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Praxisführer: Praktische Hilfe

Behandlungszahlen, Ärzteempfehlungen, Ausstattung und Qualität – wie der Praxisvergleich die ambulante Spezialmedizin Berlins durchleuchtet.

Kennst Du einen guten Arzt? Eine Frage, wie sie wohl täglich hundertfach gestellt wird, an Freunde oder Verwandte, an Hausärzte, Apotheker oder Krankenkassen-Hotlines. Eine Frage, die zeigt, wie sehr sich Patienten wünschen, sich mit ihrem Leiden in gute Hände zu begeben, aber auch, wie schwer man an die dafür nötigen Informationen gelangt. Denn gerade die ambulanten Mediziner sind – wenn es um harte Fakten geht – noch ein geschlossener Club. Während Krankenhäuser und Pflegeheime mittlerweile gesetzlich vorgeschrieben Qualitätsdaten veröffentlichen, ist es bei niedergelassenen Ärzten immer noch schwer, etwas über deren Leistungen zu erfahren.

Sicher, diverse Datenbanken im Internet spucken per Tastendruck Adressen und Sprechzeiten von Doktoren aus, und Bewertungsportale versuchen, Patientenerfahrungen zu bündeln. Aber wenn es um prüfbare Daten geht, tut sich ein Loch auf. Schon Fallzahlen, die zeigen, wie groß die Erfahrung des Arztes mit bestimmten Behandlungen ist, gelten als Verschlusssache.

Der Berliner Praxisvergleich macht diese Daten nun zunächst für 160 Berliner Spezialbehandlungszentren zugänglich. Monatelange, oft heftige Diskussionen mit den betroffenen Ärzten waren dafür notwendig. Aus verständlichen Gründen: Baten wir doch die Mediziner, Daten öffentlich zur Verfügung zu stellen, die ein Handwerker oder Anwalt nur seinem Steuerberater und dem Finanzamt offenlegen würde – nämlich die Menge der abgerechneten Leistungen. Der Mut der Berliner Mediziner zu Transparenz im Interesse ihrer Patienten verdient Respekt und Dank.

Der Praxisvergleich bietet den Patienten eine Informationsgrundlage, um mündig entscheiden zu können – am besten im vertrauensvollen Gespräch mit dem überweisenden Arzt. Denn das wollen und können wir mit diesem Angebot nicht ersetzen.

Und auch ein Ranking nach dem Motto: „Die zehn besten Schmerztherapeuten der Stadt“ ist der Praxisvergleich nicht, will es auch nicht sein. Für jeden Patienten sind unterschiedliche Kriterien bei der Arztwahl entscheidend – und die Betroffenen stellen anhand der verfügbaren Daten ihre ganz individuellen Rangfolgen der besten Mediziner auf.

DIE TABELLE

Die Tabelle, die Sie in jeder Folge finden werden, listet die Praxen der Stadt auf, die die jeweilige Behandlung anbieten und die sich freiwillig an unserem Vergleich beteiligt haben. Die Übersicht nennt Behandlungszahlen, Ausstattungsmerkmale, Qualitätsdaten, Serviceangaben – und präsentiert die Ergebnisse einer Befragung verschiedener Ärzte zu empfehlenswerten Spezialpraxen.

DIE BEHANDLUNGSZAHLEN

Die Diskussionen mit den Medizinern waren ein Nehmen und Geben und endeten manchmal auch im Kompromiss. Die Behandlungszahlen werden in den Tabellen deshalb nicht auf den letzten Patienten genau dargestellt, sondern in Bereichen. Also zum Beispiel in 50er oder 100er Schritten. Doch die genaue Zahl ist für die Zwecke unseres Praxisvergleichs auch gar nicht nötig, denn auch in der jetzt gewählten Darstellung sind die Unterschiede in den Behandlungszahlen bei den einzelnen Praxen trotzdem deutlich erkennbar - und damit auch die Unterschiede in der Erfahrung, in der Routine des Arztes mit dieser Erkrankung. Damit der Vergleich fair ist, haben wir darüber hinaus die Zahl der Ärzte in der jeweiligen Praxis dargestellt, die diese Fallzahlen erbringen.

DIE BEHANDLUNGSQUALITÄT

In der ersten Auflage der Serie werden sich zunächst nur wenige Parameter zur Behandlungsqualität selbst finden, zum einen weil es solche vergleichbaren Indikatoren für den ambulanten Bereich nur in seltenen Fällen gibt. Und zum anderen, weil sich an den vorhandenen Qualitätssicherungssystemen oft nur wenige Mediziner beteiligen, was ihre Aussagekraft sehr einschränkt.

Wir haben nur Praxen aufgenommen, die der Qualitätssicherung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin für die ausgewählten Behandlungen unterliegen. Die KV schreibt etwa bestimmte Qualifikationen und die regelmäßige Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen vor, wenn der Arzt die Leistung erbringen will. Außerdem gibt es regelmäßig Qualitätsprüfungen, Praxisbegehungen und Hygienekontrollen.

Einige Arztgruppen haben darüber hinaus eigene Qualitätssicherungsverfahren und Mindeststandards entwickelt, so zum Beispiel die Kardiologen für die Herzkatheter-Untersuchungen, die Gastroenterologen für die Darmspiegelungen und die Schwerpunktpraxen zur Behandlung von HIV und Aids. Auch diese Verfahren werden in der tabellarischen Darstellung berücksichtigt.

DIE ÄRZTEBEFRAGUNG

Wir haben niedergelassene Mediziner um Empfehlungen für Spezialpraxen gebeten. Denn sie sind es oft, die einen Kranken für eine Spezialbehandlung oder -untersuchung an einen Fachmediziner überweisen und danach weiter betreuen. Das heißt, sie kennen Stärken und Schwächen ihrer Kollegen sehr genau. Rund 1500 Ärzte haben sich an dieser Umfrage beteiligt und uns so ein umfassendes Stimmungsbild über die Qualität der Spezialbehandler gegeben, das für die Patienten eine wertvolle Information bietet.

Sicher, die Tabellen sind für unsere Leserinnen und Leser eine Herausforderung – aber eine, die sich im Interesse einer guten Arztwahl lohnt. Und die Tabelle steht nicht allein. Wie gewohnt werden die einzelnen Behandlungen in ausführlichen Reportagen und aufwändigen Grafiken leicht verständlich erklärt. Patientenporträts, Interviews und Beratungsadressen ergänzen das Angebot. Und verdient die Auswahl des für die eigene Gesundheit am besten geeigneten Mediziners nicht zumindest die gleiche Mühe wie die Entscheidung, welches Auto man sich anschafft?

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