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Die Karten für den Jubiläumsmarathon waren sofort ausverkauft – Schwarzmarkthändler wittern jetzt Geschäfte.

© Kai-Uwe Heinrich

Probleme beim Anmeldesystem: Marathon-Veranstalter laufen Betrügern hinterher

Berlins Sportler bereiten sich schon jetzt auf das Großereignis im kommenden Jahr vor: den Marathon, der dann zum 40. Mal stattfindet. Doch ein neues Anmeldesystem macht Probleme und die Organisatoren fürchten Schwarzmarkt-Geschäfte.

Es soll der große Jubiläumsmarathon werden, doch die Veranstalter von SCC Events müssen bei der Vorbereitung der 40. Berliner Laufveranstaltung am 29. September 2013 überraschend völlig neue Herausforderungen bewältigen: Weil die 31 000 auf dem freien Markt verfügbaren Startplätze innerhalb von nur dreieinhalb Stunden völlig ausgebucht waren, werden nun Schwarzmarkthändler horrende Preise verlangen, befürchtet der SCC. Zudem ist bekannt geworden, dass vertraglich mit dem Marathon-Ausrichter verbundene Reiseveranstalter die begehrten Startplätze mit einem Aufschlag verkaufen wollen. „Wir werden das prüfen und unterbinden, dass Veranstalter Kapital daraus schlagen wollen, dass die Plätze so knapp sind“, sagt Pressesprecher Thomas Steffens.

In diesem Jahr hat sich der SCC dabei selbst ein Bein gestellt, obwohl er doch seinen Teilnehmern eigentlich nur das Anmeldeverfahren erleichtern wollte. So klagten Läufer bei der Anmelderunde vor einem Jahr, dass die Internetseite wegen der Nachfrage nur langsam lief und dass sie abstürzte, wenn man endlich alles eingetippt hatte. „Bei dieser Runde wollten wir den Zugang erleichtern und haben in Absprache mit unserem IT-Anbieter die Leute viel weniger Felder ausfüllen lassen: Vorname, Name, Geburtstag und E-Mail-Adresse“, sagt Steffens. Am Tag der Freischaltung, am 25. Oktober, 12 Uhr, waren die Startplätze nach nur dreieinhalb Stunden weg. Die Preise, 60, 90 und 110 Euro, waren nach Zugriffszeit gestaffelt: Wer zuerst kam, zahlte den günstigsten Preis.

Nach dieser Voranmeldung verschickte der SCC eine Codenummer, und bis zum gestrigen Sonntagabend musste der Anmelder alle übrigen Daten – Gesundheitscheck, T-Shirt-Größe, Bankverbindung – angeben. Vier Fünftel aller Erstanmelder hatten ihre Buchung bereits am Donnerstag abgeschlossen.

So weit, so gut, doch für viele kommt erst jetzt das böse Erwachen. Vor allem für die vielen Interessenten in der ganzen Welt, die vom Speed-Anmeldeverfahren nichts mitbekommen haben. Thomas Steffens bestätigte auf Nachfrage, dass sich das Läuferfeld beim Jubiläumslauf anders zusammensetzen werde als sonst: Mehr Deutsche, weniger internationale Starter, sie machen sonst die Hälfte der Teilnehmer aus. In Australien, USA oder in Thailand haben viele Marathon-Fans noch die Anmeldepraxis aus der vergangenen Runde im Kopf, als die letzten Plätze nach sechs Wochen vergeben waren. 2011 war der Marathon sogar erst zu Jahresbeginn ausverkauft. Viele Läufer selbst aus Deutschland wenden sich nun mit letzter Hoffnung an Reiseveranstalter, die wieder ein Kontingent von 8000 Startplätzen vom SCC bekamen. Doch da machte etwa ein Berliner, der sich an den Tagesspiegel wandte, die bittere Erfahrung, dass er plötzlich 170 Euro „inklusive Servicegebühr“ zahlen sollte. Die Veranstalterin sagte dazu, sie wolle dem Mann, der mit seinem Vater zum vierten Mal dabei sein wollte, einen Gefallen tun, indem sie ihn auf die Warteliste setze und einen Läuferplatz abtrete, falls sie nicht alle Marathon-Reisepakete inklusive Hotel und Anreise an ihre skandinavischen Kunden verkaufe. SCC-Sprecher Thomas Steffens verurteilte dieses Vorhaben. „Wir werden solche Praktiken nicht dulden und verfolgen.“ Marathon-Insider berichten, dass Reiseveranstalter bei ihren Paketangeboten angesichts der ohnehin stark erhöhten Hotelzimmerpreise während der Marathonsaison noch einmal zusätzliches Geld verlangen und dies dem Kunden gegenüber mit den teuren Übernachtungspreisen begründen.

„Die Situation in diesem Jahr hat uns alle überrascht, wir werden unsere Partner-Reiseveranstalter überprüfen und auch bei der Ausgabe der Startnummern am 29. September noch genauer Ausweis und ausgedruckte Anmeldebestätigung kontrollieren“, kündigt Steffens an. Einzelne Schwarzmarktanbieter, die jetzt wohl wie bereits in den Vorjahren Anmeldungen auf Ebay verkaufen werden, wolle man wegen des hohen Aufwandes nicht anzeigen, wohl aber den gesamten Anmeldevorgang fürs nächste Jahr kritisch überprüfen. In anderen Städten wie New York und Tokio werden die meisten Tickets verlost. Unterdessen hoffen bislang leer ausgegangene Läufer auf den 17. November, 18 Uhr: Dann werden Startplätze angeboten, die bisher nicht abgerufen wurden. Viele werden es nicht sein.

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