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Ein bekanntes Berliner Gesicht: Der Schauspieler, Sänger und Moderator Ilja Richter.

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Ilja Richter: Quasselstrippe mit Charakter

Als ebenso altkluger Berliner Schlacks in Schlaghosen wurde Ilja Richter in der Kultfernsehsendung „Disco“ bekannt. Mittlerweile hat der Tausendsassa so ziemlich alles gemacht, was die Unterhaltungsbranche hergibt. Jetzt wird das Berliner Urgestein 60 Jahre alt: ein Geburtstagstusch.

Der Mann ist eine Nervensäge. War er schon immer. Dieser Wortschwall, diese Manierismen, das Aufgedrehte und die Kalauer, kurzum – keiner entkommt der Welle, die der komische Ilja Richter macht. Gerade neulich wieder, als der Gaslicht-Aktivist Künstlerfreunde und Berliner bei einem Benefiz-Abend in den Ku’dammbühnen für die Erhaltung des von im geliebten Lichtes mobilisierte. Nicht ganz unbekannte Leute wie Thomas Quasthoff, Katharina Thalbach oder Walter Plathe kamen, Richter, der am heutigen Sonnabend 60 wird, sang und moderierte.

Das hat er ja damals in den Siebzigern auch schon im Fernsehen getan. Als ebenso altkluger wie spilleriger Berliner Schlacks in Schlaghosen in der Kultfernsehsendung „Disco“. Die begründet seinen inzwischen in zwei ausverkauften Hallentouren recycelten „Licht aus, Spot an“-Ruhm. Vorher und nachher hat der am 24. November 1952 in Karlshorst geborene Sohn einer jüdischen Schauspielerin und eines kommunistischen Kneipiers so ziemlich alles gemacht, was die Unterhaltungsbranche hergibt. Schon mit neun Jahren spielt er im Renaissance-Theater, zwei Jahre später Musical im Theater des Westens, mit 16 hat der Kinderstar noch vor „Disco“ eine eigene Fernsehshow, er singt Chansons, spielt in Filmen, ist mit Marianne Rosenberg liiert, spricht Synchron, führt Regie, schreibt Hörspiele oder Kolumnen in der „taz“ und gewinnt immer mehr Statur als Charakterdarsteller. Etwa vor zwei Jahren am Schlosspark-Theater als muslimischer Kolonialwarenhändler in der Religionsverständigungsparabel „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“. Ganz zart und zurückhaltend spielte er da. Er kann auch still und er kann auch politisch, der ernste Ilja Richter.

Privat pendelt der Vater eines elfjährigen Sohnes zwischen seinem Büro in Charlottenburg und der Wohnung in Prenzlauer Berg. Natürlich ist er nicht nur Geburts-, sondern auch Herzensberliner. Momentan schreibt er an einem Buch übers Altern, heißt es. Im persönlichen Gespräch merkt man ihm auch nach 50 Bühnenjahren keine Verschleißerscheinungen an. Im Gegenteil, es ist ein großer Spaß. Richter ist Profi, der kann was ab. Sogar anhören, dass man ihn für affig hält. Da lacht er dann minutenlang und quatscht ansonsten ohne Punkt und Komma. Ilja Richter, eine Nervensäge? Ja! Aber eine zum Knutschen.

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