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Ab damit. Auch Schauspieler Stefan Jürgens hat sich für Movember rasieren lassen.

© Kai-Uwe Heinrich

Movember in Berlin: Beim Barte der Berliner

Runter mit der Wolle! Der Movember hat begonnen, das heißt: Lasst euch Schnurrbärte wachsen. Die Bewegung will dazu anregen, dass Männer sich mehr Gedanken über ihre Gesundheit machen.

Es klingt wie der Beginn eines schlechten Witzes: Was haben ein Schnurrbart und Prostatakrebs gemeinsam? Je weniger man sich drum kümmert, desto schlimmer wird’s? Nein, dieser Witz hat keine Pointe. Die Antwort lautet einfach: Gar nichts. Und dennoch verbinden Millionen Menschen auf der ganzen Welt den Oberlippenbart mit einer der tückischsten Männerkrankheiten. Und dass dies so ist, war ursprünglich wirklich als Witz gemeint.

Eine Kneipenwette unter Studenten, irgendwo in Adelaide, irgendwann im Jahr 2003, sagt die übermittelte Legende, der Gründungsmythos der Movember-Bewegung. Welcher Trend, fragten rund 30 junge Australier in einer Bierlaune, kommt ganz sicher nicht wieder? Klar, der Schnurrbart! Seit Magnum sah das doch bei niemandem mehr gut aus, und schöne Menschen entstellt vielleicht nichts, aber diese Phase der Gesichtsbehaarungs-Mode ist doch nun endgültig vorbei, oder? Die Wette: Einen Monat wachsen lassen, nur Oberlippe, schöner Balken. Mal abgesehen davon, dass die Studenten von damals die Alleskommt-irgendwann-wieder-Kraft der Mode unterschätzt haben, waren sie verblüfft: Jeder, wirklich jeder sprach sie auf ihre Bärte an. Und die jungen Männer erkannten die Macht des Schnauzbarts.

Zwölf Jahre, fünf Millionen Teilnehmer, 465 Millionen Euro

Zwölf Jahre später lässt sich Schauspieler Stefan Jürgens zum ersten Mal professionell rasieren. „Der Eventcharakter ist wirklich geschickt“, sagt er, als Barbier Garry im Gentlemen’s Circle in Mitte gerade das Messer ansetzt. Das ist das Spiel: Egal, was für einen Bart sie hatten, Männer starten glattrasiert in den November. Bis zum Ende des Monats darf nur der Schnauzbart wachsen. Movember heißt das, ein Kofferwort aus dem Monat des Events und dem englischen Wort für Schnurrbart: Moustache. Wie viele andere Männer wird Stefan Jürgens am Ende des Monats einen prächtigen Schnauzbart tragen. Auf der Internetseite de.movember.com kann sich jeder registrieren, ein Profil anlegen, ein Team gründen und Spenden sammeln, die Projekten rund um die Männergesundheit zugute kommen.

Weltweit haben fünf Millionen Teilnehmer so inzwischen 465 Millionen Euro gesammelt worden, 1000 Forschungsprojekte hat die Movember Foundation seit 2003 unterstützt. In Deutschland, wo die Movember Foundation seit diesem Jahr als gemeinnützige Organisation registriert ist, fließen die Spenden in den Deutschen Förderverein Hilfe bei Prostatakrebs. Im vergangenen Jahr sammelten rund 10 000 Teilnehmer in Deutschland mehr als 450 00 Euro. Doch das Sammeln im Freundeskreis ist nur ein Aspekt. „Die Grundidee ist, Gespräche anzuregen“, sagt Michael Fischer. „Wer sich einen Bart wachsen lässt, der erfüllt automatisch die Funktion des Botschafters. Das ist die einfachste Möglichkeit, uns zu unterstützen.“

"Die wahren Helden sind diejenigen, die kaum Bartwuchs haben"

Prostatakrebs ist die dritthäufigste Todesursache bei Männern. 2011 starben täglich etwa 35 Betroffene. Die Erkrankung ist die am häufigsten diagnostizierte Krebsart bei Männern. „Männer reden überhaupt sehr wenig über ihre Gesundheit. Da haben Frauen eine Vorbildfunktion“, sagt Fischer. Auch Frauen können mitmachen, Spenden sammeln, auch ohne Bart. Und: Keine Angst vor wenig Wuchs! „Der Wille zählt“, sagt Fischer. Am 26. November wird bei einer Abschlussveranstaltung in Berlin nicht nur der schönste Schnauzer ausgezeichnet, es gibt auch einen Preis für den „Lame Mo“, den am wenigsten gewachsenen Bart. „Einen Schnauzbart in zwei Tagen wachsen zu lassen, das kann jeder“, sagt Fischer. „Die wahren Helden sind diejenigen, die kaum Bartwuchs haben, aber trotzdem einen Monat lang ihr Gesicht für Männergesundheit opfern.“

Damit hat Stefan Jürgens keine Probleme, sein Bart wächst ordentlich, „mit Bärten bin ich sehr vertraut“, sagt er. Schnurrbart trägt er regelmäßig für seine Rolle in Soko Wien (ZDF). „Am Anfang war es eher ein Porno-Schnäuzer, mittlerweile ist es ein seriöses Gewächs geworden“, sagt er lachend. Zum ersten Mal gibt er sein Gesicht in diesem Jahr für Movember her. „Ich gehöre ja auch zur Zielgruppe, Männer im reiferen Alter“, sagt der 52-Jährige. „Natürlich gibt es in meinem Umfeld eine Menge Beispiele. Movember ist auch ein Weckruf an sich selbst. Eine Verschärfung der Wahrnehmung.“ Ihm gefällt vor allem die heitere Note am Movember. „Wenn Sie jetzt jemanden mit Schnurrbart auf der Straße treffen, fragen Sie ihn: Machen Sie bei Movember mit? Dann kommen Sie auf jeden Fall ins Gespräch.“

Für ihn selbst hat sich Movember schon gelohnt. Der Arztbesuch, den er lange vor sich her geschoben hat, wird nun tatsächlich stattfinden: „Ich habe einen Termin“, sagt Jürgens. Kein Witz.

Mehr Infos und Anmeldung unter: de.movember.com. Dort wird auch der Ort der Abschlussparty bekanntgegeben, die am 26. November in Berlin stattfinden soll. Die Bar Belushi's, Rosa-Luxemburg-Str. 39-41, Mitte, lädt heute, 18 Uhr zum gemeinsamen „Shave down“, zu Deutsch: Rasur.

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