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Potsdamer Professorin: Neue Plagiatsvorwürfe gegen Mathiopoulos

Die Internetplattform „VroniPlag“ hat die Dissertation der Potsdamer Honorarprofessorin und FDP-Politikerin Margarita Mathiopoulos noch einmal untersucht. Demnach sollen mehrere Seiten nicht in Ordnung sein.

Gegen die Potsdamer Honorarprofessorin und FDP-Politikerin Margarita Mathiopoulos, werden neue Plagiatsvorwürfe erhoben. Mathiopoulos wird beschuldigt, größere Teile ihrer Dissertation „Amerika: das Experiment des Fortschritts“ ohne Quellenangabe abgeschrieben zu haben. Auf der Internetseite „VroniPlag“, die auch das Plagiat der FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin aufgedeckt hat, heißt es, dass mehr als 30 Prozent der Dissertation auf Plagiaten beruhten. Vorgelegt hatte Mathiopoulos ihre Dissertation 1986 an der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn, ihr Gutachter war der renommierte Politikwissenschaftler Karl Dietrich Bracher.

Die Arbeit steht seit 1989 unter Plagiatsverdacht und war Gegenstand eines Gutachtens der Universität Bonn. Seinerzeit galten rund fünf Prozent der Seiten als Plagiatfundstellen. Die diskutierten Quellen wurden von „VroniPlag“ neu untersucht. „Die Funde konnten erheblich ausgeweitet werden“, heißt es auf der Internetseite. Nach den neuerlichen Untersuchungen kommt „VroniPlag“ auf 131 Seiten mit Stellen, die nicht in Ordnung seien, 37,2 Prozent der Arbeit.

Margarita Mathiopoulos sieht keinen Grund, die wissenschaftliche Qualität ihrer Arbeit infrage zu stellen. Sie berief sich am Freitag auf das Gutachten der Universität Bonn, die den Plagiatsvorwurf für nicht bestätigt befand. Bei ihrer Ernennung zur Honorarprofessorin an der TU Braunschweig wie auch an der Universität Potsdam seien „von namhaften Kollegen“ Gutachten über ihre wissenschaftlichen Arbeiten erstellt worden.

Die Universität Bonn will im Fall Mathiopoulos bislang nicht wieder tätig werden. Die Philosophische Fakultät wolle den Doktortitel nicht entziehen. Für das Einleiten eines Überprüfungsverfahrens brauche es mehr als bloße quantitative Angabe. „Die bisherigen Angaben reichen noch nicht für ein Überprüfungsverfahren, es muss klar werden, dass es sich an den fraglichen Stellen nicht um ihre eigene Leistung handelt“, sagte der stellvertretende Pressesprecher der Universität Bonn, Klaus Herkenrath. Die Universität Potsdam bedauerte es, kurzfristig zu der Angelegenheit keine Auskunft geben zu können. Hier hatte es in jüngster Vergangenheit einen Plagiatsfall gegeben, einem Mathematikprofessor war vorgeworfen worden, aus einem englischsprachigen Sachbuch abgeschrieben zu haben.

Mathiopoulos kam im Februar 2002 als Honorarprofessorin für US-Außenpolitik und Internationale Sicherheitspolitik an das Historische Institut, Universität Potsdam. Gleichzeitig wurde sie Gründerin und Geschäftsführende Direktorin des „Potsdam Center for Transatlantic Security and Military Affairs“, das bald scheiterte. Mathiopoulos war 1987 von Willy Brandt zur Parteisprecherin nominiert worden. Nach Streitigkeiten um das neue Amt in der SPD zog sie ihre Bewerbung zurück. Der Streit eskalierte dennoch, bis Brandt schließlich nach 23 Jahren von seinem Amt als Vorsitzender der SPD zurücktrat. Mathiopoulos war von 1987 bis 1989 Vize-Direktorin am Aspen-Institut in Berlin. Als Unternehmerin ist sie auch im Umfeld der Rüstungsindustrie tätig. Im Juli 2001 wurde sie Mitgründerin der European Advisory Group (EAG), die Sicherheitsberatung auch im militärischen Bereich anbietet.

Nach ihrem Beitritt zur FDP war Margarita Mathiopoulos 2002 auch außen- und sicherheitspolitische Beraterin des FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle; von 2003 bis 2005 war sie Vorsitzende des Bundesfachausschusses Außen- und Sicherheitspolitik der FDP, und seit 2005 ist sie auch Vorsitzende des Transatlantischen Forums. Von 1987 bis 2006 war Mathiopoulos mit dem CDU-Politiker und zwischenzeitlichen Berliner Spitzenkandidaten Friedbert Pflüger verheiratet.

Jan Kixmüller

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