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Flughafenchef Mehdorn braucht mehr Geld, das ist schon lange klar. Wann der BER eröffnet wird, ist hingegen weiter unklar. Ende des Jahres will er den endgültigen Termin nennen.

© dpa

Pannen-Flughafen Schönefeld: Mehdorn will Termin für BER-Eröffnung noch 2014 nennen

Hartmut Mehdorn überrascht mal wieder mit einer unorthodoxen Kalkulation. Für die Eröffnung des Pannen-Airports BER nennt der Flughafenchef einen Termin – an dem er sie ankündigen will.

Hartmut Mehdorn hat sich festgelegt: Er braucht von Berlin, Brandenburg und dem Bund wie berichtet noch 1,1 Milliarden Euro, um den Pannen-Airport in Schönefeld fertig zu bauen – aber nicht mehr. Das hat der Flughafenchef am Wochenende in Interviews erklärt. Es seien zudem nicht alles Mehrkosten, „wir bauen auch mehr Flughafen.“ Allerdings nannte Mehdorn eine falsche, um 400 Millionen Euro zu geringe Endsumme, die der neue Flughafen dann gekostet haben wird. Er sprach von 5,4 Milliarden Euro. Tatsächlich werden es 5,8 Milliarden Euro sein.

Im Gegensatz zu Mehdorns Schönrechnerei sind nach Flughafen- und Gesellschafterangaben bereits 4,7 Milliarden Euro in den einst mit 2,5 Milliarden Euro kalkulierten BER geflossen. Und zwar über Zuschüsse der Eigentümer, Kredite und vom Flughafen  selbst erwirtschaftetes Geld. Wie teuer der BER am Ende wird, soll Mehdorn dem Aufsichtsrat bis zur Sitzung Ende Juni vorrechnen. Einen Eröffnungstermin wird es dann weiter nicht geben. Mehdorn sagte aber, dass ein Datum „spätestens Ende des Jahres“ bekannt gegeben wird. Wie schon zuvor beteuerte er, der Termin werde dann auch gelten: „Das garantiere ich.“

Mehdorn verfolgt ein ehrgeiziges Ziel

Nach Tagesspiegel-Informationen peilt Mehdorn weiter einen Start im Jahr 2016 an, was angesichts der Technikprobleme ehrgeizig ist. Die Finanzlage verschärft sich aber offenkundig nicht weiter. Noch vor wenigen Wochen hatte Mehdorn erklärt, dass in den geforderten 1,1 Miliarden Euro die Ertüchtigung des alten Schönefelder Terminals – dort sollen zusätzlich Billigflieger abgefertigt werden – sowie die Sanierung der aus DDR-Zeiten stammenden Nordbahn nicht enthalten sind.

Der Flughafen braucht aber weniger Geld für Schadensersatz wegen der kurzfristigen Absage 2012. Signalwirkung hat der Vergleich mit der Gesellschaft Air Berlin, die einst 48 Millionen Euro wollte und sich jetzt mit zwei Millionen Euro begnügte. Nach außen gibt sich Mehdorn regelmäßig zuversichtlich, wie es vorangeht. Doch selbst intern steht der BER-Chef damit ziemlich allein. Nach einem von der B.Z. jetzt publik gemachten Statusbericht vom Juni hat Mehdorn anonym zwölf BER-Verantwortliche mit Handampeln abstimmen lassen, wo sie das Projekt sehen: Zehn schalteten Rot, einer Gelb, nur einer Grün.

Der BER ist schon ein Fall für den Europäischen Rechnungshof

Und es droht neuer Ärger. Die bekannten Vergabeverstöße am BER, Millionenaufträge ohne Ausschreibungen, durch die etwa die Korruptionsaffäre um den gefeuerten Technikchef Jochen Großmann überhaupt möglich wurde, haben nun den Europäischen Rechnungshof auf den Plan gerufen. Die Streitsumme von 30 Millionen Euro, die womöglich zurückgefordert werden, ist allerdings überschaubar.

Sollte Mehdorn den BER mit 1,1 Milliarden Euro fertig bauen, wären das keine schlechten Aussichten. Nach einer dem Tagesspiegel vorliegenden, bislang unveröffentlichten Prognose des Chemnitzer Finanzwissenschaftlers Friedrich Thießen, der für die Grünen ein Wirtschaftlichkeitsgutachten erstellt hat, könnte der dann 5,8 Milliarden Euro teure Airport sich immer noch finanziell selbst tragen. Zwar stünde in der Bilanz nach dem Start ein jährlicher Verlust von 194,9 Millionen Euro, die abgeschrieben würden. Entscheidend ist, dass der Airport mit einem immer noch positiven Cash-Flow von 39,9 Millionen Euro, die für Investitionen genutzt werden könnten, Geld in den Kassen hätte. Zusätzliches Steuergeld wäre dann nicht mehr nötig.

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