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Berliner Grundschüler schneiden schlecht in Mathe und Lesen ab - eine Folge der Reformen?

© dpa

Nach Grundschul-Studie: CDU stellt Früheinschulung infrage

Die neue Länderstudie bescheinigt Berliner Grundschülern unterdurchschnittlich schlechte Leistungen im Lesen und Rechnen. Das bestärkt die Kritiker der Berliner Grundschulreform – auch SPD, Grüne und Linke zweifeln.

Das schlechte Abschneiden der Berliner Viertklässler bei der neuen Schulstudie der Länder nährt die Zweifel am Sinn der Berliner Grundschulreform. Insbesondere der Berliner Sonderweg bei der Einschulung mit fünf Jahren ist in die Kritik geraten. CDU, SPD, Grüne und Linkspartei fordern von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) eine offene Auseinandersetzung mit dem Thema.

„Der Ländervergleich wirft die Frage auf, inwiefern die reformierte Schuleingangsphase tatsächlich zur Steigerung der Leistungsfähigkeit der Berliner Grundschüler beigetragen hat“, sagte die schulpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Hildegard Bentele. Dabei stellte sie neben dem jahrgangsübergreifenden Lernen auch die Früheinschulung zur Diskussion. „Man muss ehrlich fragen, was die Einschulung mit fünf Jahren gebracht hat“, meint auch die Vorsitzende des Bildungsausschusses im Abgeordnetenhaus, Renate Harant (SPD). Wenn man die Studie der Kultusministerkonferenz ernst nehme, müsse man Konsequenzen ziehen. Dazu könne als erster Schritt gehören, dass die frühe Einschulung evaluiert werde.

Die Linkspartei sieht keinen Grund, um jeden Preis an der frühen Schulpflicht festzuhalten. Ihre schulpolitische Sprecherin Regina Kittler fragte am Freitag, ob das Beharren auf dieser Berliner Sonderheit finanzielle Gründe haben könnte, da die Kinder früher die Kita verlassen. Grüne und Landeselternausschuss waren schon in den vergangenen Wochen auf Abstand zu der frühen Schulpflicht gegangen.

Bildungssenatorin Scheeres sieht hingegen keinen Anlass, jetzt ein Kernstück der Grundschulreform von 2005 über Bord zu werfen. „Es wäre absolut falsch, jetzt die Reform der Reform durchzuführen. Denn die Maßnahmen sind richtig und an den Stellen, an denen man nachsteuern musste, wurde nachgesteuert.“ Als Beispiel nennt Scheeres die Wahlfreiheit der Grundschulen beim jahrgangsübergreifenden Lernen und die Möglichkeit der Eltern, Rückstellungen ihrer Kinder zu beantragen. Der Tagesspiegel hatte allerdings diese Woche aufgedeckt, dass die Bildungsverwaltung die Möglichkeit der verspäteten Einschulung in ihrem neu aufgelegten Elternratgeber neuerdings ausdrücklich als „Ausnahme“ kennzeichnet.

Scheeres betonte, dass die Einführung von bundesweiten Bildungsstandards ein „Schritt in die richtige Richtung“ gewesen sei. „Oberstes Ziel“ müsse sein, dass alle Berliner Grundschüler, auch diejenigen, die aus schwierigen sozialen Verhältnissen oder aus nicht deutschsprachigen Elternhäusern kommen, diese Standards voll erfüllen.

Der Landeselternausschuss forderte als Reaktion auf die Studie, Veranstaltungen zur Lehrerweiterbildung nicht nur am Berlin-Brandenburgischen Landesinstitut in Ludwigsfelde anzubieten, sondern auch dezentral in den Bezirken. Die Angebote müssten „im Lehralltag realistisch erreichbar“ sein, erklärte der Vorsitzende Günter Peiritsch. Özcan Mutlu, bildungspolitischer Sprecher der Grünen, forderte eine „Bildungs- und Sprachoffensive für Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache“.

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