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Kompromiss: Mauerpark wächst, geplante Bebauung schrumpft

Mehr Kompromiss geht kaum: Dass im Streit um die Fertigstellung des Mauerparks mittlerweile ein Durchbruch greifbar ist, dokumentierten am Freitag elf Vertreter von Bürgerinitiativen und Naturschutzverbänden sowie Politiker aus Mitte und Pankow mit einem gemeinsamen Auftritt.

Die versammelten Gegner einer Randbebauung können mit den im Bezirk Mitte jüngst ausgehandelten Plänen zumindest im Kern leben. „Wir werten das als Erfolg“, sagte stellvertretend Heiner Funken vom Bürgerverein Gleimviertel. „Wir treten aber auch als Bündnis auf mit dem Signal, dass es keinen Schritt zurückgehen darf.“

Ende Januar hatte der Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte das nach Lage der Dinge wegweisende Konzept beschlossen, über das sich auch der Grundstückseigner Vivico Real Estate gesp

rächsbereit zeigte. Demnach soll es am westlichen Rand des bislang unvollendeten Parks südlich des Gleimtunnels keine Kette mehrgeschossiger Wohnblöcke geben. Anwohner hatten sich dagegen vehement gesträubt. Bauen darf die Vivico nach dieser Kompromissformel lediglich vier Gewerbeblocks im Süden an der Bernauer Straße sowie ein dichtes Wohnquartier nördlich des Tunnels. Auf dieser Basis soll ein Bebauungsplan erarbeitet werden. Die Vivico soll 5,6 Hektar an Erweiterungsfläche für den Mauerpark abgeben. Somit könnte der Park wie seit Anfang der 90er Jahre geplant auf eine Gesamtfläche von rund 14 Hektar ausgedehnt werden.

Während die Initiative „Freunde des Mauerparks“ dieses Konzept rasch begrüßte, hatte Christian Rippel von der Gruppe „Mauerpark fertigstellen“ zunächst von einem „faulen Kompromiss“ gesprochen, gegen den man ankämpfen werde. Am gestrigen Freitag hörte sich sein Urteil schon wesentlich milder an: „Es ist überwältigend, was alles möglich ist“, so Rippel. Die Forderungen der Parknutzer würden nach Lage der Dinge zu 95 Prozent erfüllt. Um die übrigen fünf Prozent dürfte es trotz der neuen grundsätzlichen Einmütigkeit weiter ein zähes Ringen geben. So plant die Vivico an der Bernauer Straße die Errichtung eines Hostels oder Hotels. „Das lehnen wir ab“, sagte Rippel dazu. Die Nutzer des Mauerparks wollen alle eventuellen Konflikte um nächtliche Ruhestörung vermeiden.

Ein weiterer Streitpunkt ist die Erschließung des in Aussicht gestellten Wohngebiets im Norden des Parks. Eine Zufahrt über die Kopenhagener Straße lehnt die BVV Pankow ab. Ein Teilabriss des denkmalgeschützten Gleimtunnels kommt aus Sicht der versammelten Bebauungsgegner nicht infrage. „Das ist ein wunderbares Bauwerk“, sagte Pankows Baustadtrat Michail Nelken (Linke) auch im Namen seiner gesamten Partei. Umkämpft ist weiter die Dichte der Wohnbebauung im Norden. „Je weniger dort steht, umso besser“, sagte Karen Thormeyer von der Grünen Liga.

In der BVV Mitte streiten die Fraktionen derzeit noch darüber, wie die Vorgaben für einen Bebauungsplan mit Bürgerbeteiligung zu formulieren sind. „Deals mit Investoren mögen die Berliner nicht“, sagte Sven Diedrich, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Linken in Mitte. Immerhin aber sieht es so aus, als könne die Erweiterung des Mauerparks in diesem Jahr in Gang kommen. Gelingt dies nicht, könnte die Allianz-Stiftung einen Millionenzuschuss zurückfordern, mit dem sie die Begrünung des einstigen Grenzstreifens vor Jahren gefördert hat. 

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