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Schiffsreise. Im Juli wurde der Dampfer nach Wustermark gebracht. Foto: S. Stache/dpa

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Hertha BSC und der Dampfer: Käufer erhebt Vorwürfe gegen Vereinsführung

Der Hertha-Dampfer soll in Treptow anlegen. Um das Schiff entbrennt ein Machtkampf. Ein Käufer kritisiert die Vereinsführung.

Es ist ein alter, schrottiger Dampfer. Er ist 23 Meter lang, 4,80 Meter breit, etwas mehr als fünf Meter hoch und an die 100 Tonnen schwer. Er wurde 1886 zum ersten Mal zu Wasser gelassen. Vor allem aber: Nach dem Dampfer benannten die Brüderpaare Fritz und Max Lindner sowie Otto und Willi Lorenz am 25. Juli 1892 den heutigen Fußballklub Hertha BSC. Dieser angejahrte Dampfer ist also durchaus bedeutsam für den Bundesligisten. Der Dampfer, kurz: die Hertha, macht aber schon seit ein paar Jahren Ärger. Erst schaffte es der Klub nicht, sich mit dem Eigner des Schiffs auf einen Preis zu einigen, und als dies dann zwei Präsidiumsmitglieder übernahmen, gelang es aus diversen Gründen nicht, das Schiff fahrtauglich zu machen und rechtzeitig zum 125. Vereinsjubiläum im Sommer nach Berlin zu bringen.

Jetzt ist November und immer noch liegt das Schiff in Wustermark westlich von Berlin. Aber offenbar nicht mehr lange, wie das langjährige Hertha-Präsidiumsmitglied Christian Wolter dem Tagesspiegel sagte: „Der Dampfer ist technisch auf dem Stand, dass wir nun die letzte Genehmigung beantragen. Es dauert nicht mehr lange, dann wird die Hertha in Berlin anliegen.“ Interessant ist dabei der Aspekt, dass der Dampfer vorübergehend bei der Reederei Riedel im Bezirk Treptow-Köpenick unterkommt. Das dürfte wieder für Spott sorgen. Die Hertha würde dann sozusagen im Union-Land liegen, dem Zweitligisten, die beiden Klubs verbindet eine veritable Rivalität.

"Nicht jeder wünscht uns Erfolg mit der Hertha"

Aber mit Spott kennt sich Christian Wolter inzwischen aus. Wolter hatte mit einem weiteren Präsidiumsmitglied, Ingmar Pering, mittels einer Betreibergesellschaft das Schiff im vergangenen Jahr gekauft und viel Arbeit und Energie in das Projekt gesteckt. Doch die beiden schafften es nicht, die Hertha feierlich zum Jubiläum zu präsentieren, und auch die Finanzierung macht Probleme. Seit Anfang dieses Jahres konnten zunächst 1892 Aktien erworben werden. Aber wie zu hören ist, kam nicht genügend Geld zusammen. Die laut werdende Kritik an einer Überführung in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien kann Wolter nicht verstehen. „Dann gehört der Dampfer den Fans und keiner kann ihnen die Hertha nehmen. Das ist doch genial.“

Dass viel Kritik an Wolter und Pering aufgekommen ist, könnte auch daran liegen, dass ein Machtkampf um den Dampfer entbrannt ist. Glaubt man Wolter, gab es aus Kreisen der Hertha-Führung eine gezielte Medienkampagne gegen die beiden Käufer des Schiffs. „Es ist leider so, dass uns nicht jeder Glück und Erfolg wünscht mit der Hertha“, sagt der Mann, der seit 2007 Präsidiumsmitglied des Vereins ist. Ein deutliches Indiz dafür sei zum Beispiel auch, dass weder Gegenbauer noch Manager Michael Preetz oder Finanz-Geschäftsführer Ingo Schiller eine Aktie des Dampfers erworben hätten. „Das sagt doch schon alles“, schimpft Wolter.

Der Frust sitzt tief bei dem Mann, der dem Verein lange verbunden ist. Vielleicht aber wendet sich noch alles zum Guten, davon ist zumindest er selbst überzeugt. „Die Hertha wird noch im Gründungsjahr in Berlin anliegen. Das werden wir schaffen.“

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