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Eine Figur bei der Beleitausstellung der Makkabiade "Jüdische Stars im deutschen Sport

© Soeren Stache/ dpa

European Maccabi Games in Berlin: Hohe Sicherheitsvorkehrungen - Makkabiade hat begonnen

2300 Sportler sind aus 38 Ländern angereist, um heute das größte jüdische Sportfest zu beginnen. Für bestimmte Stadtteile wird ihnen Vorsicht empfohlen. "Übertrieben", sagt der Sicherheitschef.

Berlin will ein guter Gastgeber sein – für heitere Spiele. Doch trotz der Freude, dass die größte Veranstaltung des jüdischen Sports, die Makkabiade, seit Montag erstmals in Deutschland stattfindet, wirft der latente Antisemitismus in der Hauptstadt auch Schatten auf den Wettkampf. Für die Polizei herrscht die Sicherheitsstufe 1, bis zu 600 Beamte sind bei den verschiedenen Austragungen in 19 Disziplinen im Olympiapark im Einsatz. Und für die aus 38 Ländern angereisten rund 2300 Sportler gibt es zudem etliche Tipps und Hinweise für ihre persönliche Sicherheit.

So sollten sie beispielsweise nicht mit typisch orthodoxer jüdischer Kleidung und Kippa durch bestimmte Kieze mit einem hohen islamischen Zuwandereranteil wie Nord-Neukölln oder Gesundbrunnen laufen, rät die jüdischen Gemeinde zu Berlin. „Das wäre nicht besonders schlau“, sagte deren Antisemitismusbeauftragter, Rabbiner Daniel Alter, dem Tagesspiegel.

Alter hält solche Hinweise für „absolut sinnvoll“. Man dürfe nicht die Augen davor verschließen, dass selbst auf den Pausenhöfen von Berliner Grundschulen das Wort „Jude“ als Hassbegriff gerufen und gesprayt werde. Auch der langjährige Ex-Bürgermeister von Neukölln, Heinz Buschkowsky (SPD) , sowie der Vorsitzende des Zentralrates der Muslimischen Gemeinden in Deutschland, Aymann Mayzek, hätten in der Vergangenheit davor gewarnt, abends als Jude erkennbar durch bestimmte Berliner Gebiete zu laufen. Daniel Alter: „Solche Hinweise gibt es ja auch schon längere Zeit für die Besucher diverser jüdischer Bildungseinrichtungen in der Stadt.“

Die 2300 Athleten sowie ihre Betreuer und Ärzte sind allesamt im Neuköllner Hotel „Estrel“ untergebracht, also in der Nähe der umstrittenen Al-Nur-Moschee, wo radikale Prediger ihre Botschaften gegen den Staat Israel und das Judentum verbreitet haben. Nach den Erfahrungen des einzigen jüdischen Sportvereines in Berlin, des Tus Makkabi Berlin, gehen die Beschimpfungen und Beleidigungen von Gegnern und Zuschauern gegenüber jüdischen Sportlern etwa seit dem Jahre 2008 weniger von Rechtsradikalen aus. Der „tägliche Rassismus“ komme heute eher aus dem Spektrum der Menschen mit Migrationshintergrund, sagte der Vorsitzende von Makkabi Berlin, Claudio Offenberg, der Nachrichtenagentur dpa.

Sicherheitschef hält Warnungen für übertrieben

Dennoch will der Sicherheitschef der „European Maccabi Games“ in Berlin, David Schiller, die Frage, wie man sich persönlich schützt, „möglichst unspektakulär“ behandeln. Die jüdische Gemeinde zu Berlin geht ihm da zu weit. Er werde „den Teufel tun, jemandem zu verbieten, seine Kippa zu tragen“, sagt Daniel. Und fügt hinzu: „Wir sagen den Leuten natürlich, ,seid vorsichtig, wo ihr hinlauft’ und nennen auch bestimmte Kieze.“ Natürlich würde er auch keinem empfehlen, mit der israelischen Flagge als Schultertuch herumzulaufen. Aber ansonsten reiche es aus, „wenn sich die Sportler an der Hotelrezeption vor einem Ausflug abmelden und jeweils genau sagen, was sie vorhaben und wohin sie fahren wollen“.

Die Berliner Polizei hingegen hält sich mit Sicherheitstipps gänzlich zurück. Es käme einem Eingeständnis gleich, nicht alles im Griff zu haben. „Das ist nicht unsere Aufgabe“, sagt ein Sprecher. „Wir sind dafür da, dass sich alle Menschen in der Stadt, egal welcher Herkunft und welchen Glaubens, bei uns frei bewegen können.“ Um dies zu gewährleisten, sind die Sicherheitsvorkehrungen während der Makkabi-Spiele genau so groß wie bei hohen Staatsbesuchen. Auch der Einsatz von Polizeihubschraubern gehört dazu.

Als Austragungsort für die 14. Makkabiade wurde bewusst das Gelände des Olympiastadions gewählt, wo 1936 unter der Nazi-Herrschaft die Olympischen Spiele stattfanden und deutsche Sportler jüdischen Glaubens ausgegrenzt wurden. Der Begriff Makkabi geht auf die Makkabäer zurück, die sich 170 Jahre v. Christus mit einem Aufstand gegen ein Religionsverbot wehrten.

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