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Auch Bundespräsident Joachim Gauck wohnte der Einweihung bei.

© dpa

In der Nähe des Reichstagsgebäudes: Denkmal für ermordete Sinti und Roma eingeweiht

Das Denkmal halte dem Betrachter einen „Spiegel unendlicher Trauer“ vor, sagte Bundeskanzlerin Merkel bei der Einweihung des Denkmals. Ein Zeitzeuge, der bei der Zeremonie ebenfalls sprach, nutzte die Gelegenheit für scharfe Kritik.

Mit einem Festakt ist am Mittwoch in Berlin das Denkmal für die von den Nazis ermordeten Sinti und Roma eingeweiht worden. „Der Völkermord an Sinti und Roma hat tiefe Spuren hinterlassen und noch tiefere Wunden“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in ihrer Ansprache. Das Denkmal halte dem Betrachter einen „Spiegel unendlicher Trauer“ vor. Es trage das Schicksal des einzelnen Menschen „in unsere Mitte“ und mahne an die Verpflichtung, die Würde des Menschen zu achten - „und zwar in jedem einzelnen Falle“.

Der Völkermord an Sinti und Roma sei der „vergessene Holocaust“, sagte der Zeitzeuge Soni Weisz bei der Einweihung. Er berichtete vor den Zuhörern, wie er seiner Deportation ins Vernichtungslager Auschwitz entging, aber zuschauen musste, wie seine Eltern und Geschwister abtransportiert wurden.

Das Denkmal sei ein „Zeichen der Anerkennung des zugefügten Leids“, aber auch der Hoffnung, dass „Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus nicht mehr diese Formen annimmt wie in den dreißiger Jahren.“ Weisz kritisierte zugleich den Umgang mit Sinti und Roma in der Gegenwart. Die Gesellschaft habe „fast nichts“ gelernt.

Das von dem israelischen Bildhauer Dani Karavan gestaltete Mahnmal liegt in unmittelbarer Nähe des Reichstags. Es besteht aus einem zwölf Meter breiten, kreisrunden Wasserbecken mit einer dreieckigen Stele in der Mitte. Bei der Eröffnungszeremonie wurde diese vor den Augen der Festgäste nach unten versenkt und mit einer frischen Blüte darauf wieder in die Höhe gehoben. Diese Prozedur soll sich jeden Tag wiederholen.

Auf den Brunnenrand ist auf Englisch und Deutsch das Gedicht „Auschwitz“ des italienischen Dichters Santino Spinelli eingraviert, der selbst Roma ist. In eindringlichen Worten beschreibt das Gedicht das Leid der Holocaust-Opfer.

Neben dem Denkmal ist auf Tafeln die Chronologie des Völkermords an Sinti und Roma aufgezeichnet. Während der NS-Gewaltherrschaft wurden nach Schätzungen rund 500.000 Sinti und Roma systematisch verfolgt und ermordet. (AFP)

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