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Über die Oberbaumbrücke wandeln die Nachtschwärmer zwischen Kreuzberg und Friedrichshain hin und her. Häufig fühlen sich Anwohner des gesamten Bezirks in ihrer Nachtruhe gestört.

© dpa

Partyszene in Friedrichshain-Kreuzberg: "Nacht-Bürgermeister" soll für Ruhe sorgen

Entlang der Partymeile in Friedrichshain-Kreuzberg gibt es immer wieder Ärger zwischen genervten Anwohnern und feierwütigen Clubgängern. Die Grünen wollen nun mit einem "Nacht-Bürgermeister" die Lage entschärfen.

Schnell noch ein Bier am Späti gekauft, vielleicht noch Zigaretten und eine ClubMate: Der Stopp am S-Bahnhof Warschauer Straße ist für viele Feierwütige der Auftakt einer langen Nacht. Denn von hier sind die Clubs an der Revaler Straße fußläufig zu erreichen. Laut der Sprecherin der Grünen für Clubkultur in Friedrichshain–Kreuzberg, Katrin Schmidberger, wird bei den Bürgersprechstunden der Missmut der Anwohner immer größer: „Die Besucher verursachten in den vergangenen Jahren immer mehr Lärm und Ärger“, sagt sie.

Konzept wurde bereits in Paris und Amsterdam erprobt

Nun soll nach den Vorstellungen der Grünen ein Aktionsplan mehr Ruhe schaffen. Das Konzept sieht vor, einen „Nacht-Bürgermeister“ oder Clubbeirat zu installieren. Dieser soll aus einer öffentlichen Jury, die aus Clubbetreibern, Anwohnern und Verwaltern bestehen soll, gewählt werden. „Das gleiche Konzept gibt es bereits in Paris und Amsterdam und wird dort gut angenommen“, sagt Schmidberger.

Mehr als 20 Clubs gibt es im Bezirk. Die meisten liegen zwischen Revaler und Warschauer Straße auf dem RAW-Gelände. „Das Clubleben ist schön, aber es hinterlässt Spuren. Nun geht es darum, die öffentliche Infrastruktur mit kleinteiligen Maßnahmen im Sinne der Anwohner und des Kiezes anzupassen“, sagt der grüne Bezirksverordnete Julian Schwarze.

Mülleimer und Toiletten gegen Spuren des Nachtlebens

Geplant sind neben weiteren Mülleimern und zusätzlicher Beleuchtung auch öffentliche Toiletten und häufigere Straßenreinigungen. Zusätzlich soll ein „Nacht-Bürgermeister“ oder Clubbeirat Abhilfe leisten: „Er soll eine moderierende Funktion einnehmen und als zentraler Ansprechpartner bei Anwohnern, Clubbetreibern, Politik und Verwaltung dienen. Es geht darum, präventiv Maßnahmen zu treffen“, sagt Schmidberger.

Dass das RAW-Gelände viele Menschen anzieht, findet sie gut, doch sieht auch sie die Konflikte zwischen Anwohnern und Feiernden: „Wir glauben nicht, dass das die Aufgabe der Polizei ist.“ Wie der Aktionsplan finanziert werden soll, bleibt offen: „Wir wollen prüfen, ob es Kooperationsmöglichkeiten gibt. Zum Beispiel bei den Gewerbebetreibern oder der BSR“, sagt Schwarze.

CDU hält nichts vom Plan der Grünen

Die CDU im Bezirk hält den Aktionsplan für eine weitere Schnapsidee der Grünen. „Alles, was wir an Problemen in Friedrichshain-Kreuzberg haben, hat Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) verursacht. Sie verschärft die Konflikte nur. Wenn sie überfordert ist, soll sie zurücktreten“, sagt CDU-Kreischef Kurt Wansner. Seiner Meinung nach ist die Polizei für die Ordnung rund um das RAW- Gelände zuständig: „Früher hatten wir das im Griff“, sagt er.

Im März soll der Antrag in der BVV verabschiedet werden.

Merle Collet

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