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Herausforderung Gegenlicht: Am neuen Standort soll die East Side Gallery auch leichter zu fotografieren sein.

© Doris Spiekermann-Klaas

Mauer-Reste in Berlin: East Side Gallery wird South Side Gallery

Das weltberühmte Mauerstück soll umziehen – an die südliche Stadtgrenze. Dort soll sie den Streit in Friedrichshain beenden und Lärm vom BER abhalten.

Mit einer Radikallösung soll der jahrelange Streit um die Zukunft der East Side Gallery geschlichtet werden. Der Senat plant, das von Touristen und Investoren ramponierte Mauerstück vom Friedrichshainer Spreeufer zu entfernen und am südlichen Stadtrand neu aufzubauen. Während dort viele ungenutzte Flächen vorhanden sind, könnte auf den gefragten Flächen um das neue Mercedes-Areal dann deutlich mehr gebaut werden.

In einem internen Konzept der Stadtentwicklungsverwaltung heißt es: „Die verkehrliche Anbindung des Denkmals wäre im Umfeld des Flughafens BER mindestens ebenso gut gegeben wie am Bestandsstandort.“

Außerdem gilt ein Standort im SPD-regierten Neukölln als politisch leicht durchsetzbar, wie dem Papier zu entnehmen ist: „Nach den bisherigen Erfahrungen ist die Verlässlichkeit von Planungen im Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg nur sehr eingeschränkt gegeben“, heißt es dort.

„Im Falle erneuter Proteste gegen die Herausnahme einzelner Mauersegmente für die öffentliche Durchwegung ist außerdem zu befürchten, dass der Bezirk den Demonstranten ein dauerhaftes Bleiberecht im Umfeld des Spreeufers zugesteht. Die daraus resultierende, erfahrungsgemäß unbefristete Polizeipräsenz wäre weiten Bevölkerungskreisen nicht vermittelbar“, heißt es. Offenbar soll auch der CDU-geführten Innenverwaltung kurz vor dem Wahljahr 2016 keine Munition geliefert werden, sich mit Verweis auf die Zustände in Friedrichshain-Kreuzberg zu profilieren.

Neuer Standort an Grenze zwischen Rudow und Schönefeld

Als neuer Standort der Freiluftgalerie ist der Abschnitt zwischen Waßmannsdorfer Chaussee / Rudower Straße und Waltersdorfer Chaussee vorgesehen, wo Rudow an Schönefeld grenzt. Im Senatskonzept ist von einer „bisher von Spontanvegetation geprägten Randlage mit ausgeprägter Hundekotbelastung“ die Rede. Die Gegend könne von einem Touristenmagnet nur profitieren. Der dort bisher völlig unverbaute Mauerstreifen sei mit dem BVG-Bus X 7 und vom Bahnhof Schönefeld aus fußläufig erreichbar. Außerdem wären die weltberühmten Gemälde dann fotofreundlich nach Süden ausgerichtet. In Friedrichshain zeigen sie nach Nordosten, was unter Fotografen wegen des fast unvermeidlichen Gegenlichts als problematisch gilt.

Dass die Mauer ausgerechnet in Nachbarschaft von Schönefeld wieder aufgebaut wird, trägt aus Sicht des Senats auch zur Akzeptanz des BER bei: Die 3,60 Meter hohen Segmente auf 1,3 Kilometer Länge „dürften die luftverkehrsbedingten Immissionen in den angrenzenden Berliner Siedlungsgebieten um 3 bis 4 Dezibel reduzieren“, heißt es.

Stadt nicht mit Mehrkosten belastet

Auch die Finanzierung des Umzuges ist bereits geklärt: Der Stadtmöblierer Wall will nach Auskunft einer Sprecherin die Kosten für Transport und Wiederaufbau übernehmen. „In unserer Unternehmenszentrale in der Friedrichstraße tauchen jeden Tag Dutzende Touristen auf, die im Internet ,Berlin‘ und ,Wall‘ eingegeben haben und nun enttäuscht sind, dass sie die Mauer nicht mehr finden“, hieß es. „Da sehen wir es als Verpflichtung, ihnen auf diesem Wege etwas zurückzugeben.“ Als besonderes Gimmick will Wall eine City-Toilette in die Galerie integrieren: Wer aufs Firmenlogo des berühmten Trabis drückt, löst einen Drehmechanismus aus. Sobald der Notdürftige durchgegangen ist, dreht sich das Mauersegment wieder zurück und bietet das gewohnte Bild.

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