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Otto im Interview: Ich bin’s, das Faultier

Der Zeichentrickfilm „Ice Age 4“ feiert heute Premiere: mit Mammut Manni, Säbelzahntiger Diego – und dem dusseligen Sid, gesprochen von Otto. Im Interview spricht er über die Tücken seiner Arbeit und darüber, dass Ehefrauen die Hunde immer mitnehmen.

Zu Berlin hat Otto Waalkes, bekennender Ostfriese, eine besondere Beziehung: „Ich habe alle meine Filme in Berlin gedreht.“ Wozu er ohne Weiteres auch Potsdam-Babelsberg zählt. Auch sein neuester Beitrag zur Filmgeschichte, kein Otto-Film im eigentlichen Sinne, wurzelt in Berlin. Zum vierten Mal lieh der 63-Jährige dem Faultier Sid seine Stimme, neben dem Mammut Manni und dem Säbelzahntiger Diego die dritte Hauptfigur der „Ice Age“-Reihe. Und wie die ersten Filme wurde auch „Ice Age 4 – Voll verschoben“ in Berlin synchronisiert. Am heutigen Sonnabend feiert der amerikanische Animationsfilm im Cubix-Kino am Alexanderplatz seine deutsche Premiere, am Montag dann kommt er in die deutschen Kinos, vielfach auch in 3-D. Über seine Beziehung zu Tieren und speziell zu Faultier Sid und über seine Arbeit als Synchronsprecher sprach Otto mit Andreas Conrad.

Herr Waalkes, wir wollen nicht unbedingt bei der Eiszeit anfangen, aber doch ein bisschen weiter ausholen. Hatten Sie als Kind eigentlich ein Tier?
Früher, als kleiner Junge in meiner Heimatstadt Emden, hatte ich einen Wellensittich, bei meinen Eltern in der Nachkriegszeit. Ich habe vergeblich versucht, ihm das Sprechen beizubringen. Später hatte ich immer Hunde, die sprachen auch nicht.

Besitzen Sie jetzt noch ein Tier?
Nein. Mit meiner ersten Frau hatte ich noch Hunde. Aber Ehefrauen nehmen immer die Hunde mit.

Neben dem Ottifanten ist das Faultier Sid das zweite Tier, das in Ihrer Karriere eine besondere Rolle gespielt hat.
Der Ottifant ist ja ein Fabelwesen. Hier aber spricht die grausame Realität: ein echtes Faultier.

Ice Age 4 - Der Trailer

Wie sind Sie zu der Rolle gekommen?
Vor zehn Jahren sind die Leute von der Fox (dem „Ice Age“-Verleih, Anm. d. Red.) gekommen und haben mir angeboten, einen Charakter zu sprechen. Ich dachte erst, ich sollte das Mammut sprechen. Bei Dickhäutern kommt es nicht so auf die Lippenbewegungen an, und ich bin ja kein routinierter Synchronsprecher. Einmal hatte ich, 1998 in dem Disney-Film „Mulan“, einen kleinen Drachen gesprochen. Das war interessant, mehr nicht. Das Angebot mit dem Faultier war mehr als das: Sids Grundoptimismus, sein naiver Charme, sein Versuch, das Beste aus jeder Situation zu machen – das hat mir gut gefallen, das entsprach meinem Wesen, eine Art Wahlverwandtschaft. Am Anfang ging es weniger um die Synchronisation, sondern mehr um den Versuch, eine eigenartige Stimme für Sid zu finden: (quengelt in dessen Stimme) „Manni, Diego, wo seid ihr denn alle?“ Das wich von der amerikanischen Originalversion etwas ab. Später sind wir dann in die USA geflogen, nach New York, haben mit der Produktion und anderen Synchronsprechern diese Variante diskutiert, und sie hat sich durchgesetzt.

Hat sich die Figur entwickelt über die zehn Jahre?
Das hing vom Drehbuch ab. Mal hat Sid Familie, mal nicht. Insgesamt wird er etwas reifer, erwachsener. Im letzten Film hatte er Mutterpflichten, jetzt hat er Großmutterpflichten – das heißt, er muss sich um seine Großmutter kümmern. Und die ist vielleicht eine Nervensäge!

Jeden Tag zehn Stunden, das ist schon anstrengend

Eigentlich ist Sid fast die Hauptfigur.
Ach, Hauptfiguren gibt es durchgehend drei, wobei allein Sid hauptsächlich für Komik zuständig ist.

Wie ist die Synchronarbeit? Dabei sind Sie ja meistens allein.
Das liegt in der Natur der Sache. Da ist das Riesenstudio, die große Leinwand, das enorme Mikrofon, ein kleines Pult, und dann noch eine Dame, die Kreuzchen macht, eins für jeden Take, knapp 800 sind es insgesamt. Dafür brauchst du eine Woche, jeden Tag zehn Stunden, das ist schon anstrengend. Denn im Unterschied zu den amerikanischen Sprechern, die das Drehbuch vom Blatt einlesen, woraufhin es dann lippensynchron animiert wird, bekommen wir hier das fertige Bild und müssen versuchen, den deutschen Text lippensynchron da hineinzufieseln. Das ist gar nicht so einfach. Zum Trost bleibt mir die Möglichkeit, eigene komische Einfälle miteinzuschmuggeln.

Wie frei sind Sie dann, und können Sie am Dialog noch feilen?
Frei bin ich, soweit Mimik und Gestik meiner Figur das zulassen. Feilen muss ich sogar. Im Original gibt es ja amerikanische Wortspiele, die man gar nicht wörtlich übersetzen kann. Da kommt dann Otto rein. Holleradio.

Wie viele Versuche benötigen Sie denn durchschnittlich pro Take?
So fünf, sechs, sieben, acht, ich bin inzwischen ziemlich gut darin. Ich hatte im Studio, bei Wenzel Lüdecke in der Mühlenstraße, aber auch einen sehr strengen Regisseur, der nichts durchgehen ließ.

Auch auf der Bühne arbeiten Sie als Solist. Kommt Ihnen da die Situation im Studio entgegen, verglichen mit der im Team?
Auf jeden Fall. Aber auch Ensemblearbeit bin ich vom Film gewohnt, ich habe sogar schon den Frosch gespielt in der ,Fledermaus’ (eine komische Sprechrolle in der Operette von Johann Strauss, Anm. d. Red.) Das war für mich schwierig, denn du musst nicht nur aufs Stichwort der anderen achten. Du kannst selbst auch nicht unbegrenzt improvisieren, sondern musst den anderen ihre Stichworte liefern. Wenn du das nicht machst, gibt’s gleich Ärger: ,Da kommt doch noch watt, watt lässte datt denn weg, watt fällt dir ein.“ Nur allein bist du frei.

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