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Kreuzberg: Altes Ehepaar soll Wohnung räumen

Nach der verhinderten Zwangsräumung in der Lausitzer Straße macht das "Bündnis gegen Zwangsräumung" erneut mobil. Jetzt soll bei einer anderen Wohnung in Kreuzberg der Gerichtsvollzieher blockiert werden. Diesmal betroffen: ein türkisches Seniorenpaar.

Ein Ehepaar in Kreuzberg wehrt sich gegen den Verlust seiner Wohnung. Wie das Berliner „Bündnis gegen Zwangsräumung“ am Mittwoch mitteilte, setzen die Bewohner dabei auf die Unterstützung von Anwohnern und Aktivisten. Statt einem Urteil des Berliner Landgerichtes zu folgen und bis Ende dieser Woche die Wohnung zu verlassen, will sich das Ehepaar türkischen Herkunft einer drohenden Zwangsräumung widersetzen.

Seit 37 Jahren wohnt das Ehepaar in dem Haus, das der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) gehört. Die Auseinandersetzungen mit der WBM hätten begonnen, als das Ehepaar im Jahr 2005 die Miete gemindert hatte. Der Grund sei ein Insektenbefall durch Pelzkäfer gewesen, der durch die Hausverwaltung nicht beseitigt wurde, wie ein Sprecher vom Bündnis gegen Zwangsräumung erläuterte. Wegen weiterer Streitigkeiten über die Frage, ob die Miete zum Monatsanfang oder zur Monatsmitte zu zahlen ist, sei es schließlich im Februar diesen Jahres zu einem Prozess vor dem Landgericht gekommen. Der dort geschlossene Vergleich sieht vor, dass das Ehepaar seine Wohnung verlassen muss.

Bei Gericht jedoch – so lautet der Vorwurf der Unterstützer – hätten die beiden Senioren wegen einer mangelhaften Übersetzung dem Prozess nicht folgen können. Außerdem sei der 80-jährige Mann schwer krank, auch seine 70-jährige Frau sei durch den drohenden Wohnungsverlust mittlerweile nervlich stark angegriffen. Bei der WBM ist man der Meinung, es bei den Mietern mit Querulanten zu tun zu haben. „Nachdem wir uns seit sieben Jahren in permanenten Auseinandersetzungen mit der Familie befinden, haben wir jetzt die Zügel angezogen“, sagte eine Sprecherin des Unternehmens. Auch habe man in der Vergangenheit immer das hohe Alter und den Gesundheitszustand des Ehepaares berücksichtigt. Die WBM-Sprecherin geht davon aus, dass das Ehepaar Räumungsschutz beantragen wird. Angaben über einen möglichen Räumungstermin machte sie nicht.

Bereits im Oktober war ein Räumungsversuch in Kreuzberg gescheitert, weil sich etwa 150 Anwohner und Aktivisten vor dem Haus einer Familie in der Lausitzer Straße 8 versammelt hatten. Seit der erfolgreich verhinderten Räumung würden sich immer mehr Mieter mit ähnlichen Problemen bei der Initiative melden, sagte ein Bündnissprecher. So hätten sich mittlerweile mehr als 300 Menschen in eine Telefonkette eingetragen, die beim nächsten Räumungsversuch aktiviert werden soll

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