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Rundfahrten durch das soziale Berlin. Die Dienstwagen-Affäre bei der Treberhilfe.

© dapd

Insolvenzverfahren eröffnet: Die Treberhilfe ist pleite

Der Maserati rast nicht mehr durch Berlin, die Treberhilfe ist am Ende. Mit der Insolvenz der Hilfsorganisation wird eine Affäre abgeschlossen, die Anfang 2010 rasant an Fahrt aufnahm.

Die Treberhilfe ist pleite. Am Dienstag um 14 Uhr hat das Amtsgericht Charlottenburg ein Insolvenzverfahren über das Vermögen der gemeinnützigen Gesellschaft angeordnet. Die Treberhilfe hatte infolge der Maserati-Affäre um ihren früheren Geschäftsführer und Gesellschafter Harald Ehlert eine Debatte über die sachgemäße Verwendung öffentlicher Gelder durch soziale Einrichtungen ausgelöst. Ehlert hatte die Betreuung von Wohnungslosen und Jugendlichen zu einem florierenden Geschäft ausgebaut und war so zu einem üppigen Gehalt, zwei luxuriösen Dienstwagen und einer günstigen Wohnung in einer firmeneigenen Villa mit Seeblick gekommen.

Das Amtsgericht hat den Rechtsanwalt Christian Köhler-Ma von der Kanzlei Leonhardt als Insolvenzverwalter bestellt. Die Treberhilfe soll Verbindlichkeiten in Höhe von rund 4,5 Millionen Euro haben und knapp 150 Mitarbeiter beschäftigen. Dem stehen Immobilien im Betriebsvermögen gegenüber, neben der Villa in Caputh ein Frauenhaus in Friedenau sowie ein sanierungsbedürftiges früheres Schulgebäude in Schöneberg. Laut Handelsregister hatten die Immobilien im Jahr 2008 einen Wert von rund sechs Millionen Euro. Eines der Objekte war allerdings in diesem Jahr verkauft worden.

Mit der Insolvenz geht eine Affäre zu Ende, die Anfang 2010 mit einer rasanten Fahrt von Ehlert in dem über 110 000 Euro teuren Maserati Quattroporte auf einer Landstraße im Müritzkreis begann. Der vom Blitz erfasste Temposünder wollte den Fahrer seines Dienstwagens nicht nennen und auch kein Fahrtenbuch führen. Die eigentümliche Rechtsauffassung und die Luxuskarosse der gemeinnützigen Gesellschaft hatte die Aufmerksamkeit auf Ehlerts Geschäftsmodell gelenkt – und Kritik an der mutmaßlich fragwürdigen Verwendung der überwiegend aus Steuergeldern finanzierten sozialen Dienstleistungen ausgelöst.

Die Einsetzung eines Aufsichtsrats unter Beteiligung des Senats und der Sozialverbände scheiterte am Widerstand des Gesellschafters Ehlert. Wiederholt wechselten die Geschäftsführungen der Treberhilfe. Es folgten die Kündigung von Verträgen durch den Senat, die Gründung von Auffanggesellschaften für ehemalige Treberhelfer und zahlreiche Gerichtsverfahren. Mit der Insolvenz ist die Treberhilfe nun endgültig dem Einflussbereich ihres Gründers Harald Ehlert entzogen.

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