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Korruption: DRK beendet Familiengeschäft

Der Geschäftsführer der Süd-West Behindertenhilfe ist entlassen worden. Trotz Millionenverlusts erteilte er seiner Frau lukrative Werbeaufträge.

Der DRK-Kreisverband Steglitz-Zehlendorf hat den Geschäftsführer der Süd-West Behindertenhilfe, Reiner Krüger, entlassen. Wie der Vorsitzende des Kreisverbandes, Christian Knappe, bestätigte, hatte Krüger über einen Zeitraum von vier Jahren drei Altenheime betrieben und damit einen Verlust von etwa 2,7 Millionen Euro erwirtschaftet. Trotzdem habe Krüger weiterhin auf dem Geschäftsfeld der Altenpflege investieren wollen. Der Kreisvorstand zog nun die Notbremse. Auch die Zusammenarbeit mit Krügers Ehefrau wurde aufgekündigt. Für die Arbeit ihrer Werbeagentur, T-U-G, hatte sie hunderttausende Euro von der Behindertenhilfe bekommen.

Grund für die schlechte Bilanz seien nach Darstellung des Kreisvorsitzenden Christian Knappe widrige Marktverhältnisse. Mit dem Verkauf der drei Einrichtungen an die britische Anderson-Holding habe ein Großteil der Schulden kompensiert werden sollen, so Knappe weiter. Doch die Holding weigert sich nun, den Kaufpreis zu zahlen. „Herr Krüger war unehrlich, was den Zustand der verkauften Einrichtungen angeht“, sagt Wolfgang Pink von der Anderson Holding. So seien viel zu hohe Kapazitäten angegeben worden. Eine der Einrichtungen habe man sogar schließen müssen, weil es keine Zulassung für stationäre Pflege hatte. Tatsächlich geht aus Unterlagen, die dem Tagesspiegel vorliegen, hervor, dass das Heim „nicht den Mindestanforderungen der Heimverordnung“ entspricht. Und ein Prüfbericht des Sachverständigenbüros STG bemängelte bereits im November 2009, der Betrieb der Anlage sei „nicht zulässig“.

Nach Auskunft der Behindertenhilfe sei eben diese Beseitigung der Mängel mit dem neuen Betreiber vereinbart worden. Dem Eingangsstempel auf den Unterlagen zufolge wurde der neue Betreiber, Anderson-Holding, jedoch erst im Juni 2010 über die Mängel in Kenntnis gesetzt. Der Betreiberwechsel erfolgte aber bereits im Februar.

Nun bahnt sich ein Rechtsstreit an, der das DRK noch lange auf dem durch die Altenheime verursachten Millionenverlust sitzen lassen könnte und im schlimmsten Fall sogar noch Schadensersatzforderungen nach sich zieht. Der Streitwert liegt bei einer Million Euro. Krüger mache man dafür offiziell keinen Vorwurf, hieß es vom Vorstand.

Einen Beigeschmack haben aber nach wie vor die extrem lukrativen Werbeaufträge, die die Behindertenhilfe unter der Leitung Krügers an dessen Ehefrau, Daniela Krüger, über Jahre vergeben hat. Allein 2009 stellte Krügers Agentur für die drei mittlerweile verkauften, weil defizitären Einrichtungen Rechnungen in Höhe von mehr als 100 000 Euro an das DRK. Als größten Posten weisen die Rechnungen, die dem Tagesspiegel ebenfalls vorliegen, eine ominöse Pauschale „für Beratung und Begleitung“ von 1500 Euro pro Monat und Einrichtung aus. Vorstand Christian Knappe hatte zuvor erklärt, die hohen Kosten seien mit Anzeigenschaltungen zu erklären. Dieser Posten machte nur rund 6,5 Prozent aus. „Wir werden die Zusammenarbeit nicht fortsetzen“, räumte Christian Knappe mittlerweile ein. Sidney Gennies

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