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Rechtsstreit: Interconti droht Umbenennung

Bälle, Promis, Präsidenten – das Hotel in Tiergarten ist ein Markenzeichen Berlins. Doch hinter den Kulissen wird gestritten.

Schock für die Berliner Hotelbranche: Der Name Intercontinental droht am 1. April aus der Stadt zu verschwinden. Denn die Hotelgruppe hat den Managementvertrag mit dem Pächter der Immobilie, der Neuen Dorint GmbH, zu diesem Termin gekündigt. Betroffen sind auch die Hotels in Köln und Düsseldorf, die ebenfalls von Dorint gepachtet sind; das Berliner Gebäude gehört der Union-Investment, die Häuser am Rhein anderen internationalen Immobilienfonds. Hintergrund dieses Schritts sind lang andauernde Rechtsstreitigkeiten, über die die Beteiligten „aus vertraglichen Gründen“ keine Angaben machen.

Ob das allerdings schon die endgültige Trennung ist oder nur ein weiterer Schritt in einem harten Poker ums Kleingedruckte, wagt derzeit niemand zu sagen. Bei Dorint in Köln hieß es, gegenwärtig würden weitere Gespräche geführt. Auch Jennifer Cox, die Präsidentin der Gruppe für Kontinentaleuropa, lässt noch alles offen. Sie sagte der Fachzeitschrift „Top-Hotel“: „Sollte eine Einigung trotz größter Bemühungen nicht möglich sein, kann die Intercontinental Hotels Group nicht länger mit der Neuen Dorint GmbH als Geschäftspartner zusammenarbeiten“. Insider erinnern daran, dass Interconti vor zwei Jahren mit viel Wirbel auch seinen Rückzug aus dem Hotel an der Hamburger Außenalster verkündet hatte – inzwischen geht dort nach einer großen Renovierung alles wieder seinen gewohnten Gang.

In einer Erklärung der Dorint-Gruppe hieß es am gestrigen Freitag lediglich, der Betrieb werde auf keinen Fall unterbrochen. Die Mitarbeiter sind sämtlich Angestellte der Dorint GmbH, ausgenommen General Manager Robert Herr, der zu Interconti gehört und seinen Schreibtisch für den Fall der Trennung Ende März räumen muss. Herr war erst im vergangenen Jahr als Nachfolger von Willy Weiland ins Haus gekommen. Er bestätigte gestern lediglich den Umstand der Kündigung des Managementvertrags und äußerte die Erwartung, dass Intercontinental mit seinen verschiedenen Marken auch weiterhin expansiv auf dem deutschen Markt vertreten sein werde. Zu der Gruppe mit Sitz in Denham bei London gehören auch Crowne Plaza, Holiday Inn, Holiday Inn Express und weitere, in Deutschland aber nicht präsente Marken. Unter dem Intercontinental-Logo würden ab April in Deutschland aber nur noch die Häuser in Frankfurt, Hamburg und Berchtesgaden betrieben.

Gegenwärtig ist offen, ob das Hotel für den Fall der Trennung von einer anderen internationalen Gruppe oder von Dorint selbst weiterbetrieben wird: Es gebe derzeit „intensive Verhandlungen“ mit anderen Betreibern, teilte Dorint mit. Auch die Fortführung des Hotels unter Eigenmarke werde geprüft, hieß es, allerdings gilt diese Option als unwahrscheinlich, da Dorint kein einziges Fünfsternehaus selbst betreibt und sich auch keine Kompetenz für diesen speziellen Sektor zumisst.

Das Berliner Intercontinental, das 1958 als Hilton-Hotel eröffnet wurde, galt lange Zeit als erstes Haus am Platze in West-Berlin. 1978 wurde es verkauft und von Intercontinental weiter betrieben – auch damals ein Schritt, der viel Enttäuschung auslöste. Doch der neue Betreiber hatte Erfolg, machte das Haus zum Schauplatz des Bundespresseballs und zahlreicher anderer Großveranstaltungen; es gilt wegen seiner besonderen Sicherheitsvorkehrungen auch als erste Wahl für große Staatsbesuche etwa von US-Präsidenten wie Bill Clinton und George W.Bush. Durch seine Größe mit Ballsaal und dem neu angebauten Glaspavillon ist das Hotel auch in der Lage, internationale Kongresse auszurichten.

Der Fall ist symptomatisch für die konfliktträchtige Aufsplitterung des Hotelmarktes. Vor allem in den Städten gehören die Gebäude kaum noch irgendwo den Hotelgesellschaften, sondern werden von diesen nur noch gepachtet oder per Managementvertrag geführt. Diese Konstruktion führte jüngst zum Bruch zwischen der Fundus-Gruppe und Kempinski in Heiligendamm, und Four Seasons hat sich nach dem Streit mit dem Besitzerfonds um die Immobilie am Gendarmenmarkt ganz aus Deutschland zurückgezogen; fast immer geht es dabei um zu geringe finanzielle Erträge.

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