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Streikposten hängen vor der U-Bahnstation Wittenbergplatz Transparente auf.

© dpa

Live-Ticker: Warnstreik bei der BVG beendet

Nach 15-stündigem Streik bei der BVG fing am Samstagabend der Verkehr von Bussen, U- und Straßenbahnen langsam wieder an zu fließen. Der Live-Blog zum Nachlesen.

19:00 Uhr: Der Warnstreik bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) ist am Samstagabend nach rund 15 Stunden beendet worden. Gegen 19.00 Uhr lief der Verkehr langsam wieder an. Die BVG rechnete nach Angaben einer Sprecherin damit, dass er erst nach etwa zwei Stunden fahrplanmäßig rollt.

16:15 Uhr: Berlin bleibt gelassen. Zwar rollen aufgrund des Streiks bei der BVG kaum Busse, keine U-Bahnen oder Straßenbahnen, und es kommt zu erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen. Ein Verkehrschaos blieb jedoch bisher trotz oftmals längerer Fahrzeiten aus. Selbst die Anreise zum Olympiastadion, wo die Fußball-Bundesligisten Hertha BSC und Borussia Dortmund gegeneinander spielen, verlief insgesamt ohne größere Probleme. Ein BVG-Sprecher geht davon aus, dass der Verkehr nach dem Streikende um 19 Uhr nur langsam wieder anlaufen wird.

Auf den Straßen verlief der Verkehr insgesamt ruhig. Nach Polizeiangaben wurden keine großen Staus oder Unfälle gemeldet. Die Zufahrtsstraßen zum Olympiastadion mussten laut Polizei aber bereits eine Stunde vor Spielbeginn gesperrt werden, weil keine Parkplätze mehr zur Verfügung standen.

14:20 Uhr: Die S-Bahnen, die am Olympiastadion ankommen, sind prall gefüllt, die Stimmung unter den ankommenden Fans ist gut. Die meisten scheinen rechtzeitig aufgebrochen zu sein, um trotz des BVG-Streiks pünktlich im Stadion zu sein, die Reihen füllen sich. Ein Dortmund-Fan, der in Berlin lebt und kurzerhand per Fahrrad, ausgerüstet mit Fanschal und Dortmund-Accessoires, die knapp zehn Kilometer zum Stadion zurückgelegt hat, berichtet, von einer Welle von Anfeuerungen und Ermunterungen zum Stadion begleitet worden zu sein.

14:00 Uhr: Die Berlin-Besucher Herbert und Christel Gröning studieren am frühen Nachmittag den Netzplan auf dem S-Bahnhof Alexanderplatz. „Wir fahren jetzt bis Westkreuz und laufen dann“, sagt Herbert Gröning. Sie wollen ins Olympiastation, „und da werden wir auch gut hinkommen. Zum Glück sind die Züge nicht überfüllt, die Menschen entspannt.“ Nur Franziska Rau, 19, guckt etwas missmutig aus der Wäsche. Die Kontrabass-Spielerin kommt aus Prenzlauer Berg, muss heute zu mehreren Orten, die sich quer über die ganze Stadt verteilen. Sie findet es unfair, dass sie jetzt ein Radticket ziehen muss. „Ich habe ein Jahresticket, und nie komme ich wegen der ganzen Probleme mit Bus und Bahn da hin, wo ich eigentlich hin will.“

13:38 Uhr: Voll, aber friedlich. So lässt sich die Stimmung an Berlins S-Bahnhöfen beschreiben. Viele Menschen sind unterwegs, die Bahnen sind gut gefüllt.

Sehen Sie hier die Bilder des Streiks bei der BVG:

13:15 Uhr: Zwei Touristinnen aus Italien, Noemi Gianolso und Mara Bondo, stehen vor dem verschlossen U-Bahnhof Mehringdamm. "Katastrophe", rufen sie. Die zwei wollten zum Brandenburger Tor - und haben Glück: eine Berlinerin nimmt sie spontan mit dem Auto mit.

Auf der Straße Unter den Linden sind unterdessen sehr viele Fußgänger unterwegs. Eva und Lui Becher aus Rosenheim nutzen normalerweise die Buslinie 100, wenn sie zu Gast in Berlin sind. Heute laufen sie schon lange durch die Straßen. "So sieht man auch ganz andere Dinge und bekommt andere Eindrücke von der Stadt", sagt Eva Becher.

12:50 Uhr: Richtig voll ist es mittlerweile am Westkreuz. Hertha- und Dortmund-Fans treffen aufeinander, dazu viele Fahrgäste, die Ringbahn oder Stadtbahn nutzen, um den BVG-Streik zu umfahren. Die Bundespolizei geleitet Dortmund-Fans in Richtung Stadion, gleich wird ein Zug mit einer weiteren großen Gruppe von Fans ankommen.

12:40 Uhr: Die Panne bei der S-Bahn hat keine erheblichen Auswirkungen. Die Züge fahren, wenn auch nicht streng nach Plan. Problematisch ist das höchstens für Fahrgäste, die nicht nur im Innenstadtgebiet Berlins unterwegs sind, sondern beispielsweise bis nach Potsdam fahren wollen. Wer aber beispielsweise nur vom Alexanderplatz zum Hauptbahnhof muss, kann darauf bauen, dass schnell eine S-Bahn kommt. Ein Bahn-Mitarbeiter am Westkreuz vermutet, dass die Panne mit den Bauarbeiten zusammenhängt, wegen denen zwischen Lichtenberg und Ostkreuz die S-Bahnen im Moment ausfallen. Vermutlich sei dadurch der Takt der Bahnen durcheinander geraten.

12:05 Uhr: Zu früh gefreut. Nun hat es auch die S-Bahn erwischt. "Aufgrund einer Betriebsstörung ist der Zugverkehr unregelmäßig", heißt es am Hauptbahnhof. Betroffen ist ebenfalls die Stadtbahnstrecke, also die Ost-West-Hauptachse quer durch Berlin. Die S-Bahnen fahren unregelmäßig und mit Verspätungen. Ursache scheint aber nicht die Oberleitungsstörung in Rummelsburg zu sein. Noch ist nicht klar, was hinter der S-Bahn-Panne steckt - und wie gravierend die Auswirkungen auf den S-Bahn-Betrieb sein werden. Ein Sprecher der S-Bahn konnte bisher keine Auskunft geben.

11:53 Uhr: Nun hat auch noch die Deutsche Bahn Probleme. In Rummelsburg hat es eine Oberleitungsstörung gegeben, dort müssen im Moment Regionalzüge umgeleitet werden. Auch auf der Stadtbahnstrecke zwischen Ostbahnhof und Charlottenburg kommt es deshalb zu Verspätungen. Das betrifft die Regionalzüge, die auch zwischen großen Bahnhöfen wie Hauptbahnhof und Alexanderplatz unterwegs sind. Teilweise werden an den Gleisen 15 Minuten Verspätung angezeigt. Die S-Bahn ist allerdings nach Auskunft eines Bahnsprechers bisher nicht von der Panne betroffen. Zu beobachten ist, dass die S-Bahnen voll, aber nicht übervoll sind. Eine weitere gute Nachricht: Sowohl am Hauptbahnhof als auch am Bahnhof Zoo sind noch reichlich Taxis zu haben. Beim letzten, lang andauernden BVG-Streik war es hingegen nahezu unmöglich, an den großen Bahnhöfen ein Taxi zu ergattern.

11:35 Uhr: Noch gut eine Stunde, bis jene Dortmund-Fans in Berlin ankommen werden, um die sich die Polizei gesondert kümmert. Um 12:51 Uhr werden Fans mit einem Regionalzug in Charlottenburg ankommen. Von dort aus geht es per S-Bahn - und mit Polizeibegleitung - weiter ins Stadion. Die S-Bahn ist vom Streik nicht betroffen, denn sie gehört zur Deutschen Bahn. Die Verantwortlichen rechneten aber im Vorfeld mit einem großen Andrang im Laufe des Samstags und kündigten an, gegebenenfalls Bahnhöfe vorübergehend zu schließen. Das könnte gerade jene treffen, die sich auf den Weg ins Olympiastadion machen – wer das Spiel sehen will, sollte also früh losfahren.

Sedat Kocan (l.) und Fikret Genc (r.) stehen an einem Taxistand am Mehringdamm - und sind enttäuscht. Der Ansturm der Kunden bleibt bisher aus.
Sedat Kocan (l.) und Fikret Genc (r.) stehen an einem Taxistand am Mehringdamm - und sind enttäuscht. Der Ansturm der Kunden bleibt bisher aus.

© Annette Koegel

11:20 Uhr: Eckhard Ehm, 33, aus Kreuzberg, ist enttäuscht. Er steht mit seinem langen Skateboard an der Ampel am Mehringdamm, wollte ausnahmsweise mit der BVG fahren, weil der Boden für sein Brett noch zu nass ist - aber nun muss er sein Skateboard auf dem Fahrrad balancieren. Offenbar haben sich also nicht alle rechtzeitig auf den Streik eingestellt. Dennoch ist unter Taxifahrern Enttäuschung zu spüren. Sedat Kocan und Fikret Genc stehen an einem Taxistand am Mehringdamm - und sind enttäuscht. Der Ansturm der Kunden bleibt bisher aus.

"Wir haben uns viel bessere Geschäfte erwartet", sagt Kocan. "Es ist ja gar nichts los." Doch dann steigt ein Fahrgast bei Kocan ein, Paul Hermann. Auch er ist nicht bester Dinge. Ob er Verständnis für den Streik hat? Na ja, sagt er, "ich nehme das mal so hin". Hermann muss dringend zum Hermannplatz, er ist dort privat verabredet. Er fragt den Taxifahrer, was ihn das kosten wird. 7 bis 8 Euro muss Hermann rechnen - deutlich mehr, als ihn ein Einzelticket der BVG kosten würde.

Als Fußgänger auf der Straße ist man allerdings verwundert, denn er herrscht reger Autoverkehr. Werktagsgefühl macht sich breit, und das am eigentlich geruhsamen Samstagvormittag. Vermutlich ist also der eine oder andere von vornherein auf das Auto umgestiegen. Schließlich entstand auch am Wittenbergplatz bereits der Eindruck, dass verhältnismäßig viele Autos unterwegs sind.

Was die BVG tut, um ihre verhinderten Fahrgäste zu informieren.

Nichts geht mehr bei der BVG.
Nichts geht mehr bei der BVG.

© Reuters

11:00 Uhr: Am Wittenbergplatz ist es ruhig. Der U-Bahnhof ist abgesperrt, und in zehn Minuten ist nur ein einziges Touristenpärchen vorbei gekommen und hat sich auf dem aushängenden Schild über den Streik informiert. Ein Indiz dafür, dass die BVG zurecht hofft, dass sich die Nachricht vom Streik rechtzeitig herumgesprochen hat. Der Straßenverkehr scheint allerdings etwas dichter, als es an Samstagen üblich ist.

09:55 Uhr: Im Callcenter der BVG sind im Moment neun Mitarbeiter im Einsatz. Die Anrufer wollen zum Beispiel wissen, ob denn zumindest die Fähren fahren - und bekommen dann die Auskunft, dass dem nicht so ist. Das allerdings liegt nicht am Streik, sondern, immer noch, am Eis. Die Mitarbeiter informieren aber zum Beispiel auch darüber, wo jeweils die nächste S-Bahn-Station ist, navigieren die Anrufer dorthin und geben Tipps, wie per S-Bahn ein Fahrtziel erreicht werden kann.

09:30 Uhr: Ein Sprecher der BVG sagt, bisher verlaufe der Tag ruhig, von möglichem Ärger der Kunden sei nichts zu spüren. Er bestätigt: Außer den privat betriebenen Linien und beispielsweise dem Notdienst zum Flughafen Tegel fährt für die BVG nichts. Für die Gewerkschaft Verdi ist der Streik also ein Erfolg.

An vielen Haltestellen finden die Fahrgäste keine Informationen vor. Es gibt rund 6500 Bushaltestellen und 795 Straßenbahnhaltestellen in Berlin, nur bei wenigen, nämlich dort, wo elektronische Anzeigetafeln vorhanden sind, informiert die BVG über den Streik. "Es wäre ein bisschen viel, alle Haltestellen mit Informationen zu bestücken", sagt der BVG-Sprecher. Er verweist stattdessen auf die Informationen im Internet unter www.bvg.de, auf das Callcenter, das unter 030 19449 zu erreichen ist - und hofft ansonsten, dass jedermann durch die Medien über den Streik informiert ist.

08:40 Uhr: Noch sind wohl die meisten Berliner zu Hause. An den S-Bahnhöfen Alexanderplatz und Friedrichstraße sind noch nicht viele Passanten unterwegs, recht leere S-Bahnen fahren. Auch auf Berlins Straßen sind bisher wenige Autos zu sehen. Die Stadt erwacht erst langsam - guten Morgen, Berlin!

Allerdings: Im Laufe des Tages werden nach Angaben der BVG rund 1,8 Millionen Fahrgäste von dem Ausstand betroffen sein.

08:15 Uhr: Seit 4 Uhr in der Früh läuft der Warnstreik, alle Versuche, ihn in letzter Minute zu verhindern, sind gescheitert. Busse, Straßenbahnen und U-Bahnen stehen still. Der Verhandlungsführer der Gewerkschaft Verdi, Lothar Andres, zeigt sich mit dem Streikbeginn zufrieden. Der Ausstand sei "gut angelaufen", sagte er. Demnach seien rund 5.000 BVG-Beschäftigte der Früh- und Mittagsschicht in den Ausstand getreten, um ihre Forderungen in der laufenden Tarifrunde zu bekräftigen. Und wer weiß, ob dieser Streik der einzige bleibt: Sollte der Kommunale Arbeitgeberverband KAV bei den nächsten Tarifverhandlungen am Montag Verdi nicht deutlich entgegenkommen, werde es weitere Streiks geben, sagte Andres. Die Positionen der Tarifparteien lägen "noch weit auseinander".

Die S-Bahn ist von dem Ausstand, der bis 19.00 Uhr dauert, nicht betroffen. Für die BVG sind im Moment nur einige wenige, privat betriebene Buslinien unterwegs. Den übrigen Berlinern, die normalerweise mit der BVG unterwegs sind, bleiben immer noch einige kreative Möglichkeiten, vorwärts zu kommen - aber trotzdem könnte die Lage in Berlin heute angespannt werden, auch weil am Nachmittag Borussia Dortmund zu Gast bei Hertha ist. (mit dapd)

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