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Helmprobe. Berlins Polizei sucht Bewerber mit Migrationshintergrund.

© dpa

Integration: Polizei wirbt um Zuwanderer

Jeder fünfte Auszubildende bei der Berliner Polizei hat inzwischen einen Migrationshintergrund. Und es sollen mehr werden - vor allem auch im gehobenen Dienst.

Nein, Freitag war kein guter Tag, um die neuen Ansprechpartner der Berliner Polizei für interkulturelle Aufgaben vorzustellen. Und auch kein guter, um in einer Feierstunde im Polizeipräsidium die Erfolge der Integrationsbemühungen der Polizei in den letzten neun Jahren zu würdigen. Fast zeitgleich war im NSU-Untersuchungsausschuss bekannt geworden, dass ausgerechnet ein Informant des Berliner Kriminalamts ein mutmaßlicher Helfer des nationalsozialistischen Terrornetzwerks gewesen sein soll. Polizeivizepräsidentin Margarete Koppers warb deshalb in ihrem Grußwort umso mehr um Vertrauen und lobte Fortschritte der interkulturellen Kompetenz besonders beim polizeilichen Nachwuchs.

Tanja Knapp, Leiterin der Präventionsstelle der Polizei, zu deren Team die neuen Ansprechpartner für interkulturelle Aufgaben gehören, hatte ein optimistische Rede vorbereitet. Darüber, wie gut die Polizei schon in ausländischen Communities vernetzt ist. Darüber, wie die Polizei ihren Teil dazu beiträgt, dass „Menschen unterschiedlicher Weltanschauung, kultureller Prägung oder Religion“ friedlich zusammenleben. Erst wollte sie die Rede gar nicht halten. „Die Nachricht aus dem Ausschuss hat mich gelähmt“, sagt sie. Dann hat sie es doch getan. Es sei wichtig, das Vertrauen zu vergrößern.

Dazu gibt es laut Knapp berlinweit derzeit 27 Projekte, die etwa mit Moscheevereinen, Verbänden vietnamesischer Zuwanderer oder Gemeinschaften sowjetischer Spätaussiedler zusammenarbeiten. „Wir bringen Muslimas bei, Fahrrad zu fahren.“, sagt Knapp. Das gehöre zwar nicht zu den primären Aufgaben der Polizei, trage aber dazu bei, einander besser zu verstehen und Vorurteile abzubauen.

Für diese Initiativen gibt es jetzt eine Zentralstelle, an die sie sich wenden können. Doch die neue Stelle für interkulturelle Kompetenz soll auch behördenintern beraten und Missverständnisse ausräumen. Knapp betonte, dass seit Jahren der Anteil neuer Auszubildender mit Migrationshintergrund erhöht werden soll. Dafür werbe man bei Vereinen. Tatsächlich hat sich der Anteil von Migranten bei den Neueinstellungen 2012 im Vergleich zum Vorjahr auf 22,9 Prozent verdoppelt. 2006 waren es gerade sechs Prozent. Der Anteil Auszubildender aus Einwandererfamilien im gehobenen Dienst der Schutzpolizei etwa ist aber weiterhin konstant niedrig bei rund 10 Prozent.

Katja Sievert, die bei der Polizei für Einstellung verantwortlich ist, sieht die Entwicklung positiv. Der höhere Anteil liege aber vor allem daran, dass die Polizei den Numerus clausus für Bewerber abgeschafft hat, um mehr Menschen mit Migrationshintergrund eine Ausbildung zu ermöglichen. Auch Koppers sagte, sie wolle weiter an mehr interkultureller Kompetenz arbeiten. Und gerichtet an die anwesenden Amtsleiter: „Bitte verfahren sie ebenso.“

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