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Thilo Sarrazin

© Thilo Rückeis

Hartz-IV-Menü: Sarrazin: So sollten Arbeitslose einkaufen

Billig-Schrippen und Kartoffelsalat: der streitbare Finanzsenator Sarrazin macht seinem Ruf mal wieder alle Ehre und erklärt Hartz-IV-Empfängern, wie gut sie sich mit weniger als vier Euro am Tag ernähren können. Ist das möglich?

Die Finanzbehörde hat im Auftrag Thilo Sarrazins (SPD) einen detaillierten Drei-Tage-Speiseplan für Hartz-IV-Empfänger erstellt. Demnach können sich Arbeitslose schon für 3,76 Euro "völlig gesund, wertstoffreich und vollständig ernähren", erklärte Sarrazin der "Welt". Damit ließe sich sogar etwas sparen, da der Regelsatz von 4,25 Euro pro Tag sogar noch unterboten wird.

Zur Überprüfung der angegebenen Preise habe er eine Mitarbeiterin in einen Discounter geschickt, sagte Sarrazin gegenüber der "BZ". Voraussetzung für die Einhaltung der "Sarrazin-Diät" ist allerdings die strenge Enthaltsamkeit bei Alkohol und Zigaretten.

Bratwurst essen, bis die Packung leer ist?

Brötchen, Müsli, oder Vollkorntoast zum Frühstück, Spaghetti, Würstchen oder Suppe als Mittagessen - der Speiseplan klingt auf den ersten Eindruck praktikabel. Doch Wohlfahrtsverbände üben Kritik: In vielen Haushalten werde gar nicht gekocht, um Strom zu sparen, gibt Alfred Schleimer von der Caritas in der "BZ" zu bedenken. Der Paritätische Wohlfahrtsverband kritisiert, dass die Hartz-IV-Sätze seit 2004 nicht mehr an die erhöhten Lebensmittel- und Strompreise angepasst worden sind.

Die meisten Zutaten für die Sarrazin-Menüs können nur in größeren Mengen eingekauft werden. Der auf drei Tage ausgelegte Plan müsste sich also ziemlich schnell wiederholen, damit zum Beispiel die restlichen fünf Würstchen aus einer Sechser-Packung nicht verderben. Gesund und abwechslungsreich wäre das nicht.

Kritik an Sarrazins Speiseplan kam am Montag auch aus den Reihen der Koalition: Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (Linke) findet es nicht gut, "wenn gut bezahlte Menschen wie wir armen Menschen vorschlagen, wie sie einkaufen sollen", sagte Knake-Werner der dpa. Armut bedeute mehr, als nicht genügend Geld zu haben. In Berlin gibt es zurzeit etwa 320.000 Hartz-IV-Haushalte.

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