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Homo-Denkmal

© ddp

Berlin: Homosexuellen-Denkmal eingeweiht

Im Berliner Tiergarten wurde das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen der Öffentlichkeit übergeben. Klaus Wowereit erinnerte daran, dass Diskriminierungen von Schwulen und Lesben auch heute noch an der Tagesordnung seien.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) hat am Dienstag in Berlin das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen der Öffentlichkeit übergeben. Die Erinnerung an die während der NS-Diktatur verfolgten Homosexuellen erfolge "in der Tat sehr spät", räumte Neumann ein. Die Einweihung des Denkmals sei vor allem Ausdruck der Überzeugung, dass in Deutschland die Diskriminierung von Homosexuellen, von Andersdenkenden und Anderslebenden keinen Platz mehr haben dürfe. Die Errichtung des Denkmals im Bezirk Tiergarten hatte der Bundestag am 12. Dezember 2003 beschlossen. Bei der Einweihung waren unter anderen Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) sowie die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Berlins, Lala Süsskind, anwesend.

Neumann bezeichnete das Denkmal als Zeichen einer "gereiften demokratischen Gesellschaft". "Das Gedenken an die eigene Vergangenheit lässt sich aber nicht von oben verordnen. Es muss in der Gesellschaft von selbst wachsen und sich weiterentwickeln", sagte der Kulturstaatsminister.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) betonte, dass die "gesetzliche Gleichstellung" Homosexueller noch nicht erreicht sei. Auch das Stigma der Abnormalität von Homosexualität existiere bis heute. Es äußere sich in Schwulenwitzen, Diskriminierungen am Arbeitsplatz und offener rechtsextremer Gewalt gegen Schwule und Lesben.

Für die Verfolgten kommt die Ehrung zu spät

Der Sprecher des Lesben- und Schwulenverbands in Deutschland (LSVD), Günter Dworek, erinnerte daran, dass für die Realisierung des Denkmals 16 Jahre lang gekämpft werden musste. Den Anstoß für ein offizielles Gedenken hatte der LSVD zusammen mit der Initiative "Der homosexuellen NS-Opfer gedenken" gegeben. Für die Verfolgten komme die Ehrung leider zu spät, sagte Dworek. Der letzte Überlebende der NS-Verfolgungen, Pierre Seel, sei im November 2005 gestorben.

Albert Eckert von der Initiative "Der homosexuellen NS-Opfer gedenken" wandte sich in seiner Rede an diejenigen, die den Beschluss für das Denkmal ablehnten und die es abstoßend fänden, wenn zwei Männer sich küssen. Gerade für sie sei dieses Denkmal gedacht, sagte Eckert. Dworek hatte zuvor darauf hingewiesen, das laut einer wissenschaftlichen Studie von 2007 ein Drittel der Deutschen es eklig finden, wenn sich Homosexuelle küssen.

Die am südlichen Rand des Tiergartens gelegene Gedenk-Stele entstand nach einem Entwurf des dänisch-norwegischen Künstlerduos Michael Elmgreen und Ingar Dragset. In dem schlichten, 3,60 Meter hohen und 1,90 Meter breiten Quader soll in einem Fenster ein etwa anderthalb Minuten langer Film mit zwei sich küssenden Männern zu sehen sein. Der Film soll alle zwei Jahre ausgetauscht werden. Bau und Unterhaltung des Denkmals finanziert mit 600 000 Euro der Bund. Das Land Berlin hat das Grundstück zur Verfügung gestellt und war für die Planung und Errichtung des Denkmals verantwortlich.

Karoline von Graevenitz[ddp]

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