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Freie Fahrt. Die gibt es bei der BVG auch bei der Doppel-Bezahlung von Führungskräften. Hier gibt Chefin Sigrid Evelyn Nikutta eine Menge Geld aus.

© Gregor Fischer/dpa

Nahverkehr in Berlin: BVG zahlt Führungskräften doppelte Gehälter

Der Führungswechsel in mehreren Bereichen der BVG wird teuer: Zum Teil werden Leiter parallel bezahlt – oder es gibt Abfindungen.

Die BVG hat’s. Zumindest bei ihren Führungskräften. Durch die Personalrochade gleich in mehreren Bereichen zahlt das landeseigene Unternehmen nach Tagesspiegel-Informationen gleich für zum Teil mehrere Jahre doppelte Gehälter. Auf Anfrage wollte sich das Unternehmen dazu nicht äußern.

BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta löst, wie berichtet, im nächsten Jahr die Leiter der U-Bahn und der Straßenbahn ab und ersetzt sie durch ihre Wunschkandidaten. Der derzeitige U-Bahnchef Hans-Christian Kaiser hat allerdings noch einen Vertrag bis 2020. Zunächst soll er seine Nachfolgerin Nicole Grummini noch sechs Monate lang einarbeiten. Für die Zeit danach muss die BVG eine andere Tätigkeit für Kaiser finden. Im Gespräch ist ein Repräsentationsjob für die internationalen Kontakte der BVG. Ein Amt, das es bisher nicht gibt. Als U-Bahnchef hat Kaiser die Kontakte zu seinen Kollegen im In- und Ausland selbst gepflegt. Selbst wenn Nikutta ihn überreden sollte, das Unternehmen vor Ablauf des Vertrags zu verlassen, wäre eine üppige Abfindung fällig.

Auch hier ist die BVG nicht geizig. Als sich Nikutta vor rund eineinhalb Jahren vom damaligen Marketingchef Winfried Kramer trennte, soll sie seinen Abschied mit einer üppigen Abfindung versüßt haben. Nach Tagesspiegel-Informationen überweist ihm die BVG insgesamt 42 Monatsgehälter – bei einem Jahreseinkommen von mehr als 100 000 Euro. Kramer, der zuvor bei der S-Bahn beschäftigt und 2007 zur BVG gewechselt war, gilt als ausgezeichneter Marketing-Experte. Trotzdem musste er die BVG verlassen – genauso überraschend wie er einst von der S-Bahn zum Landesunternehmen gewechselt war.

Drei Jahre Beratervertrag

Knall auf Fall hatte sich Nikutta Anfang des Jahres auch vom Chef des Busbereichs, Martin Koller, getrennt. Um ihn elegant loszuwerden, griff die BVG auf eine aus ihrer Sicht bewährte Methode zurück: Sie vermittelte Koller einen Job beim Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) – bezahlt ihm jedoch sein Gehalt für ein Jahr weiter. Schon in der Vergangenheit – noch weit vor Nikuttas Amtsantritt, war das Landesunternehmen bei einem anderen führenden Mitarbeiter ähnlich verfahren. Auch er war – auf Kosten der BVG – beim VDV beschäftigt.

Weiter bezahlen will die BVG zudem den Straßenbahnchef Klaus-Dietrich Matschke, der im nächsten Jahr in den Ruhestand geht. Er soll nach Tagesspiegel-Informationen für drei Jahre einen Beratervertrag erhalten, von dem vor allem sein Nachfolger profitieren soll.

BVG kann sich das sogar leisten

Neuer Chef der Straßenbahn wird, wie berichtet, der in diesem Bereich unerfahrene 39-jährige Rico Gast, der bisher als Leiter der Stabsabteilung Geschäftsentwicklung im direkten Umfeld von Nikutta gearbeitet hat. Er wird bereits zum 1. Oktober zur Straßenbahn wechseln und am 1. Januar 2017 die komplette Leitung des Bereichs übernehmen. Matschke wird bis zu seinem Ausscheiden noch bis März seinen Nachfolger „tatkräftig unterstützen“, wie die BVG mitteilte. Ein halbes Jahr lang zahlt die BVG damit zwei Leitergehälter bei der Straßenbahn und bei der U-Bahn.

Nach der Bilanz kann sich die BVG die Ausgaben für ihre Führungsriege sogar leisten: Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen in der Konzern-Bilanz einen Überschuss in Höhe von 18,3 Millionen Euro ausgewiesen – vor allem dank der Zuwendungen des Senats.

Und die Einnahmen sollen weiter sprudeln. Längst tüfteln die Fachleute der Unternehmen im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) die Modalitäten für die nächste Erhöhung der Fahrpreise aus, die 2017 kommen soll.

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