zum Hauptinhalt
Die Rettungswesten am Konzerthaus am Gendarmenmarkt wurden nach nur vier Tagen wieder abmontiert. Viele Besucher hätten das Kunstwerk von Ai Weiwei gerne länger in Berlin gesehen.

© Kay Nietfeld/dpa

Kunst von Ai Weiwei in Berlin: Enttäuschung über Abbau von Flüchtlings-Mahnmal

Die Installation des Künstlers Ai Weiwei zum Thema Flüchtlinge am Konzerthaus am Gendarmenmarkt wurde wieder abgebaut. Vor allem Berliner sind empört.

Die Säulen des Konzerthauses am Gendarmenmarkt sind leer und die Enttäuschung ist groß an diesem Mittwoch. Die Rettungswesten sind so schnell wieder weg, wie sie gekommen sind.  Die Kunstinstallation des chinesischen Künstlers Ai Weiwei war von so kurzer Dauer, dass viele Touristen und Berliner sie nicht einmal zu Gesicht bekamen.

Zwei Berlinerinnen haben sich wegen des Kunstwerks für Mittwoch verabredet. Nun stehen beide verwundert vor dem Konzerthaus. “Wir wollten uns hier treffen, um uns die Rettungswesten anzusehen,” erzählt eine der beiden Frauen. Die Enttäuschung steht ihr ins Gesicht geschrieben. Ihre Freundin meint: “Ich bin empört, dass das Kunstwerk schon wieder abgebaut wurde. Es ist wichtig, dass das Flüchtlingsproblem in das Bewusstsein der Bevölkerung gerufen wird.”

Sie hat davon gehört, dass einige der Rettungswesten nicht echt waren und trotzdem von den Schleppern an die Flüchtlinge verteilt wurden. Die steinernen Säulen versteht sie als Verbildlichung dafür, dass die Schwimmwesten die Betroffenen in die Tiefe ziehen, wenn sie sich mit Wasser vollsaugen. Sie selbst würde auch Flüchtlinge aufnehmen. In ihrem Wohnzimmer hätte sie noch Platz, erzählt sie mit voller Überzeugung.

“Jetzt sind wir wohl umsonst gekommen”

Drei Männer aus Karlsruhe laufen am Konzerthaus vorbei und blicken überrascht in Richtung des Säulenportals. Auch unter ihnen macht sich schnell Enttäuschung breit. “Wir haben gerade einen Umweg gemacht, weil wir von dem Kunstwerk gehört hatten,” sagt einer der Männer im Vorbeilaufen. “Jetzt sind wir wohl umsonst gekommen.”

Drei Frauen aus Berlin stehen auf dem Gendarmenmarkt und reden angeregt. Auch sie hatten von Ai Weiweis Mahnmal gehört. Eine Frau kritisiert, dass das Kunstwerk ausschließlich im Rahmen der Filmgala Cinema for Peace gezeigt wurde. “Das wirkt wie eine Marketing-Kampagne.” Trotzdem finden die drei Berlinerinnen, dass es eine wichtige Botschaft ist, auf die Ai Weiwei aufmerksam machen will.

Die Bedeutung des Kunstwerks empfinden sie als eine wertvolle Erinnerung an die katastrophale Flüchtlingssituation im Mittelmeer und an die vielen ertrunkenen Menschen, die auf der Flucht ums Leben gekommen sind. “Leider ist der Zeitraum viel zu kurz. Wir hätten das Kunstwerk gerne mit eigenen Augen gesehen.”

Das Säulenportal des Konzerthauses war von Samstagabend bis Dienstagnachmittag in Rettungswesten von Flüchtlingen gehüllt, die in überfüllten Booten auf der Flucht über das Mittelmeer gekommen sind.

Gina Dubiel

Zur Startseite