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Für sein neuestes Projekt fotografierte der Schwede Magnus Reed 70 prominente und nicht prominente Berliner in schwarz-weiß. Mit dem gleichnamigen Fotobuch "Berliner" möchte der Künstler zeigen wie die Hauptstadt heute ist.

© Magnus Reed

Porträtfoto-Band: Berliner Nachtleben in schwarz-weiß

„Hier endet die Nacht nie“, sagt der in Schöneberg lebende schwedische Fotograf Magnus Reed über die Amüsierszene der Stadt 70 Menschen, die sich darin bewegen, hat er für seinen Bildband „Berliner“ in Schwarz-Weiß porträtiert.

Die Loblieder aufs Berliner Nachtleben sind alle gesungen. Einheimische und Touristen schwärmen von den schillernden Clubs, Bars und Bühnen. Auf der Suche danach, was Berlin ausmacht, ist auch der aus Schweden zugewanderte Fotograf Magnus Reed auf Nachtleben und Unterhaltungsindustrie gestoßen. Doch Reed zeigt deren Akteure abseits des bunten Trubels, schlicht und ruhig in Schwarz-Weiß.

Für das Fotobuch „Berliner“ hat er 70 Menschen aus der Stadt porträtiert, Schauspieler, Models, Tänzer, Barkeeper, Stars und Unbekannte. „Ich wollte zeigen, wie Berlin heute ist“, sagt Reed. Clubchef Cookie, der eigentlich Heinz Gindullis heißt, blickt gelassen in die Kamera. Selbst die wilde Wahlberlinerin und Elektrosängerin Peaches strahlt Ruhe aus. Nur DJ Jake The Rapper grinst beinahe aggressiv und präsentiert den behaarten und tätowierten Bauch. Der bedenkliche Gesichtsausdruck von Schauspielerin Elli Gerlach, 96, die einst eine sogenannte Trümmerfrau war und später im Ballett des Friedrichstadt-Palastes tanzte, lässt erahnen, was sie alles erlebt hat. Auch Altplayboy Rolf Eden ist dabei, Songwriter Reinhard Mey, Sternekoch Tim Raue, Schauspieler Thomas Kretschmann, Kampfkünstler Claudio Manzari oder Model Shermine Shahrivar.

Bildergalerie: Ausstellung des Fotobuchs "Berliner" von Magnus Reed

Obwohl das Nachtleben schillernd ist, bleiben Reeds Bilder schwarz-weiß. Schließlich habe schon der Fotograf Helmut Newton festgestellt, Berlin sei eine schwarz-weiße Stadt, sagt Reed. Die Stadt zeige viele verschiedene Grautöne auf und sei nicht so farbig wie beispielsweise Barcelona, sagt Daniel Höferlin. Das ist der Chef des Asphalt-Clubs am Gendarmenmarkt, mit ihm zusammen hat Magnus Reed die Idee zum Buch im großen A3-Format ausgeheckt. Es sei nur die Fortführung einer Idee, die bereits während des Baus des Asphalt-Clubs und Restaurants entstanden sei, erzählen sie.

Damals wurden einige Berliner porträtiert, quasi als Schaufenster für die Vielfalt der Stadt. Noch heute hängen die Bilder überlebensgroß an den Wänden des Kellerrestaurants. Weil der Platz an den Wänden nicht ausreichte, musste ein Bildband her. Die meisten der Porträtierten sind Freunde oder Freunde von Freunden, Absagen habe es kaum gegeben.

Höferlin und Reed lernten sich vor 20 Jahren in Berlin kennen, damals modelte Höferlin noch. Später hatten sich beide über den gemeinsamen Kumpel Thomas Kretschmann wiedergetroffen. Vor über zwei Jahren zog Reed, der als Fotograf für große Modemarken bekannt wurde und auch schon die sogenannten Busenwunder Anna Nicole Smith und Pamela Anderson als Pin-ups vor der Kamera hatte, vom englischen Brighton nach Berlin.

Magnus Reed schwärmt vom Berliner Nachtleben. Im Gegensatz zu London sei es so friedlich und man komme in alle Clubs rein. „In Berlin endet die Nacht nie“, sagt der Fotograf. Er selbst gehe am liebsten ins Berghain, ins Cookies, in den Asphalt-Club und in die Bars rund um die Torstraße in Mitte. Wenn es abends dann mal gemütlicher sein soll, lädt er sich Freunde zum gemeinsamen Kochen in sein Schöneberger Studio in der Bülowstraße 90. Dort arbeitet Reed als Teil des schwedischen Künstlerkollektivs „Bülow 90“. Im vergangenen Sommer kam dort sogar Schwedens Kronprinzessin Victoria vorbei. In zwei Jahren will Reed vielleicht noch mal zur Kamera greifen und erneut Freunde von Freunden fotografieren. „Um zu sehen, wie Berlin dann ist“, sagt Reed. Denn die Stadt wandele sich stetig.

„Berliner“, Fotografien von Magnus Reed, Text von Kathrin Röggla, 35 Euro, erhältlich im Asphalt, Mohrenstraße 30 in Mitte, im Kulturkaufhaus Dussmann und in verschiedenen Museen.

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