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Nordbahnhof. Hier ist eine ständige Ausstellung zu sehen.

© Imago/Stock & People

Mauerzeiten: Berlin, deine Geisterbahnhöfe

In Berlin gab es eine kuriose Zeit bei der S- und U-Bahn: Als nämlich die Züge aus dem Westen unter dem Osten durchfuhren - ganz langsam, ohne Halt. Und auf den Bahnsteigen wachten Grenzsoldaten. Eine kleiner Geschichtskurs.

Im Herbst 2013 wird die S-Bahn im Nord-Süd-Tunnel bauen. Dann sind die Bahnsteige leer, ohne Fahrgäste, es wird ganz still. So mancher fühlt sich da schon an "Geisterbahnhöfe" erinnert. Doch die haben in Berlin eine ganz spezielle Geschichte.

U-BAHN

So lange die Mauer stand, mussten die Züge der U 6 und der U 8 an den Stationen unter Ost-Berliner Gebiet ohne Halt vorbeifahren. Auf den Bahnsteigen waren Wachposten stationiert, die Fluchtversuche durch die Tunnel verhindern sollten. Eine Ausnahme war der Bahnhof Friedrichstraße. Dort durften Fahrgäste ein- und aussteigen, weil der Bahnhof Einreisestation nach Ost-Berlin war. Zudem konnte man unkontrolliert zwischen der U-Bahn und der S-Bahn nach West-Berlin umsteigen, die vom Bahnsteig der östlichen S-Bahn durch eine Wand getrennt war. Ferner holte sich Ost-Berlin Devisen durch den Verkauf in Intershops.

S-BAHN

Auch die Stationen der Nord-Süd-Strecke der S-Bahn mutierten von 1961 bis 1989 zu Geisterbahnhöfen. Ausnahme war auch hier der Bahnhof Friedrichstraße. Als die BVG dann im Januar 1984 den Betrieb der S-Bahn im Westteil der Stadt übernahm, war die Tunnelstrecke zunächst nicht dabei. Die Züge fuhren hier nur vom Lichtenrade zum Anhalter Bahnhof. Wenig später ging es aber wieder bis Frohnau.

STILLGELEGT

Zu den ungenutzten Bahnhöfen zählen auch Stationen an stillgelegten Strecken, wo die Gebäude nach wie vor vorhanden sind und langsam verfallen. Dazu gehört die Siemensbahn, die einst die Jungfernheide über die Zwischenstationen Wernerwerk und Siemensstadt mit Gartenfeld verbunden hatte. Die S-Bahn-Strecke wurde von der Reichsbahn 1980 eingestellt; ein Wiederaufbau ist derzeit nicht vorgesehen. Dem Wunsch von Siemens, die Strecke abzureißen, hat sich der Senat widersetzt. Er will sich die Möglichkeit offen halten, irgendwann wieder Züge fahren zu lassen. Auch an der Stammbahn von Zehlendorf nach Düppel gibt es – verfallene – Geisterstationen. Hier fahren ebenfalls seit 1980 keine Züge mehr.

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