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Ex-Wehrmachtssoldat: Angeklagter Wehrmachtsoffizier lebt in Reinickendorf - inzwischen ist er freigesprochen

Ein 91-jähriger Ex-Soldat aus Reinickendorf ist in Italien in Abwesenheit verurteilt worden - zu lebenslanger Haft. Erst die nächste Instanz erkennt keine ausreichenden Beweise.

Der ehemalige Wehrmachtssoldat Helmut O., der vergangene Woche in einem der letzten großen NS-Prozesse in Italien in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt worden ist, lebt in einem Wohnhaus in Reinickendorf. Ein Militärgericht in Verona befand den 91-Jährigen und sechs weitere Wehrmachtsangehörige für schuldig, im Frühjahr 1944 an Massakern in Norditalien beteiligt gewesen zu sein. Dabei wurden mehr als 350 Zivilisten ermordet. Trotzdem wird der Berliner nicht ausgeliefert. Inzwischen allerdings ist er freigesprochen worden: Die nächste Instanz habe keine ausreichenden Beweise für seine Anwesenheit bei den Massakern gefunden, hieß es von Prozesskennern. Das Auswärtige Amt war dazu nicht zu erreichen.

Eine Sprecherin des Bundesjustizministeriums wies daraufhin, dass Deutschland ohnehin nur dann eigene Staatsbürger zum Haftantritt ausliefere, wenn diese dem zustimmten. Ein Absitzen der Strafe in Deutschland wiederum sei zwar möglich, Italien müsse dazu aber bestimmte Voraussetzungen erfüllen. So müsse den deutschen Behörden dargelegt werden, dass der Angeklagte ordnungsgemäß vorgeladen war und die Möglichkeit zur Verteidigung hatte. Ob Italien um eine Vollstreckung der Strafe in Deutschland gebeten hat, war nicht in Erfahrung zu bringen.

Am kommenden Sonnabend wollen linke Gruppen gegen den früheren Wehrmachtssoldaten vor dessen Wohnhaus demonstrieren. Helmut O. gehörte zur Division „Hermann Göring“. Während der sogenannten „Partisanenbekämpfung“ wurden von deutschen Einheiten in der Toskana und der Emilia Romagna ganze Ortschaften niedergebrannt. Die Organisatoren der Proteste am kommenden Sonnabend fordern, dass „NS-Mörder ausgeliefert werden und sich dem italienischen Gericht und den Angehörigen der Ermordeten stellen“.

Gegen O. ist nach Tagesspiegel-Informationen auch in Deutschland wegen Mordes ermittelt worden – das Verfahren wurde jedoch eingestellt. Der frühere Wehrmachtsmann war am Montag nicht zu erreichen.

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