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Berlin: Muslimischer Zwist

Abdurrahim Vural hat den Islamunterricht erkämpft Jetzt bedrohen seine Vorwürfe dessen Existenz

Was Abdurrahim Vural sich in den Kopf setzt, zieht er durch. Ob es darum ging, im Land Berlin Religionsunterricht für islamische Kinder anzubieten, den umstrittenen Moscheeprediger Yakup T. vor seiner Ausweisung zu bewahren oder die Sürücü-Brüder juristisch zu beraten – der Präsident der Islamischen Religionsgemeinschaft und langjährige Justitiar der Islamischen Föderation hat einiges erreicht, seit er vor 26 Jahren aus der Türkei nach Berlin kam. Nun hat es den Anschein, als gefährde er einen Teil seines eigenen Lebenswerkes.

Wie gestern berichtet, hat Vural Strafanzeige gegen Vorstandsmitglieder der Islamischen Föderation erstattet. Er wirft ihnen vor, durch eine ungültige Wahl an ihre Posten gekommen zu sein und ihre Religionslehrer gezwungen zu haben, 20 Prozent des Gehaltes an die Föderation auszuzahlen. Die Folge ist, dass die Senatsverwaltung für Kultur Personalkostenzuschüsse von rund 200 000 Euro zurückhält. Dadurch ist also genau das gefährdet, was Abdurrahim Vural durch sein zähes und zehnjähriges juristisches Ringen gegen das Land Berlin erreicht hat: der Religionsunterricht der Föderation.

Vural wehrt sich allerdings gegen den Eindruck, er habe seine Vorwürfe nur öffentlich gemacht, um seine Entmachtung innerhalb der Organisation zu rächen. Ihm gehe es vielmehr darum, „den guten Ruf der Islamischen Föderation“ zu retten. Es sei besser, das Gebahren des „durch eine ungültige Wahl“ an die Macht gekommenen Vorstands rechtzeitig aufzudecken, als darauf zu warten, dass die Verwicklungen noch schlimmer würden. Zudem fragt Vural, „mit welcher Moral“ ein Lehrer unterrichten könne, der aus Angst um seinen Job auf Teile des Gehaltes verzichte.

Der amtierende Vizepräsident der Föderation, Burhan Kesici, hatte bereits am Freitag alle Vorwürfe scharf zurückgewiesen. Davon lässt Vural sich aber nicht beeindrucken. Er spricht im Zusammenhang mit dem neuen Vorstand von „gefährlichen Rechtsbrechern“. Vural erklärte auch, warum die Lehrer seiner Ansicht nach überhaupt bereit seien, sich auf den Gehaltsverzicht einzulassen: weil viele von ihnen aufgrund mangelnder Ausbildung und Deutschkenntnisse keine Chance hätten, eine andere Arbeit zu bekommen. Sie unterrichten zurzeit rund 4000 Kinder.

Steffen-Rainer Schulz von der Evangelischen Kirche bestätigte gestern auf Anfrage, dass die Religionsgemeinschaften nicht befugt seien, die Personalkostenzuschüsse des Landes für etwas anderes auszugeben als eben für die Religionslehrer. Anders verhält es sich bei den Zuschüssen zu den Privatschulen: Dies sind zwar formal auch Personalzuschüsse, sie müssen aber nicht nachweislich nur für Gehälter ausgegeben werden.

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