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Mit Regencapes auf zum Großen Stern. Nicht alle Fahrradfreunde ließen sich vom Regenwetter abhalten.

© dpa

Update

Großereignis in Berlin: Rund 100 000 Teilnehmer bei Fahrrad-Sternfahrt

Trotz strömenden Regens machten sich zehntausende Radler auf in Richtung Großer Stern. Manch einer sehnte sich schon unterwegs nach einer heißen Dusche. Stattdessen goss es vom Himmel, und die Pfützen spritzten hoch auf.

Zehntausende rollten am Sonntag tapfer durch die Stadt und den Regen. Sie ließen sich ihre Sternfahrt unter dem Motto „Mehr Platz für Fahrräder“ auch nicht durch die Kälte vermiesen. Selbst zahlreiche Familien traten auf den 19 sternförmigen Routen in die Pedale mit vollbesetzten regendichten Radanhängern für die Kinder. Und Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) war auch dabei – allerdings erst beim Endspurt ab Ku’damm bis zum Ziel der Tour am Großen Stern im Tiergarten. Als die letzten in fast allen Berliner Bezirken oder in Brandenburg gestarteten Radler gegen 14 Uhr dort eintrafen, brachte sie der Minister mit Worten noch einmal in Schwung. „Das fahrradfreundliche Holland muss unser Vorbild sein“, rief er. „Wir brauchen mehr Radwege und eine Fahrradkultur, um Lärm und Emissionen zu senken.“

Es gab Applaus, aber auch skeptische Blicke. „Wenn doch den tollen Worten auch Taten folgen würden“, kommentierten Radler den Minister-Auftritt. Wie berichtet, sollen in Berlin die Mittel für die Sanierung holpriger Radwege von zwei auf eine Million Euro pro Jahr halbiert werden und die Gelder für neue Radwege von 3,5 auf 2,5 Millionen Euro schrumpfen. Deshalb war die Sternfahrt zugleich eine Protestdemonstration gegen die geplanten Kürzungen. Nach ersten Schätzungen des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), der die alljährliche Sternfahrt organisiert, nahmen etwa 100 000 Radler teil, die Polizei nannte am Sonntag keine Zahlen.

In aller Frühe, so kurz nach 6 Uhr, machten sich 50 Radler in Frankfurt/Oder auf den Weg. Als sie um 10.30 Uhr an der östlichen Stadtgrenze in Erkner auftauchten, waren sie „patschnass“, erzählte ein Teilnehmer. Doch fast alle hielten durch und vereinigten sich mit tausenden Berliner Stramplern, die nach und nach auf ihrer Route in Friedrichshagen, am Ostkreuz oder an der Grenzallee hinzu kamen. Allerdings kehrten unterwegs auch manche vorzeitig um – die meisten wohl mit durchweichten Klamotten.

Wer durchhielt, kam ungewohnt rasch auf den gesperrten Straßen voran. Und wer im Westen Berlins gestartet war, konnte sogar privilegiert auf der Avus den Schnellgang einlegen. Um die Mittagszeit gehörte die Autobahn mehreren tausend Radlern. Bei früheren Sternfahrten war das oft anders: Wenn die Sonne schien und noch mehr Radler zur Demo lockte, gab es dort sogar einen Fahrrad- Stau.

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club gab die Zahl aller Teilnehmer mit rund 100 000 an. Die Verkehrs-Informationszentrale hat ursprünglich von nur 3300 Teilnehmern berichtet, sich aber später korrigiert. Die von ihr unter Berufung auf die Polizei zunächst genannte Zahl von 3300 Teilnehmern der großen Fahrrad-Sternfahrt habe sich auf die Routen über die Avus und den Stadtring bezogen.

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