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In der Öffentlichkeit erregte das von Anfang an viel Aufsehen. Manche finden die Präparate schön.

© dpa

Körperwelten-Ausstellung in Berlin: Gericht erlaubt Leichen-Schau am Fernsehturm

Plastinator Gunther von Hagens hat sich durchgesetzt. Der Bezirk Mitte hat das Nachsehen. Im nächsten Jahr kann das "Menschen Museum" am Fernsehturm eröffnen.

Leichenplastinator Gunther von Hagens darf seine Körperwelten-Ausstellung dauerhaft in Berlin zeigen. Das Berliner Verwaltungsgericht gab einer Klage der Ehefrau Hagens’, Angelina Whalley, statt. Sie firmiert als Kuratorin für das geplante „Menschen Museum“ am Fernsehturm. „Wir hoffen nun auf ein Ende der Gängelung durch den Bezirk“, erklärte Whalley nach dem Urteil. Mittes Bürgermeister Christian Hanke (SPD) hatte versucht, das Museum zu verhindern. Er hält die Ausstellung für eine Verletzung der Menschenwürde.
Das Gericht erklärte in seiner Begründung, für die Ausstellung sei „keine Genehmigung nach dem Bestattungsgesetz“ erforderlich. Die Plastinate seien „nach dem Wortlaut des Gesetzes immer noch Leichen“, diese könnten aber nicht verwesen und seien für eine Bestattung nicht vorgesehen. Der Bezirk Mitte kann gegen das Urteil Berufung einlegen.

Die Ausstellung der Plastinate – geplant sind 20 Ganzkörperexponate und 200 plastinierte Körperteile – unterliege aber weiterhin dem allgemeinen Ordnungsrecht, argumentierte das Gericht. Bei einem „Verstoß gegen die öffentliche Ordnung“ könnten die Behörden einschreiten. Konkret verweist das Gericht auf den „schwebenden Akt“, eine umstrittene Darstellung zweier Leichen beim Sex. Mehrere Gerichte hätten dies bereits beanstandet. Auch Kirchen und Politiker waren empört.

Separater Raum für strittige Plastinate

In den vergangenen Körperwelten- Ausstellungen wurde der Akt daher in einem separaten Raum gezeigt, den Jugendliche unter 16 nur in Begleitung betreten dürfen. So soll es auch am Fernsehturm sein. Die ehemaligen Räume des Senders TV Berlin werden für die Ausstellung hergerichtet. Wegen des Streits um die Genehmigung verzögerte sich die Eröffnung. Nun soll die Ausstellung „Anfang kommenden Jahres“ starten, der genaue Termin werde im Januar bekannt gegeben. 1200 Quadratmeter stehen für die Plastinate zur Verfügung. Der Mietvertrag läuft zunächst über sieben Jahre.
Dreimal habe es bereits eine Körperwelten-Ausstellung in Berlin gegeben, sagte Whalley. In keinem Fall sei eine Genehmigung verlangt worden. Auch die medizinhistorische Ausstellung der Charité, die ebenfalls Körper und Körperteile zeige, laufe ohne Genehmigung. Sie sei aber jederzeit bereit, mit den Gegnern der Ausstellung zu sprechen.
Die in vielen Großstädten der Welt gezeigte Körperwelten-Ausstellung haben nach Angaben der Kuratorin bislang 40 Millionen Menschen gesehen. Kritiker sehen einige Exponate als sensationslüstern, Gunther von Hagens verweist jedoch auf die Bedeutung der Plastination für die Vermittlung anatomischer Kenntnisse. Der Erfinder der Plastination ist schwer an Parkinson erkrankt. Er wird am 10. Januar 70 Jahre alt. Für ihn gehe mit dem Museum ein „lang gehegter Traum“ in Erfüllung, erklärte er.

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