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Die Nazis haben das Olympiastadion in Berlin gebaut. Für "Nolympia"-Aktivisten ist auch das ein Grund, eine Olympia-Bewerbung von Berlin abzulehnen.

© dpa

Olympia-Bewerbung: Zu gigantisch, zu teuer: "Nolympia" wehrt sich

Am Montag wollen Innensenator Frank Henkel und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit die Olympiabewerbung abgeben. Trotzdem wehrt sich das Bündnis „Nolympia“ weiter gegen die Spiele in Berlin.

Das Bündnis hat sich viel Mühe gegeben mit den Antworten. 13 Fragen zur Olympiabewerbung hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) an die Stadt gestellt, bis diesen Sonntag müssen die entsprechenden Informationen in der DOSB-Zentrale eingegangen sein. Am Montag wollen Sport- und Innensenator Frank Henkel (CDU) und der scheidende Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) die vom Senat beschlossenen – und noch geheim gehaltenen – Antworten auf die Fragen des DOSB vorstellen.

Aber Post mit Antworten erhalten die Funktionäre, die sich am 6. Dezember zwischen Berlin und Hamburg entscheiden, nicht bloß vom Senat, sondern auch von einer neu gegründeten Gruppierung. Und da sie sich „Nolympia“ nennt, ist der Inhalt klar. Judith Demba, Geschäftsstellenleiterin der NaturFreunde Berlin und „Nolympia“-Aktivistin, sagt sehr deutlich: „Wir wollen, dass das Thema Olympiabewerbung im Dezember erledigt ist.“

Die Argumentation der Olympiagegener: Zu gigantisch, zu teuer, Sport auf Kosten der Natur. Gerade der ökologische Aspekt spielt bei „Nolympia“ eine große Rolle. „Wir wollen den Mythos nachhaltige Spiele entzaubern“, sagt der Sportwissenschaftler Johannes Verch. Er addiert alles, was auch noch im Entferntesten mit Olympia zu tun hat und kommt dann auf enorme Emissionen. Noch ist offen, was neu gebaut werden soll, aber Karen Thormeyer von der Grünen Liga befürchtet schon jetzt, „dass viel Platz benötigt wird, weil eine Olympiastruktur einen großen Flächenbedarf hat“. Selbst die Vergangenheit des Olympiastadions wird als Argument für eine Ablehnung von Olympia angeführt. Schließlich hätten die Nazis die Betonschüssel gebaut.

„Nolympia-Aktivist“ Hauke Benner beschreibt London 2012 zudem, als hätte dort ein Bürgerkrieg und nicht das größte Sportfest der Welt stattgefunden. „London war im Ausnahmezustand, die Bürger sind lieber in ihren Wohnungen geblieben.“ Als Beleg führte er ein angebliches Verkehrschaos an, weil überall ein Fahrstreifen für Offizielle, Sportler und Medien reserviert gewesen sei.

Die DOSB-Frage, inwieweit die Berliner von Olympia profitieren würden, beantwortet „Nolympia“ mit Zahlen: Für die Sanierung der maroden Sportstätten gehe der Landessportbund von 300 Millionen Euro Kosten aus. In die Bäder müsste man 80 Millionen Euro investieren. Für Sportstätten-Sanierung seien für 2014 aber nur neun Millionen Euro genehmigt worden. Ergo: lieber Geld in den Breiten- als in den Spitzensport stecken. Auch die Frage nach den erwarteten Kosten der Spiele wird drastisch beantwortet. Die zwei Millionen Euro, die der Senat veranschlagt, „seien lächerlich, eine Augenwischerei“. London habe mit drei Milliarden kalkuliert, am Ende habe alles 18 Milliarden Euro gekostet.

Klar auch die Einschätzung, welche Wettbewerbe in Berlin nicht ausgetragen werden können. In Berlin fehlten „viele für Olympische Spiele geeignete Sportstätten“. „Wir gehen davon aus, dass etliche Wettbewerbe in anderen ostdeutschen Bundesländern stattfinden müssten“. Judith Demba ist zuversichtlich, dass die „Nolympia“-Kampagne Erfolg haben wird. Und wenn am 6. Dezember trotzdem wider Erwarten Berlin gewählt werden sollte? „Dann machen wir natürlich weiter.“

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