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Gregor Gysi will sich gegen die aktuelle Flugroutenplanung einsetzen.

© dapd

Widerstand – mit allen Mitteln: Gregor Gysi will gegen neue Flugrouten vorgehen

Linken-Bundestagsfraktionschef Gregor Gysi will gegen die neuen Flugrouten vorgehen: Er wertet das Vorhaben der Deutschen Flugsicherung, Maschinen bei Ostwind über den Müggelsee zu schicken, als Affront gegen den Osten. Ein Interview.

Durch die jetzt geplanten Flugrouten wird Treptow-Köpenick besonders massiv verlärmt. Was tun Sie als direkt gewählter Wahlkreiskandidat, um den Menschen dort zu helfen?

Die Entscheidung ist ja noch nicht endgültig. Aber sie ist absolut nicht hinnehmbar. Die Bevölkerung muss jetzt Widerstand zeigen. Ich kann nicht akzeptieren, dass man sagt, wir schonen West-Berlin und schicken die Flugzeuge über den Osten – als ob der Müggelsee einschließlich der Bewohner drumherum keinen Wert hätte.

Wird der Krach auf den Osten konzentriert, damit der Westen seine Ruhe hat?

Ich sage nur so viel: Als das erste Mal vom Wannsee die Rede war, nahm Bundesverkehrsminister Ramsauer Stellung. Davor hat er nie ein Wort gesagt. Er hätte ja auch zum Müggelsee ein Wort sagen können.

Noch mal: Was können Sie als Volksvertreter für Treptow-Köpenick tun?

Meine Möglichkeiten sind begrenzt. Ich bin ja nicht in der Regierungskoalition, sonst könnte ich da Rabatz machen. Aber ich habe schon die Deutsche Flugsicherung angeschrieben und um ein Gespräch gebeten. Noch habe ich es nicht. Ich werde verschiedene Wege gehen, um eine Korrektur zu erreichen. Aber wenn ich das vorher öffentlich verbreite, habe ich gar keine Chance. Es ist so schon schwierig genug.

Was raten Sie den Betroffenen?

Man muss zeigen, dass man das nicht hinnimmt; wir brauchen stärkere Demonstrationen. Außerdem darf man Naturschutzgebiete nicht durch Lärm und Abgase so schädigen, wie es jetzt geplant ist. Dagegen kann und sollte man auch auf europäischer Ebene vor Gericht gehen.

Ist das Fluglärm-Dilemma mit dem Standort Schönefeld überhaupt lösbar?

Sperenberg wäre eine viel bessere Lösung gewesen. Auch bezweifle ich, dass Schönefeld ein Drehkreuz werden muss, an dem zwei Maschinen gleichzeitig starten. Außerdem haben wir ja noch die Chance, dass wir vom Bundesverwaltungsgericht ein vernünftiges Nachtflugverbot bekommen. Wenn das klappt, erledigen sich auch ein paar andere Dinge. Ich höre immer: Das muss sich rechnen. Dagegen würde ich sagen, die Gesundheit hat Vorrang.

Das Interview führte Stefan Jacobs

Gregor Gysi,

63, ist Rechtsanwalt und seit 2005 Fraktionsvorsitzender der Linken im Bundestag. Für einige Monate war er Wirtschafts- und Frauensenator in Berlin

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