zum Hauptinhalt
Nur für Zweibeiner? . . .

© Georg Moritz

Hundeweihnachtsmarkt: Kläffen, Winseln und Schnüffeln statt Weihnachtsmusik

Weihnachtsmusik? Fehlanzeige. Dafür kläffen hier die Hunde. In Grunewald öffnete der erste Berliner Hundeweihnachtsmarkt. Darauf hat die Hundehauptstadt gewartet.

Annika Weber ist heute Vorkosterin. Für ihre Collihündin Yetta. Und die Auswahl an Leckerlis ist überwältigend. „Wie wär’s mit einer Käse-Lamm- Kombi, einem Lachs-Kürbis-Happen? Oder hier, ein Thunfisch-Gemüse- Mix?“, fragt der junge Verkäufer am Holzstand die 26-jährige Chemiestudentin aus Schöneberg. Die lacht und knuspert testweise drauflos. Yetta macht „Sitz!“, behält Frauchen aber fest im Blick. Fies eigentlich. Schließlich ist das hier Berlins erster Hundeweihnachtsmarkt. Aber am Verkaufsstand von „Christels Kräuterleckerlis“ an der Pücklerstraße in Grunewald drängeln sich die Hundehalter und probieren erst mal selbst die „liebevoll gebackenen“ Teilchen „mit Zutaten aus der Region“. Dann zahlen sie, stecken die Tüten rasch ein. Klarer Fall: Auch für Yetta soll an Heilig Abend eine Überraschung unterm Christbaum liegen.

Warum eigentlich ein Hundeweihnachtsmarkt? In der christlichen Religion zumindest kommen die Schnauzen ja schlecht weg. „Du Hund!“ – das hat noch heute wie in biblischen Zeiten Wirkung. „Nehmt Euch in acht vor den Hunden!“, mahnt Apostel Paulus die Philipper. Aber das stört Dagmar Liepe kein bisschen. Die Besitzerin der Hundeboutique „Ally&Dotty“ in Wilmersdorf entdeckte vor einigen Jahren einen Hundechristmarkt in Zürich und dachte: „So was brauchen wir auch in der Hundehauptstadt Berlin.“ Einen Markt mit Herz und Schnauzen. Die Idee ließ sie nicht mehr los. Und an diesem Wochenende hat sie es vollbracht: Vermummt mit weißer Mütze, Schal, wattiertem Anorak steht die zierliche Geschäftsfrau am Sonnabend auf einem Freigelände am Ende der Pücklerstraße, dort, wo der Grunewald beginnt, und strahlt. Scharen von Zwei- und Vierbeinern sind im Anmarsch. Etwa zwanzig Buden haben die unterschiedlichsten Händler hier im Kreis aufgebaut. Sie bieten so gut wie alles an, was für den Liebling gut sein soll. „Ergonomische Hundehalsbänder“, unzerkaubare Frisbees, Trockenfutter. Ein Hund kann zwar keinen Wunschzettel schreiben, aber Möpsin Biene will vom pinken Hundesofa, das gleich neben der Glühweinbude als „Weihnachts-Sonderangebot“ steht, gar nicht mehr runter.

Minus vier Grad unter den Grunewald-Kiefern. Da packen sich Hundefreunde nicht nur selbst warm ein, sondern sorgen sich auch um ihre Lieblinge. Der Markt wird zur Hundemodenschau. Rhodesian Ridgeback-Rüde Blacky, groß wie ein Schäferhund, steckt im karminroten Pulli von der Stange, für Dackel Willi aus Schmargendorf hat Besitzerin Elise Wald den braunen Mantel selbst geschneidert. Und am Boden, unter dem Stehtisch, auf dem Glühwein dampft, haben Doggenmix Diego und Retreiver Bonito Nikolausmützen auf. Finden das aber nicht witzig. Wie lange braucht wohl ein Hund, um so ein Gummiband abzuschütteln?

Gegen 16 Uhr gehen die Lichterketten an. Weihnachtsmusik? Fehlanzeige. Noch nichtmal Jingle Bells. Aber Kläffen, Winseln, Schnüffeln. Ein Gewusel wie im Auslaufgebiet am Grunewaldsee. Eines aber fehlt auf diesem Markt. Ein paar Gratis-Leckerlis auch für die vielen Schnauzen, so zur Begrüßung, das wäre schon schön.

Hundeweihnachtsmarkt auch Sonntag, 10-18 Uhr, Pücklerstraße 54 in Grunewald.

Zur Startseite