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Der Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) ist ein ebenso gefragter wie umstrittener Experte zu Integrationsthemen.

© dpa

Heinz Buschkowsky warnt vor Islamisierung: Der Chef sorgt sich um Neukölln - und wirbt für sein Buch

In einem Rundbrief schreibt der Neuköllner Bezirksbürgermeister als Gastautor über die Parallelgesellschaft: Religiöser Fundamentalismus breite sich massiv aus, schreibt Buschkowsky - und empfiehlt sein neuestes Werk.

Neukölln ist überall – und Heinz Buschkowsky auch. Seinetwegen hat die Redaktion des „Hauptstadtbriefs“ gerade mit sehr viel Leserpost zu tun. Denn in dem Rundbrief für „Entscheider, Multiplikatoren und Führungskräfte“ beschreibt der Neuköllner Bürgermeister quasi den Abschied seines Bezirks vom demokratischen Rechtsstaat zugunsten des islamischen Fundamentalismus. Nicht neu, aber in dieser Schärfe selbst für Buschkowskys Verhältnisse ungewohnt.

Man habe es „mit einer schleichenden Landnahme zu tun“, schreibt der Rathauschef: Muslime trügen die Religion so weit in den Alltag hinein, dass eine Parallelgesellschaft entstehe und sich der Fundamentalismus ausbreite „mit dem Ziel, eine andere Gesellschaftsordnung zu schaffen als die, die wir westliche Demokratie nennen“. Während das für viel Geld gebaute Elternzentrum mangels interessierter Eltern leer stehe, sei das nahe gelegene Pendant der salafistischen Al-Nur-Moschee täglich „brechend voll“ – ebenso wie die Koranschule mit 400 Plätzen. „Das macht mir Sorgen“, schreibt Buschkowsky und fordert: „Wir dürfen nicht einfach zusehen, wie Kinder, junge Männer, ganze Familien, die unter uns leben, zu den islamistischen Rattenfängern gehen und nicht wiederkommen.“

Konkrete Orte und Namen nennt der Bürgermeister nicht – nur den Titel seines zweiten Buches zum Thema, das im Oktober erschienen ist und unter dem Text mit Verlag und Ladenpreis erwähnt wird. Wer noch ein Weihnachtsgeschenk braucht und „Pegida“ nicht ganz abgeneigt ist, bekommt es also leicht gemacht.

In Buschkowskys SPD mochte sich am Montag niemand offiziell dazu äußern. Teilweise war der „Hauptstadtbrief“ – von den Herausgebern als „Pflichtlektüre im Deutschen Bundestag“ deklariert – noch gar nicht bekannt.

In der Verwaltung von Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) hieß es, Buschkowsky habe halt seine Meinung, und der Berliner Senat setze „eher auf Aufklärung und auf gute Angebote als auf Restriktion“. Fraktionschef Raed Saleh und Parteichef Jan Stöß mochten Buschkowskys Thesen auf Nachfrage am Montag nicht kommentieren. Aus der Fraktion war allerdings zu hören, dass der Beitrag ein Buschkowsky-Klassiker sei, weil deutlich schärfer formuliert als das Buch, das er bewerbe.

Immerhin erhält sich Buschkowsky die Empathie, die ihn vor allem von seinem blindwütig und zunehmend faktenfrei austeilenden Parteifreund Thilo Sarrazin unterscheidet. „Wir sind kein Gottesstaat“, schließt er. „Und ich werde tun, was ich kann, damit es auch nicht dazu kommt.“

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