten waren es am Osterwochenende 20 Tonnen, für deren Entsorgung der Bezirk Mitte 20 000 Euro aufbringen musste. Insgesamt kosten die Hinterlassenschaften den Bezirk 300 000 Euro im Jahr, mehrere Millionen Euro sind es in ganz Berlin. Ende April hatte die Bezirksverordnetenversammlung Mitte das Bezirksamt aufgefordert, das Grillen im Tiergarten zukünftig nur noch zuzulassen, wenn die Vermüllung deutlich abnimmt. Doch diese Idee ist laut Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) vom Tisch: „An so einem prominenten Ort gehört das Grillen einfach zum Lebensgefühl.“ Außerdem wisse man im Bezirk, dass viele Berliner auf die kostenlosen Freizeitmöglichkeiten in den Parks angewiesen seien. Tatsächlich gebe es auch nur ein Problem: Das große Müllaufkommen an den Sonntagen. Für diesen Tag fehle das Geld für zusätzliche Reinigungskräfte.

Von einem Grillverbot im Mauerpark hat Pankows Bürgermeister Matthias Köhne (SPD) noch nie etwas gehalten. „Gerade dieser Park eignet sich gut als Grillfläche, da sich in unmittelbarer Nähe keine Bebauung befindet“, sagt Köhne. „Natürlich ist es nicht Aufgabe des Bezirks, hinter den Menschen her zu räumen.“ Aber generell sehe er es positiv, wenn die Popularität des Parks durch das Karaoke, den Flohmarkt und die Erwähnung in Reiseführern wachse. 45 000 Menschen halten sich dort an einem schönen Sonntag auf. Neben den drei neuen müllschluckenden Jukeboxen der Aktion „Park Sound Projekt“ setzt Köhne auf acht ebenfalls neue unterirdische und krähensichere Müllcontainer, von denen jeder drei Kubikmeter fasst – allerdings wurden sie noch nicht von allen Besuchern entdeckt. Ordnungsstadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) begrüßt das bunte Treiben im Mauerpark ebenfalls: „Vor mehr als 20 Jahren war dort die Todeszone. Heute trifft sich hier die Jugend der Welt.“

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