zum Hauptinhalt
Für vieles im Gespräch. Nach dem Kulturzentrum, das chinesische Investoren hier einrichten wollen, könnte auf dem Gelände des Pfefferbergs an der Schönhauser Allee das Guggenheim-Lab stehen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Guggenheim-Lab: Widerstand auch in Prenzlauer Berg

Mit der Standortverlagerung des "BMW Guggenheim Lab" kommen kritische Stimmen auch aus Prenzlauer Berg. Senatssprecher Richard Meng hält die Diskussion für "inhaltlich völlig daneben".

Noch wissen selbst die Betreiber des Kulturzentrums Pfefferberg nicht, ob sie den Zuschlag wirklich erhalten haben. Nach Informationen des Tagesspiegels soll sich die New Yorker Guggenheim-Stiftung für das frühere Brauerei-Gelände als Ersatzstandort für das „BMW Guggenheim Lab“ entschieden haben. Die Veranstalter hatten ihre Pläne, das Lab in Kreuzberg aufzubauen, nach Gewaltandrohungen von Linksextremisten aufgegeben. In Prenzlauer Berg reagierte man überrascht. Obwohl es noch keine offizielle Bestätigung gibt, kündigten Anwohnervereine auch dort bereits Gegenwehr an.

„Man kann Prenzlauer Berg nicht mit Kreuzberg vergleichen.“, sagt Pfefferberg-Geschäftsführer Andreas Kranhold. Er gehe nicht davon aus, dass Aktivisten versuchen würden, das Projekt – eine temporäre Ideenschmiede zur urbanen Zukunft – zu verhindern. Die Guggenheim-Stiftung sei nach wie vor sehr willkommen. Während sich Pankows Bürgermeister Matthias Köhne (SPD) nicht zu den Vorgängen äußern wollte, warb die CDU für den Standort Prenzlauer Berg. Johannes Kraft, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Pankower CDU-Fraktion, sagte, er rechne „nicht mit größeren Problemen.“ Es sei aber wichtig, den Anwohnern das Projekt genau zu erklären.

Der Anwohnerverein „Leute am Teute“ fühlt sich allerdings bei der Planung des Labs übergangen. Immerhin gebe es jetzt „aus Kreuzberg Handreichungen, wie man Investoren verschrecken“ könne, hieß es auf der Webseite des Vereins. Ein anderer von einigen Initiativen unterzeichneter offener Brief endet mit den Worten: „Prenzlauer Berg und Mitte brauchen kein BMW Guggenheim Lab.“ Die Guggenheim-Stiftung hatte den Standort Kreuzberg aus Angst vor Sachbeschädigungen aufgegeben. Zuvor war der Pfefferberg bereits als Standort favorisiert worden, wurde aber für zu klein befunden.

Der Senat führt vertrauliche Gespräche über den neuen Standort

Senatssprecher Richard Meng beklagte unterdessen die „absurde Diskussion“ um das Projekt, die keine Werbung für Berlin und „inhaltlich völlig daneben“ sei. Meng bat, „solche Einzelfiguren“, die gewalttätige Aktionen androhten, nicht überzubewerten. Für eine weltoffene Metropole wie Berlin sei es absolut wichtig, solche Debatten zu führen, die das Lab anstoßen wolle. In der Senatssitzung sei nur ein kurzer Sachstandsbericht gegeben worden. Jetzt liefen vertrauliche Gespräche über einen neuen Standort, sagte Meng. Den Pfefferberg als neues Domizil für das Projekt wollte der Senatssprecher nicht bestätigen. Er geht davon aus, dass die Veranstalter darüber in der ersten Aprilhälfte entscheiden werden.

Auch die Polizei wisse noch nichts von einem neuen Standort, erklärte Behördensprecher Stefan Redlich. Sobald die Entscheidung bekannt sei, werde eine Gefährdungsbewertung erstellt, wie zuvor am Standort Cuvrystraße in Kreuzberg. Dann würden auch die jüngsten Ankündigungen der Lab-Gegner berücksichtigt.

In Prenzlauer Berg hat es in den vergangenen Jahren kaum noch Proteste gegen eine Verdrängung alteingesessener Bewohner gegeben – anders als in Kreuzberg oder Friedrichshain. Der Stadtteil gilt unter Stadtplanern als weitgehend gentrifiziert und homogen. Dieser Einschätzung widerspricht Michail Nelken, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Pankower Linksfraktion. Prenzlauer Berg sei immer noch von „massiven sozialen Verdrängungsprozessen“ geprägt. Diese Prozesse würden auch die Diskussionen im geplanten Lab dominieren und Proteste hervorrufen.

Ähnlich sehen das die innenpolitischen Sprecher von SPD und CDU. „Die linke Szene ist vernetzt und beweglich. Die guckt sich nicht nur ihren eigenen Kiez an“, sagt CDU-Innenexperte Robbin Juhnke. „Gefahrlos ist es nirgends“, sekundiert sein Kollege von der SPD, Thomas Kleineidam. Am Mittwoch wollen sich Innensenator Frank Henkel (CDU) und Polizeipräsidentin Margarete Koppers auf Antrag der Piraten in einer Sondersitzung des Innenausschusses zum Thema äußern.

Zur Startseite