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Bei Wind und Wetter stehen die Flüchtlinge beim Lageso in Moabit zur Registrierung an.

© Odd Andersen/AFP

"Moabit hilft" wollte nicht mit Senat feiern: Ehrenamtliche müssen weiter nerven

Am Lageso in Berlin stehen die Menschen bei Kälte und Regen. Der Senat gibt einen Empfang. Aber „Moabit hilft!“ ist nicht in Feierlaune. Ein Kommentar.

Engagierte Menschen haben aus Sicht von nicht ganz so engagierten Menschen oft Nervpotenzial: Sie scheinen besserwisserisch zu sein, missionarisch, moralinsauer, bisweilen selbstgerecht. Lasst mal gut sein, würde man ihnen manchmal gern sagen, wenn sie eifrig für ihre Sache eintreten und nie zufrieden mit dem sind, was andere machen. So denkt wahrscheinlich mancher im Senat und in den Berliner Behörden über die Helfer von „Moabit hilft!“.

Seit Monaten kritisieren sie die Umstände, auf die Tausende von Flüchtlinge am Landesamt für Gesundheit und Soziales in Moabit, dem Lageso, treffen: Ob im Sommer, als hunderte von Flüchtlinge in sengender Sonne dort verharren mussten oder in diesen Herbsttagen, wo sie in Kälte und Regen immer noch draußen warten – nie werden die Unterstützer müde, auf die katastrophale Situation hinzuweisen. Selbst als Politiker und Behördenchefs in der vergangenen Woche stolz die neue Lageso-Dependance als neue Errungenschaft präsentieren, zeigen sie mit dem Finger darauf, dass am Lageso weiterhin Chaos und schlechte Organisation herrschen. Vieles funktioniert dort nur, weil Ehrenamtliche dort tätig sind – etwa bei der medizinischen Versorgung.

"Geschmacklos und bigott"

Gestern erklärt die Initiative, nicht zu einem Empfang des Senats im Roten Rathaus kommen zu wollen, den dieser am Dienstag für die Willkommensinitiativen gab, um ihnen für ihre Unterstützung zu danken. Die Helfer von Moabit nennen die Feier „geschmacklos und bigott“. Vor allem eine Pressemitteilung des Regierendem Bürgermeisters Michael Müller zu dem Empfang kommt ihnen wie Hohn vor. In der heißt es nämlich: „Der Senat tut alles, um die ankommenden Menschen bestmöglich aufzunehmen, zu versorgen und zu integrieren.“ Das haben die Helfer vorm Lageso in den vielen Wochen bis zum heutigen Tag doch anders wahrgenommen, „sonst hätten heute früh nicht wieder Menschen im Regen und im Dreck gestanden“, wie „Moabit hilft!“ schreibt.

Die Stadt braucht Ehrenamtliche, die weiter nerven. Die Missstände bei der Betreuung der Flüchtlinge sind einfach nach wie vor eklatant und nicht hinzunehmen. Und das richtige Engagement der Verantwortlichen nicht erkennbar.

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