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Fahrrad-Sicherheitsaktion der Polizei am Ernst-Reuter-Platz und am S-Bahnhof Tiergarten in Charlottenburg.

© Cay Dobberke

Mobilität in Berlin: Vorsicht, Fahrradspur! Polizei kontrolliert heute Autofahrer

Rechtsabbiegende Autofahrer sind für Radler oft eine Gefahr. Deswegen kontrolliert heute die Polizei an einer berüchtigten Kreuzung in Tiergarten.

Der Radverkehr nimmt zu, Radler müssen besser geschützt werden. Am heutigen Donnerstag postiert sich die Polizei wieder in Tiergarten an der Kreuzung Bachstraße / Straße des 17. Juni, also neben dem S-Bahnhof. So wirbt das Präsidium für die Kontrolle: „Fahrradfahrer werden häufig von abbiegenden Kraftfahrzeugführern übersehen und gefährdet. Viel zu häufig führt diese Unachtsamkeit zu folgenschweren Verkehrsunfällen.“ Stimmt.

Am 23. März dieses Jahres traf es Norbert Kesten. Ein Rechtsabbieger sah den Radfahrer nicht und fuhr ihn um. Glücklicherweise verletzte sich der Fotograf nur leicht, erlitt Schürfwunden und Prellungen. Eine Pressemeldung aus dem Polizeipräsidium war dieser Unfall nicht wert.

Zwei Rechtsabbiegerspuren sollen Verkehr beschleunigen

Dabei ist diese Kreuzung ein Musterbeispiel dafür, dass sich in Berliner Verwaltungen nichts bewegt. Von der Bachstraße dürfen Autos auf beiden Fahrspuren auf die vielspurige Straße des 17. Juni abbiegen. Dabei müssen sie jedoch den Schutzstreifen für Radfahrer queren – die hier überwiegend geradeaus wollen, nämlich durch den Tiergarten zum Zoo.

Kesten wurde vom Rechtsabbieger auf der linken Spur getroffen. Der Geländewagenfahrer gab bei der Polizei zu Protokoll, dass er wegen eines Kastenwagens auf der rechten Spur nichts sehen konnte. Gebremst oder gestoppt habe das Fahrzeug trotz dieser fehlenden Sicht nicht, sagte Kesten. Durch die Möglichkeit des doppelten Rechtsabbiegens soll der Autoverkehr beschleunigt werden, heißt es in der Verwaltung, schließlich wollen die meisten Fahrzeuge hier nach rechts.

Die „Unfallkommission“ der Berliner Verkehrsverwaltung hat sich im April 2011 mit dieser Kreuzung befasst und empfohlen: Das Linksabbiegen von der Bachstraße in die Straße des 17. Juni wird verboten, es darf nur noch zweispurig nach rechts abgebogen werden. Dadurch kann eine separate Ampelphase für Radfahrer geradeaus geschaltet werden.

Die Gefahr für Radfahrer hat die Unfallkommission erkannt. Gebannt ist die Gefahr dennoch nicht. Denn diese – große – Lösung kostet offensichtlich zu viel Geld. Dass in den vier Jahren nichts geschah, soll daran liegen, dass der Bezirk andere Änderungen plante.

Nach Angaben des ADFC gab es dort mehrere ähnliche Unfälle, deshalb kontrolliert die Polizei auch regelmäßig. Bei der letzten Sonderaktion im März soll die Einsatzleiterin der Polizei die Ecke „gefährlich“ genannt haben, dies teilte der ADFC der Verkehrslenkung (VLB) per Mail mit und mahnte erneut einen Umbau an.

In drei Monaten ist nichts geschehen

Die VLB antwortete prompt telefonisch, mit einer guten Nachricht für Radfahrer: Nun soll das doppelte Rechtsabbiegen verboten werden und Radfahrer eine eigene Ampelphase erhalten. Die VLB ist die Behörde, die seit Monaten in den Schlagzeilen ist, weil sie kein Personal hat. Zwei Tage nach der Mail des ADFC verunglückte Kesten, auch er zufälligerweise ADFC-Mitglied, auf dieser Kreuzung.

Seitdem sind wieder drei Monate vergangen. Passiert ist – nichts. In der Ankündigung der Polizei zur heutigen Kontrolle heißt es: „Es kommt darauf an, sich als Radfahrer die typischen Gefahren an Kreuzungen und Einmündungen im dichten Großstadtverkehr ständig ins Gedächtnis zu rufen.“ 

Lesen Sie mehr im Tagesspiegel - samt lebhafter Leserdiskussion: Berlin ist die Stadt mit dem geringsten Anteil an Autoverkehr und die Zahl sinkt weiter - Autofahrer müssen also Platz machen. Erstmals entschieden sich mehr Berliner für den Fußweg als für das Auto. In Zukunft sollen Fußgänger und Radfahrer mehr Platz bekommen.

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